Weltraumtourismus: Neues Multimillionenprojekt

Virgin Galactic bekommt Konkurrenz: Ein neues Konsortium kündigte gestern ein großangelegtes Entwicklungsprogramm für suborbitale Raumflüge an. Angeblich will man noch vor Rutan und Co. ins All starten.

Ein Beitrag von Gero Schmidt. Quelle: diverse. Vertont durch Guido Schumann

Die US-amerikanische Firma Space Adventures hat mit finanzieller Unterstützung der Ansari-Familie die russische Raumfahrtbehörde mit der Entwicklung eines Raumgleiters für kommerzielle Raumflüge beauftragt. Space Adventures hat in der Vergangenheit bereits die Exkursionen der drei ersten (orbitalen) Weltraumtouristen Dennis Tito, Mark Shuttleworth und Greg Olsen organisiert. Auch die Ansari-Familie bringt einschlägige Erfahrungen mit: Nach einer besonders großzügigen Spende wurde der X-Prize, der 10 Millionen Dollar für die ersten privat finanzierten suborbitalen Raumflüge ausgelobt hatte, kurzerhand in Ansari-X-Prize umbenannt.

Der Wettbewerb wurde 2004 von Burt Rutan und seiner Firma Scaled Composites gewonnen, mit finanzieller Unterstützung des Microsoft Mitbegründers Paul Allen. Nach diesem Erfolg erklärte der britische Milliardär und Virgin-Chef Richard Branson, eine Kooperation mit Rutan eingehen zu wollen, und eine private Weltraumtourismus-Firma mit Namen Virgin Galactic zu gründen. Diversen Berichten zufolge geht es mit dieser Unternehmung auch gut voran, die ersten kommerziellen Flüge könnten 2008 oder 2009 starten.

Bislang schien es, als würde Bransons Firma somit die erste sein, die suborbitale Raumflüge für jedermann (mit dem nötigen Kleingeld) würde anbieten können. Doch mit der Bekanntgabe der Pläne von Space Adventures ist nun wieder alles offen. „Wir werden die ersten sein“, meinte eine Sprecherin des Unternehmens, ohne jedoch genaue Angaben zum Zeitplan zu machen. Wenn man berücksichtigt, dass eine weitere Firma, Rocketplane, den Erstflug ihres Touristen-Raumgleiters für Mitte 2007 plant, muss davon ausgegangen werden, dass sich das Space Adventures-Projekt bereits in einem fortgeschrittenen Stadium befindet, so dass auch dieser Termin noch unterboten werden könnte.
Mit dem Explorer ins All
Das Design des von Space Adventures auf den Namen Explorer getauften Raumgleiters stützt sich auf den C-21-Entwurf, von dem ein 1:1-Modell bereits 2002 vom russischen Myasishchev-Designbüro vorgestellt wurde.

Space Adventures
Der C-21-Prototyp, auf dessen Grundlage Explorer entwickelt wird.
(Bild: Space Adventures)

Ähnlich wie Rutans SpaceShipOne und sein geplanter Nachfolger wird Explorer von einem Trägerflugzeug zuerst auf größere Höhe gebracht werden, bevor der eigentliche Flug ins All beginnt.

Explorer wird fünf Personen aufnehmen können (damit ist er größer als die C-21) und eine Höhe von über 100 Kilometern erreichen. Die Rahmendaten ähneln damit denen von Rutans SpaceShipTwo.
Dubais neueste Touristenattraktion
Der erste Raumflughafen, von dem die Kurztrips ins All starten sollen, soll weniger als eine Autostunde von Dubai entfernt, in den Vereinigten Arabischen Emiraten entstehen. Die Regierung unterstützt das Projekt mit 30 Millionen Dollar.

Den Bau weiterer Stützpunkte erwägt man unter anderem in Asien (Singapur) und in Nordamerika.

Auch hier besteht Konkurrenz zu den Plänen von Virgin Galactic: Mit staatlichen Beihilfen soll für Rutans Raumflugzeuge ein Raumflughafen im US-Bundesstaat New Mexico entstehen. Erst gestern segnete das Parlament das Projekt ab, Baubeginn soll 2007 sein.

Der Weltraumtourismus gewinnt an Fahrt
Eines wird durch diese Meldungen sehr deutlich: Die Zeiten, in denen Weltraumtourismus-Unternehmungen belächelt oder als Hirngespinste abgetan wurden, sind vorbei. In den USA konkurrieren Bundesstaaten um die Ansiedlung entsprechender Unternehmen und sind auch bereit, diese zu subventionieren, um ihre Chancen zu verbessern.

Mindestens vier Firmen (Virgin Galactic, Space Adventures, Rocketplane, Planetspace) wollen bis spätestens Ende des Jahrzehnts suborbitale Raumflüge anbieten. Der Konkurrenzdruck wird die Preise wohl früher oder später nach unten treiben, so dass in ein paar Jahrzehnten vielleicht auch für Normalverdiener ein Ausflug in den Weltraum kein Traum mehr bleiben muss.

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