Aus bisher ungeklärter Ursache ist es wohl zu einem Zusammenstoß der beiden Mars-Sonden Mars Express und Mars Reconnaissance Orbiter gekommen. Spezialisten von NASA und ESA haben die Untersuchungen aufgenommen.
Ein Beitrag von Dominik Mayer. Quelle: NACA.
In den frühen Abendstunden des gestrigen Tages überschlugen sich die Ereignisse. Da die Raumfahrer.net-Redaktion derweil in aller Seelenruhe, ohne böses zu ahnen und vor allem ohne Internet in einem Münchner Lokal den Auftakt des diesjährigen Redaktions- und Vereinstreffens beging konnten wir sie leider ausnahmsweise nicht zeitnah informieren. Hier nun das Protokoll der möglichen Katastrophe.
Am frühen Abend des 31. März 2006, gegen 18:32 Uhr mitteleuropäischer Zeit, vermeldete das für Mars Express zuständige ESOC-Kontrollzentrum in Darmstadt einen Abbruch der Verbindung zur Raumsonde. Die Wissenschaftler hatten damit gerechnet, die neuesten Aufnahmen der vom DLR in Berlin entwickelten High Resolution Stereo Camera (HRSC), übertragen zu können. Da kurzzeitige Ausfälle der Kommunikation hin und wieder passieren, entschloss man sich, auf ein Lebenszeichen von Mars Express zu warten. Da dies bis zum jetzigen Zeitpunkt ausblieb, wurden die Antennen der ESA Tracking Stations (ESTRACK), dem Äquivalent zum amerikanischen Deep Space Network, auf den Mars ausgerichtet, um die genaue Position des Satelliten zu bestimmen.
Zeitgleich auf der anderen Seite des Atlantiks. Schauplatz des Geschehens: Jet Propulsion Laboratory (JPL), Passadena, Californien. Auch hier betreut man eine Sonde, sie umkreist ebenfalls den Mars, trägt den formschönen Namen Mars Reconnaissance Orbiter und ist zur Zeit damit beschäftigt, mittels Aerobraking von einer elliptischen in eine nahezu kreisförmige Umlaufbahn einzuschwenken. Dies geschieht zum größten Teil automatisch und bedarf kaum Personals. Doch gleichzeitig mit den europäischen Kollegen verliert man auch hier den Kontakt zur Sonde. Es ist 21:17 Uhr Ortszeit als man beschließt das Deep Space Network einzuschalten.
Die 620 Tonnen schwere Antenne in Cebreros, Spanien, ist in der Zwischenzeit fündig geworden. Mars Express befindet sich abseits seiner vermuteten Position und scheint sich unkontrolliert fortzubewegen. Ganz in der Nähe lokalisiert man eine zweite Sonde. Die Mitteilung aus den USA lässt zumindest erahnen, was geschehen ist. „Vermutlich kam der Mars Reconnaissance Orbiter in den derzeit wütenden globalen Marssturm.“ erklärt Pete Clarkson, Missionsspezialist am JPL. „Wir gehen davon aus, dass die Sonde aufgrund einer Fehleinschätzung der atmosphärischen Dichte nicht stark genug abgebremst wurde.“ Das erklärt allerdings immer noch nicht, wie es zu einem Zusammenstoß hätte kommen sollen. Auf ein leichter verständliches Modell übertragen wäre es genauso wahrscheinlich, wie das zufällige Zusammentreffen zweier Ameisen auf einem Fußballplatz, wenn man davon ausgeht dass eine Ameise lediglich von einem Tor zum anderen auf und ab läuft und die andere von einer Ecke zur anderen. Ach ja, die zweite wird dabei immer langsamer.
Das Aufeinandertreffen zweier Sonden wird durch komplizierte Bahnberechnungen im Grunde völlig ausgeschlossen. Entsprechend ratlos sitzt man jetzt in den Kontrollzentren. Sollten die beiden Sonden in der Tat verloren sein, wäre der Verlust für die Wissenschaft gravierend, hatte man doch für die nächsten Jahre sehr genaue Pläne. Raumfahrer.net wird sie natürlich weiterhin auf dem Laufenden halten.
Wie Ihnen (im Gegensatz zu Google News 😉 sicherlich aufgefallen ist, haben wir uns einen kleinen Aprilscherz erlaubt. Den Sonden geht es, zumindest soweit wir das beurteilen können, den Umständen entsprechend gut. Wir hoffen, Sie nicht zu sehr geschockt zu haben und verbleiben bis zum 1. April 2007 in gewohnter Seriösität.