In Daten des NASA-Infrarot-Weltraumteleskops WISE wurden im Rahmen mehrerer Studien mehr als eine Million Supermassiver Schwarzer Löcher (SSL) sowie eine neue Klasse staubiger, heißer und heller Galaxien entdeckt.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: NASA.
WISE (Wide-field Infrared Survey Explorer) hat den gesamten Himmel insgesamt zweimal abgesucht, bevor ihm das Kühlmittel ausging, mit dem die Detektoren während der Messungen auf niedrigen Temperaturen gehalten wurden, um allein die Wärmestrahlung der beobachteten Objekte aufzeichnen zu können. Die Unmenge an Daten wird nach und nach ausgewertet, so dass immer wieder neue Erkenntnisse ans Tageslicht kommen.
Teilweise von irdischen Teleskopen bestätigt, wurde nun die Entdeckung bzw. Bestätigung von rund 2,5 Millionen aktiven, also Materie aufsaugenden Supermassiven Schwarzen Löchern bekannt gegeben. Zwei Drittel dieser Supermassiven Schwarzen Löcher waren bisher unbekannt, da sie von dichten Staubwolken umgeben sind, welche einen Großteil der Strahlung, darunter das sichtbare Licht, absorbieren. Im langwelligen Infrarotbereich wurden sie nun allerdings gefunden.
Neu ist eine Klasse von Galaxien, in deren Innerem mit Unterstützung durch ein offenbar bereits zu Beginn der Galaxienentstehung vorhandenes Supermassives Schwarzes Loch eine Vielzahl neuer Sterne „produziert“ wird. Auch diese Galaxien sind von dichtem Staub umhüllt und durchsetzt, verraten ihre Anwesenheit aufgrund ihrer gigantischen Aktivität aber im langwelligen Infrarot. Von dieser neuen Galaxienart (im Englischen hot dust-obscured galaxies oder hot DOG’s) hat man am gesamten Himmel etwa 1.000 gefunden. Mit Hilfe des Weltraumteleskops Spitzer hat man zudem bei einigen Kandidaten genauer hingesehen und festgestellt, dass ein einzelnes Objekt dieser Klasse eine Strahlung aussenden kann, die dem mehr als 100-Billonenfachen unserer Sonne entspricht (im Englischen „more than 100 Trillion“).
Insgesamt wurden Objekte erfasst, die teilweise mehr als 10 Milliarden Lichtjahre von uns entfernt sind. Die Bestätigung der Entdeckungen mittels erdgestützter Teleskope wie Keck auf Hawaii, Gemini in Chile oder Hale nahe San Diego (USA) ist im Gange, kann aber eine längere Zeit in Anspruch nehmen.
In Kombination mit Daten des Caltech Submillimeter Observatory auf dem Mauna Kea auf Hawaii hat man bereits festgestellt, dass diese extrem aktiven Galaxien mehr als doppelt so heiß sind, wie bisher bekannte Infrarotgalaxien. Man vermutet, dass das Supermassive Schwarze Loch in deren Innerem gegenwärtig unablässig große Mengen an Materie aufnimmt, die vor ihrem „Verschwinden“ hinter dem Ereignishorizont sehr viel Energie ins All abstrahlt und damit in weitem Umkreis die Materie aufheizt.
„Diese staubigen, kataklysmusartig entstehenden Galaxien sind so selten, dass WISE den gesamten Himmel absuchen musste, um sie zu finden“, sagte Peter Eisenhardt, einer der federführenden Autoren der entsprechenden Studie und Projektwissenschaftler am Jet Propulsion Laboratory der NASA. „Wir sehen hier vermutlich eine neue, seltene Phase der Galaxienentwicklung“, meint Jingwen Wu, ebenfalls Wissenschaftler vom JPL und Hauptautor einer Studie über Beobachtungen im Submillimeterbereich.
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