Heute und morgen werden die Positionen von ausgewählten Quasaren durch Messungen mit 35 Radioteleskopen weltweit hochgenau bestimmt. Daraus wird ein neues Referenzgitter der Himmelskugel errechnet.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: Sky nightly, Telegraph.uk, Raumcon. Vertont von Peter Rittinger.
Ein solches Himmels-Referenzgitter, englisch International Celestial Reference Frame (IRCF), existiert seit 1995. Darin waren zunächst 600 Quasare einbezogen, heute sind es etwa 3.000. Quasare sind weit entfernte Galaxien mit einem Supermassiven Schwarzen Loch in ihrem Zentrum. Dadurch, dass sie Milliarden Lichtjahre von uns entfernt sind, verändert sich ihre Position am imaginären Himmelszelt praktisch nicht und sie werden zum Musterbeispiel für feste Referenzpunkte. Mittels dieser Punkte lassen sich dann die Positionen und Bewegungen anderer Himmelsphänomene bzw. -körper sehr genau angeben. Hauptanwendungsgebiet für das International Celestial Reference Frame 2 ist die Astronomie selbst.
Für unseren Alltag ist das neue Referenzgitter aber auch von Bedeutung. So müssen Satelliten von Navigationssystemen ihre Position sehr genau kennen, um verwertbare Signale für die Positionsbestimmung auf der Erde liefern zu können. Auch die Berechnung der genauen Lage der Erde im Raum ist wichtig. Erst dann erreichen Navigationssysteme Genauigkeiten von wenigen Metern.
Bei der aktuellen Messkampagne werden die Positionen von 243 Quasaren von jeweils mehreren Radioteleskopen über 24 Stunden hinweg gemessen. Dadurch lässt sich die Genauigkeit der Gesamtdaten deutlich verbessern. Beteiligt sind Radioteleskope in Nord- und Südamerika, in Europa, Asien, Australien, auf Antarctica und im pazifischen Bereich. Leider gibt es Lücken im Beobachtungssystem, so dass nicht alle der 295 Referenzquasare in diesem Zeitraum angepeilt werden können. Zum International Celestial Reference Frame 2 gehören insgesamt 3.000 Quasare. Es ist seit August offizielles Bezugssystem für internationale Astronomieprojekte und für das Global Positioning System (GPS).
Am ICRF beteiligt sind Wissenschaftler aus den USA, aus Australien, Österreich, China, Frankreich, Deutschland, Italien, Russland und der Ukraine.
Raumcon: