Wenn Galaxien aufeinandertreffen , ist dies immer eine Quelle der Wiedergeburt und Erneuerung. Nun wurde beim Zusammentreffen zweier Galxien die Entstehung einer Supernova beobachtet.
Ein Beitrag von Felix Herrmann. Quelle: ESO News Release.
Das Leben ist schon nicht einfach, nicht einmal für Galaxien. Manche kommen tatsächlich im Laufe der Zeit so nah an die ihnen nebenstehende Galaxie heran, dass sie durch den Kontakt ziemlich zerstört werden. Aber solche Zusammenstöße haben noch einen anderen Effekt: sie bringen neue Sterngenerationen hervor, unter anderem auch explodierende. Das Very Large Telescope der ESO hat sich einen exzellenten Blick auf zwei verhedderte Galaxien verschafft, in denen ein Stern explodierte.
Wegen der Wichtigkeit explodierender Sterne, speziell von Supernovae des Typs Ia, für kosmologische Studien sind sie ein begehrtes Forschungsobjekt für Astronomen. Somit wurde vorsorglich das große ESO VLT Teleskop auf eine Region im Himmel ausgerichtet, wo drei Galaxien sich möglicherweise bald näher begegnen.
Die MCG-01-39-003 ist eine seltsame Spiralgalaxie mit einem Telefonnummernamen. Sie hat einen Haken auf der einen Seite, der als erstes fällig ist bei einem Zusammenstoß mit der Nachbarspiralgalaxie NGC 5917. Andere Bilder zeigen, dass die Materie von MCG-01-39-003 von der Galaxie NGC 5917 weggeschoben wird. Beide Galaxien wurden 87 Millionen Lichtjahre nah beieinander gefunden, in Richtung der Libra Konstellation.
NGC 5917 (auch bekannt als Arp 254 und MCG-01-39-002) müsste ungefähr 750-mal heller sein, um mit bloßem Auge erkennbar zu sein. Sie ist etwa 40.000 Lichtjahre breit. Sie wurde 1835 von William Herschel entdeckt, der komischerweise ihre nur 2,5-mal dunklere Partnergalaxie übersah.
Wie man links unten auf dem Bild vom VTL sehen kann, befindet sich dort noch eine blasse und namenlose Galaxie.
Aber das ist nicht der Grund, warum Astronomen diese Region besonders beobachten. Letztes Jahr explodierte ein Stern in der Nähe des Hakens. Die Supernova, notiert unter dem Namen SN2005cf, war die 84ste die in diesem Jahr gefunden wurde. Sie wurde von den Astronomen Pugh und Li mit dem Roboterteleskop KAIT am 28. Mai entdeckt. Es scheint so, als sei sie ein Resultat der Materievereinigung von MCG-01-39-003 mit der NGC5917 Galaxie. Andere Analysen zeigen, dass die Supernova eine vom Typ Ia ist und dass sie Material mit einer Geschwindigkeit von bis zu 15.000 km/s, das sind 54 Millionen Kilometer in der Stunde, heraus schleudert.
Unmittelbar nach der Entdeckung startete die Europäische Supernova Kollaboration (ESC), unter der Schirmherrschaft von Wolfgang Hillebrandt, eine umfassende Beobachtungskampagne an diesem Objekt, wobei sie viele unterschiedliche Teleskope rund um die Welt benutzten.
Es gab einige Hinweise darauf, dass die Zusammenstöße zwischen den Galaxien und die galaktischen Aktivitäten rundherum zu einer vermehrten Sternbildung führen. Deshalb wird erwartet, dass die Zahl der Supernovae in dieser Art von Systemen größer ist als in isolierten Galaxien. Normalerweise sollten bei diesen Bedingungen hauptsächlich Explosionen von jungen, massiven Sternen stattfinden. Trotzdem haben Studien hervorgebracht, dass solche Phänomene die Zahl der Sterne die möglicherweise als Supernova vom Typ Ia in die Höhe treiben. Dieser Tatsachen ungeachtet, ist die Entdeckung einer Supernova in zwei sich verbindenden Galaxien ein besonderes Ereignis. Deswegen ist die Entdeckung von Sn2005cf in der Nähe der Nahtstelle zwischen MCG-01-39-002 und MGC-01-39-002 weiter ein interessanter Fall.
Das Team der ESC beobachtete die Supernova während ihrer gesamten Entwicklung, 10 Tage bevor das Objekt seine volle Leuchtkraft entfaltete bis ein Jahr nach der Explosion. Als die Supernova dann dunkler und dunkler wurde, wurden immer größere Teleskope benötigt. Das Objekt ist innerhalb eines Jahres um den Faktor 700 dunkler geworden.
Die Supernova wurde vom mit dem FORS1 ausgestatteten VLT beobachtet. Ferdinando Patat, der auch Mitglied im Team von Massimo Turatto (INAF-Padua, Italy) ist, und viele Leute des Paranel Wissenschaftsteam überwachten die Forschung, mit dem Ziel, insbesondere die späte Phase im Leben einer Supernova zu erforschen. Die Spätphasen sind besonders aufschlussreich, um die Geheimnisse um das ausgestoßene Material, den Explosionsmechanismus und die während der Explosion entstandenen Elemente zu lüften.
Die weitreichende Blicke gewährenden Bilder des FORS1 zeigen eine wunderschöne hakenförmige Struktur mit einer Fülle von Details, die wahrscheinlich Sternformationen darstellen, die beim Zusammenstoß zwischen den beiden Galaxien entstanden sind.
„Seltsamerweise scheint die Supernova aber außerhalb der sich verhakenden Galaxienteile zu sein“, berichtet Ferdinando Patat, „Das Objekt ist möglicherweise aus einer der beiden Galaxien herausgeflogen und weit weg von seinem Geburtsort explodiert.“
Das Leben mag für Galaxien nicht einfach sein, aber Sterne haben es auch nicht einfacher.