Zenit-Rakete beim Start explodiert

Eine ukrainisch-russische Rakete des Gemeinschaftsunternehmens Sea Launch ist beim Start eines Telekommunikationssatelliten in einem Feuerball explodiert, der an die frühen Jahrzehnte der Raumfahrt erinnert.

Ein Beitrag von Axel Orth. Quelle: Spaceflight Now. Vertont von Dominik Heidler.

Die Explosion der Zenit 3SL auf der umgebauten Ölbohrplattform.
(Bild: Sea Launch Video)

Bis zum Start lief alles glatt, doch dann ging alles schief: Praktisch mit der Zündung gab es eine Explosion und einen riesigen Feuerball, der innerhalb weniger Sekunden die Startplattform komplett einhüllte. Ein so frühes Scheitern eines Raketenstarts gab es in den ersten Jahrzehnten der Raumfahrt, also seit den 1940er-Jahren öfter, da man die Technik noch nicht so gut beherrschte. Aber in den letzten Jahren bis Jahrzehnten hat man ein derart katastrophales Versagen einer Rakete kaum noch gesehen – normalerweise schaffen es Raketen wenigstens deutlich über die Startrampe hinaus, bevor sie explodieren. In der Aufzeichnung der Internet-Übertragung ist zum Ende hin noch zu erahnen, dass die Rakete zur Seite fällt oder zusammensackt, bevor sie im Feuerball verschwindet. Die Live-Übertragung wurde wenige Sekunden nach der Explosion abgebrochen.

Die Zenit während der Startvorbereitungen
(Bild: Sea Launch)

Die Zenit 3SL ist eine Rakete des Gemeinschaftsunternehmens „Sea Launch“ der Firmen Boeing (USA), RSC Energija (Russland), Juschnoje, Juschmasch (beide Ukraine) und Kvaerner (Norwegen). Die erste und zweite Stufe der Rakete stammen von den ukrainischen Firmen, unter Verwendung eines russischen Triebwerks RD-171, während die dritte Stufe zur Erreichung der geostationären Umlaufbahn komplett aus Russland stammt. Alle drei Stufen verwenden Kerosin und flüssigen Sauerstoff als Treibstoffe.

Wie der Name „Sea Launch“ schon sagt, werden die Raketen mitten im Ozean gestartet, von einer umgebauten schwimmenden Ölbohrplattform. Von Sea Launch liegen Pressemeldungen vor, dass die Plattform beschädigt wurde, aber noch schwimmfähig ist und dass die Ursache der Explosion untersucht wird. Da vor dem Betanken der Rakete alle Personen die Plattform verlassen, gab es bei dem Unglück keinerlei Personenschäden.

Außer der Rakete selbst ging bei dem Unglück auch der 5,8 Tonnen schwere Telekommunikationssatellit NSS-8 des niederländischen Betreibers SES NEW SKIES verloren, der einen älteren Satelliten NSS-703 ersetzen sollte. SES hat ebenfalls bereits mit einer Pressemeldung reagiert und angekündigt, dass NSS-703 mindestens bis 2009 in Betrieb bleiben soll, bis er durch einen anderen Satelliten des NSS-Systems ersetzt werden kann. Die Versorgung der SES-Endkunden ist nicht gefährdet, allerdings hätte NSS-8 die doppelte Kapazität des Vorgängersatelliten zur Verfügung gestellt.

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