Die Roveringenieure sind begeistert über einen freundlichen kleinen Putzteufel, der gerade zur rechten Zeit kam und Spirits Lebensdauer verlängert haben dürfte.
Ein Beitrag von Axel Orth. Quelle: Space.com.
Die Amerikaner nennen kleine Wirbelstürme, wie sie in ihren Wüsten häufiger auftreten, „Staubteufel“. Auch auf dem Mars sind solche Staubteufel keine Seltenheit: Auf manchen Bildern von Mars Global Surveyor und anderen Marssatelliten sind ihre Spuren, wo sie den rötlichen Staub vom dunkleren Untergrund geblasen haben, zu Dutzenden oder gar zu Hunderten zu sehen.
Neulich ist ein solcher marsianischer Staubteufel über Spirit, den Robotgeologen der NASA, hinweggezogen. Geschadet hat er dem 150 Kilogramm massigen Rover nicht, im Gegenteil: Der Wirbelwind scheint einigen Staub von Spirits Solarzellen gepustet zu haben und dürfte so des Roboters Lebensdauer auf dem Mars noch einmal deutlich verlängert haben. Wie bereits berichtet, ist Spirit in dem über einen (Erd-)Jahr, das er jetzt auf dem Mars ist, deutlich stärker verstaubt als Zwillingsbruder Opportunity, und seine Energieausbeute war bereits entsprechend gesunken.
Die NASA hatte von Anfang an gesagt, dass der Marsstaub über kurz oder lang die Rover killen würde, nur hatte man damit ursprünglich schon nach drei Monaten gerechnet, während beide Roboter nun bereits über ein (Erd-)Jahr, bzw. 400 Marstage („Sols“) quicklebendig sind. Demnach ist es auf dem Mars, oder wenigstens in den beiden Zielgebieten, wohl doch nicht so staubig, wie ursprünglich befürchtet. Und wenn dann ab und zu mal ein freundlicher Staubteufel des Weges kommt… die Ingenieure haben berichtet, dass die Leistungsmesswerte des Rovers kurz nach dem Sturm auf fast das Niveau geschossen sind, wie bei der Landung auf dem Mars! Das Glück ist eben mit den Tüchtigen…
Spirit befindet sich gegenwärtig an einem Punkt namens „Larry’s Lookout“ (dt. „Larrys Aussichtspunkt“) in den „Columbia Hills“ und beschert uns von dort aus einen schönen Ausblick auf die etwa 60 Meter tiefer gelegene Ebene des „Gusev-Kraters“.
Wissenschaftler vermuteten schon, dass sich etwas im Krater zusammen braute, als Spirits Radspuren verschwanden. Sie sagten, die Bordkameras hätten auf die Spuren hinab sehen und förmlich zuschauen können, wie sie verblassten. Mitglieder des Teams nahmen an, dass die Marsluft durch den Sturm, wie schon bei vergangenen Gelegenheiten, wieder stark staubgeschwängert sein würde.
Und in der Tat brach die Energieausbeute des Rovers zunächst ein. Als sie seine sinkenden Batterielevel sahen, beschlossen die Techniker, den Rover für die nächsten Sols weniger zu beanspruchen. „Gusev war voller Staubteufel“, erklärte einer von ihnen.
Aber plötzlich schoss die verfügbare Energie des Rovers auf erstaunlich hohe Werte. Die Auswirkung des marsianischen „Putzteufels“ war deutlich: „Die nachmittägliche Energieausbeute von den Solarzellen stieg von 60 Prozent auf 93 Prozent“, sagte Larry Crumpler, ein Vulkanologe vom New Mexico Museum in Albuquerque.
Später aufgenommene Bilder der Zellen zeigten, dass sie „schön dunkel waren“, erklärte Crumpler weiter. „Und all die Drähte und Kanten des Sonnendecks haben kleine Staubschweife. Vielleicht war das der Mars-Autoscheibenputzer“, witzelte er.
Erst diesen Monat hatte Steve Squyres, der Chefwissenschaftler der MER-Mission, beklagt, dass Spirits sinkende Energie bereits die Stundenzahl reduziert habe, die der Rover täglich zur Verfügung stehe.
Squyres konnte damals nicht sagen, wie groß die Chance für ein „Entstaubungswunder“ sei, wie er das nannte, was schon Monate zuvor Opportunity wiederfahren war. „Wenn es passiert, nehme ich es gerne an! Aber wir müssen vom Schlimmsten ausgehen – dass die Solarzellen eben schmutzig werden und immer schmutziger“, sagte er.
Was genau es war, das Opportunitys Solarzellen gereinigt hat, bleibt allerdings weiter ein Rätsel, sagte Squyres. „Wind dürfte beteiligt gewesen sein. Frost mag geholfen haben. Frost kann dazu führen, dass der Staub zusammen klumpt und dafür etwas Fläche frei gibt… aber so richtig erklären können wir es uns nicht. Aber ich nehme es gerne an.“