Der russische militärische Kommunikationssatellit Molnija-1-89, der seit 1996 um die Erde kreiste, beendete seine Existenz am frühen Morgen des 7. April 2012 beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: ITAR-TASS, RIAN, USSTRATCOM.
Molnija-1-89 war ein Exemplar einer langen Reihe von Kommunikationssatelliten für das russische Militär und geht auf eine Entwicklung des Konstruktionsbüros von Sergej Koroljow zurück. Als Satellit der Variante Molnija-1T hat sein Hersteller Reschetnjow aus Krasnojarsk das Raumfahrzeug mit verbesserten Komponenten im Inneren des druckbeaufschlagten Zentralkörpers ausgestattet. Dem beim Start rund 1,6 Tonnen schweren Erzeugnis wurde eine Auslegungslebensdauer von zwei Jahren bescheinigt.
Wie lange Molnija-1-89 nach seinem Start am 14. August 1996 tatsächlich auf dem rund 63 Grad gegen den Erdäquator geneigten Orbit mit einem Perigäum von rund 500 Kilometern über der Erdoberfläche und einen Apogäum von rund 48.000 Kilometern über der Erde sinnvoll eingesetzt werden konnte, wurde aktuell nicht mitgeteilt. Die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti spricht von einem Wiedereintritt nach einer Betriebsdauer von 15 Jahren. Der Satellit hatte von der Startplattform 43/3 des Startzentrums Plesezk im Norden Russlands den Weltraum erreicht, um anschließend die Erde auf einem sogenannten Molnija-Orbit zu umlaufen.
Nach Angaben der US-amerikanischen Weltraumüberwachung ist Molnija-1-89 am 7. April 2012 gegen 00:30 Uhr MESZ wieder in die Erdatmosphäre eingetreten. Informationen aus Russland besagen, dass Überreste des Satelliten, sollten sie den Wiedereintritt überstanden haben, vermutlich in den pazifischen Ozean gefallen sind. Am 12. März 2012 war mit 85 Kilometern über der Erdoberfläche schon einmal ein sehr niedriges Perigäum des Orbits von Molnija-1-89 ermittelt worden. Das Apogäum betrug rund 26.348 Kilometer. Am 6. April 2012 wurde der Satellit auf einer Bahn mit einem Perigäum von 84 Kilometern über der Erdoberfläche und einem Apogäum von 2.378 Kilometern beobachtet.
Der für die russischen militärischen Kommunikationssatellitenserie typische hoch elliptische Molnija-Orbit ermöglicht eine besonders gute Abdeckung von Gebieten in nördlichen Breitengraden. Um einen Erdtrabanten auf eine solche Flugbahn zu bringen, ist wesentlich weniger Energie als für den Einschuss in eine gesynchrone Umlaufbahn nötigt, weshalb man Raketen mit geringerer Leistungsfähigkeit verwenden kann – im konkreten Fall kam eine Variante der berühmten R-7 „Semjorka“, Molnija-M genannt, zum Einsatz.
Zu sowjetischen Zeiten bestand die Konstellation des Molnija-Systems einmal aus acht aktiven Satelliten in vier unterschiedlichen Bahnebenen. Zur Sicherstellung von Kommunikationsverbindungen auf dem Gebiet der Sowjetunion waren mindestens vier aktive Satelliten erforderlich, von denen ein jeder sich während des Durchgangs durch das Apogäum seiner Bahn – den erdfernsten Bahnpunkt – relativ zur Erdoberfläche sehr langsam bewegte und auf diese Weise über viele Stunden für Funkverbindungen nutzbar war.
Um den Jahrtausendwechsel waren Satelliten der letzten Generationen, Molnija-3 und Molnija-3K, im Einsatz. Mit ihnen lief der Betrieb von Molnija-Kommunikationssatelliten aus. Aktuell betreibt Russland Satelliten des Typs Meridian, die auf einem moderneren Satellitenbus basieren, auf Molnija-Umlaufbahnen.
Molnija-1-89 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 24.273 bzw. als COSPAR-Objekt 1996-045A.