Zwischenbericht zum Unglück der Columbia

Die Untersuchungs-Kommission (CAIB) setzt ihre Arbeit zur Klärung der Ursachen des „Columbia“-Absturzes fort und führt nun eine Reihe öffentlicher Anhörungen durch.

Ein Beitrag von meiklampmann. Quelle: ESA.

Der Vorsitzende der von der NASA zur Unterstützung der CAIB eingesetzten „Columbia Task Force“ hat der ESA und den anderen ISS-Partnern vor einigen Tagen über den Stand der Ermittlungen ausführlich Bericht erstattet.

Inzwischen wurden Trümmerstücke im Umfang von mehr als 20 t geborgen, was rd. 20 % der „Columbia“-Gesamtmasse entspricht. Bisher wurde jedoch westlich von Texas noch nichts gefunden, obwohl Filmaufnahmen zeigen, daß bereits über Kalifornien Teile der Raumfähre niedergingen. In diesem Gebiet geht die Suche nach Überresten weiter.

Als bisher wichtiges Bauteil konnte das Experimentaufzeichnungsgerät geborgen werden. Dieses Magnetbandgerät dient der Aufzeichnung der Daten verschiedener Sensoren während des Aufstiegs und Wiedereintritts, die nicht direkt zum Boden übertragen werden können. Das geborgene Gerät wird gegenwärtig im Kennedy Space Center eingehenden Analysen unterzogen.

Es gilt jetzt als gesichert, daß sich am zweiten Flugtag ein 30 x 15 cm großes Teil von der „Columbia“ löste und drei Tage später in die Atmosphäre eintrat. Dies wurde bei der Auswertung von Radaraufzeichungen nach dem Unglück festgestellt.

Ferner deutet alles darauf hin, daß es 2 bis 3 Minuten vor dem Abbruch des Funkkontaktes zu einer sehr viel größeren Beschädigung gekommen ist. In diesem Zeitpunkt rollte die „Columbia“ entgegen dem Uhrzeigersinn um die Längsachse und führte eine Gierbewegung nach links aus.

In Winkelkanalversuchen und thermischen Analysen wurde nachgewiesen, daß Stoßwellen-Wechselwirkungen an einer beschädigten linken Tragfläche ähnliche Temperaturen hervorrufen können, wie sie die Sensoren der „Columbia“ angezeigt hatten, und daß Plasmaströme durch die Flügelhohlräume und dann im Hauptfahrwerksschacht zu Temperaturausschlägen der dort gemessenen Höhe führen können.

Als wichtiger beitragender Faktor wird nach wie vor der Umstand gewertet, daß sich beim Start ein Stück Isolierschaum vom Außentank gelöst hat und gegen die linke Tragfläche gestoßen hat.
Noch nicht gefunden wurde das an der linken Tragfläche aufgehängte Hauptfahrwerksbein, wogegen alle sechs Reifen und die beiden anderen Fahrwerksbeine geborgen werden konnten.

Das für den Außentank verantwortliche Team untersucht z.Zt. Möglichkeiten zur Sicherstellung einer besseren Haftung des Isolierschaums und zur orbitalen Inspektion und Reparatur der Außenflächen der Raumfähre bei künftigen Einsätzen.
Untersucht werden auch eine verbesserte photographische Erfassung kritischer Missionsabläufe sowie alternative Flugbahnen zur Minimierung der Aufheizung beim Wiedereintritt.

Stand der ISS und kurzfristige Planung
Alle ISS-Partner sind sich darin einig, daß die Raumstation ständig bemannt bleiben soll.

Gegenwärtig werden Überlegungen zur Wiederaufnahme der Raumtransporterflüge angestellt, wofür die NASA eigens ein „Flugwiederaufnahmeteam“ gebildet hat.
Grundsätzlich wurde vereinbart, daß die Raumstationsmannschaft auf zwei Mitglieder beschränkt werden soll, solange die Raumfähren Flugverbot haben. Dies soll ab April 2003 verwirklicht werden, wenn der nächste Sojus-Flug zur Ablösung der Mannschaft genutzt wird.

Zwischen der ESA und Rosaviakosmos wurde Einvernehmen über die umgeplanten Sojus-Flüge der ESA-Astronauten Pedro Duque und André Kuipers erzielt. Duque soll nun im Oktober/November dieses Jahres und Kuipers im April/Mai 2004 zur ISS reisen.

Die jetzige dreiköpfige ISS-Mannschaft ist mit der weiteren Routinewartung der Stationssysteme und einer Inspektion der ISS mit Hilfe des Roboterarms Canadarm2 beschäftigt.
Der von der ESA entwickelte Handschuhkasten für Experimente unter Schwerelosigkeit ist wieder in Betrieb. Er ermöglicht den Mannschaftsmitgliedern die Durchführung einer Vielfalt von Versuchen auf verschiedenen wissenschaftlichen Gebieten einschließlich der Werkstoff- und Fluidwissenschaften, Verbrennung, Kristallwachstum und Biotechnologie.

Zur Versorgung der Raumstation im weiteren Verlauf dieses Jahres sowie im Jahr 2004 wurde ein ausführlicher Logistikplan aufgestellt, der auch den Einsatz des Automatischen Transferfahrzeugs (ATV) der ESA vorsieht. Das ATV soll im September 2004 zu seinem Jungfernflug gestartet werden, um Nachschub zur ISS zu befördern und deren Bahn anzuheben.

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