X-37B (OTV-1): das Katz-und-Maus-Spiel geht weiter

Als kurze Zeit nach dem Start der X-37B, am 22. April 2010 die weitere Mission unter Geheimhaltung gestellt wurde, dauerte es nur wenige Tage, bis das Mini-Shuttle aufgespürt wurde. Seitdem liefern sich Amateurbeobachter und die nach Geheimhaltung strebenden Militärs ein Katz und Maus Spiel, in dem die Amateure erneut, auf mittlerweile 3:3, ausgleichen konnten.

Ein Beitrag von Thomas Weihrauch. Quelle: satobs.org.

US-Airforce
X-37 Im Landetest
(Bild: US-Airforce)

Boeing Phantom Works entwickelte die X-37B auf Basis derselben Flugkörperfamilie wie das Space Shuttle. Allerdings ist die X-37B mit einer Länge von 8,92 m, einer Spannweite von 4,55 m und einer Höhe von 2,90 m nur ungefähr ein Viertel so groß wie die Space Shuttle. Auch die Ladebucht, welche 1,22 m mal 2,13 m misst, ist deutlich kleiner bemessen, soll aber bis zu 250 kg Fracht aufnehmen können.

Mit einer maximalen Startmasse von 4.990 kg kann die X-37B im niedrigen Erdumlaufbahnen (LEO – Low Earth Orbit) in einer Höhe von bis zu 900 km, je nach Missonsprofil bis zu 270 Tage lang, operieren.

Nachdem die Weltöffentlichkeit über das Internet live am Startgeschehen teilnehmen konnte, wurde die weitere Mission kurz nach dem Start am 22. April 20:10 Uhr UTC unter Geheimhaltung gestellt.

NASA
X-37B im Weltraum
(Bild: NASA)

Die X-37B wurde erstmals am 20. Mai 2010 (UTC) von Kevin Fetter und Greg Roberts unabhängig voneinander beobachtet und als X-37B oder auch OTV-1 (2010-015A/36.514) identifiziert. Zu diesem Zeitpunkt befand sie sich in einem 40 Grad inklinierten 401-mal-422-Kilometer-Orbit. Kevin dokumentierte den Überflug sogar in einem Video.

Am 29. Juli gegen 02:46 Uhr UTC berichtete Brad Young eine Sichtung von OTV-1 in einem Orbit von 403 km mal 420 km. Als die X-37B am 14. August gegen 20:52 Uhr UTC nicht mehr an der vorausberechneten Position gefunden wurde, gingen die Militärs mit 2:1 in Führung.

Der Ausgleich zum 2:2 fiel am 19. August gegen 17:53 Uhr: Greg, beheimatet in der Nähe von Kapstadt, fand OTV-1 in einem Orbit von ca. 427 mal 444 km. Während die Militärs auf mehrere automatisierte Beobachtungsposten, die sowohl visuell als auch radartechnisch arbeiten, zurückgreifen können, sind die Amateurbeobachter nur auf visuelle Beobachtungen angewiesen. So machte erst die gebündelte Auswertung der Beobachtungen, unter anderem von Alberto Rango, Greg Roberts, Brad Young und Ted Molczan, eine detaillierte Bestimmung vom Orbit als auch den Geschehnissen möglich.

Einbau der X-37B in die Nutzlastverkleidung
(Bild: Boeing)

Am 09. August 2010 gegen 17:12 Uhr Weltzeit war die X-37B ungefähr in ihrem erdfernen Punkt, dem Apogäum, von ihrem Ursprungsorbit von 403 km mal 420 km. Hier zündete sie die Triebwerke, um das Perigäum den erdnächsten Punkt der Umlaufbahn um um 42 km anzuheben, so dass ein 420-mal-445-km-Orbit entstand. Gegen 17:58 Uhr UTC wurde das neu entstandene Perigäum, durch eine erneute Triebwerkszündung von 420 km um 12 km auf 432 km angehoben, so dass eine neue Umlaufbahn von 432 km mal 445 km entstand.

Position und Zeiten der Bahnänderungen waren dabei so bemessen, dass die Manöver komplett von den jeweils in der Nähe liegenden Bahnverfolgungsstationen Hawaii, Guam, Vandenberg, Colorado und New Hampshire, beobachtet und vermessen werden konnten.

Seitdem war die X-37B weiterhin unter Beobachtung. Kevin Fetter konnte einige Überflüge mit Videos dokumentieren (siehe unten).

Doch nun holten die Militärs zur erneuten Führung aus. Am 5. Oktober 2010 gegen 18:48 Uhr UTC konnte OTV-1 auf folgender Bahn von Greg Roberts bestätigt werden:

  X-37B OTV 1-1                                            433 X 444 km 
1 36514U 10015A 10278.73792454 .00000561 00000-0 12188-4 0 04
2 36514 39.9880 62.1228 0007830 334.9144 25.1283 15.43395766 05

Erste Anzeichen für das 3:2 war Brad Youngs Meldung einer ausbleibenden Sichtung am 07. Oktober gegen 11:50 Uhr UTC, welche allerdings mit mit einer scheinbaren Helligkeit von MAG 4 bei Höhe von 23 Grad vorausberechnet war. Ted Molczan konnte einen weiteren „NOSHOW“ am 09. Oktober gegen 11:50 Uhr UTC verzeichnen.

Das 3:2 war gefallen – Die Bahn von OTV-1 war geändert worden. Doch das Team um Ted Molczan gab nicht auf. Ausgehend von der Annahme, das eine Bahnänderung bis ca. 1,7 Tage nach dem 05. Oktober stattgefunden haben könnte, wurde eine weitere Suche inszeniert.

Am 12. Oktober gegen 18:45 Uhr UTC fiel der Ausgleich zum 3:3 – erneut war es Greg Roberts der OTV-1 auf einem um ca. 54 km abgesenkten Orbit (376 km mal 393 km) fand. Erste Auswertungen der Daten lassen vermuten, dass die Absenkung am 06. Oktober um 17 Uhr UTC, stattgefunden habe.

Die herangezogenen Bahndaten haben noch eine Vorhersage – Ungenauigkeit von ca. zwei Minuten pro Tag.

  X-37B OTV 1-1                                            376 X 393 km
1 36514U 10015A 10285.72915088 .00000000 00000-0 00000-0 0 05
2 36514 39.9880 18.7856 0013000 209.0005 151.0088 15.62000000 00

Weitere Beobachtungen, auch von anderen Kollegen sollten bald genauere Daten berechnen lassen. Allerdings, so Ted Molczan, scheint die Umlaufbahn so gewählt zu sein, dass sie alle 46 Umkreisungen, also alle drei Tage, zur selben Zeit denselben Punkt auf der Erde überfliegt (46:3). Der erste Orbit von OTV-1 wurde so gewählt, dass das Verhältnis 61:4 war – sich der gleiche Überflug alle vier Tage wiederholte, die erste Bahnänderung führte zu 91:6 also alle 91 Umkreisungen oder alle sechs Tage wurde der selbe Punkt der Erde zur selben Zeit überflogen. Überflüge, welche sich alle ein, zwei, drei oder vier Tage wiederholen sind typisch für US-amerikanische Satelliten-Bildaufklärungs-Orbits.

Mittlerweile ist die X-37B bereits mehr als 175 Tage im All und das Spiel geht weiter – bis zu 270 Tage soll die X-37B im All bleiben können.

Raumcon:

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