Weltraumausstieg musste verkürzt werden

Die achte Stammbesatzung der ISS führte am 26.02.2004 den ersten Weltraumausstieg mit zwei Besatzungsmitgliedern überhaupt durch, ohne dass sich ein drittes Besatzungsmitglied im Inneren befand. Doch der geplante Weltraumausstieg zur Unterstützung technologischer Experimente und zur Vorbereitung auf einen zukünftigen Besuch eines Versorgungsschiffes wurde aufgrund eines Kühlsystem-Problems mit einem der beiden russischen Weltraumanzüge verkürzt.

Ein Beitrag von Michael Schumacher

Die Extravehicular Activity (EVA) der Mitglieder der achten Stammbesatzung, Kommandant und National Aeronautics and Space Administration (NASA) International Space Station (ISS) Science Officer (SO) Michael Foale sowie Bordingenieur Alexander Kaleri schritt für beinahe drei Stunden reibungslos und ohne Probleme voran, bis Kaleri meldete, dass sich auf der Innenseite seines Helmvisiers Wassertropfen zu bilden begannen und dass die Temperatur seines Weltraumanzuges ein wenig zu warm war. Innerhalb von Minuten berichteten russische Flugkontrolleure ein offensichtliches Versagen des Systems, das die Kühlung des Weltraumanzuges von Kaleri gewährleistet. Anfänglich vermuteten russische Spezialisten, dass das Problem von der Sublimatorvorrichtung des Weltraumanzuges herrührte, die die Kühlung zur Verfügung stellt und die Fähigkeit zum Entziehen von Luftfeuchtigkeit besitzt, und gaben der achten Stammbesatzung die Anweisung, den Weltraumausstieg zu beenden. Trotz des Problems befand sich Kaleri zu keinem Zeitpunkt in Gefahr und die Temperaturen in seinem Raumanzug stiegen auch nicht auf eine unangenehme Höhe.

Zurück im Docking Compartment (DC) 1 Pirs, von der der Weltraumausstieg ausging, legte Foale nach der Druckbeaufschlagung seinen Weltraumanzug ab, so dass er eine Überprüfung des Weltraumanzuges von Kaleri durchführen konnte. Foale entdeckte einen Knick in einem der Schläuche von der flüssigkeitsgekühlten Kleidung von Kaleri, die den Kühlwasserfluss durch den Weltraumanzug gewährleistet. Nachdem der Knick beseitigt war, begann sich der Kühlwasserfluss im Weltraumanzug von Kaleri zu normalisieren.

Nachdem sie die Systeme der Internationalen Raumstation konfigurierten hatten, die Luken der Module verschlossen hatten und die Internationale Raumstation auf den unwahrscheinlichen Fall, dass ein Problem sie daran hindert ins Innere zurückzukehren, vorbereitet hatten, setzten Foale und Kaleri den Druck in Pirs herab und öffneten um 16.17 Uhr Eastern Standard Time (EST) die Luke um ihren Weltraumausstieg zu beginnen. Erstmals war kein Besatzungsmitglied innerhalb der Internationalen Raumstation zurückgeblieben. Die amerikanischen und russischen Ingenieure hatten zuvor monatelang an den Verfahrensweisen gearbeitet, um die Sicherheit der achten Stammbesatzung und der Internationalen Raumstation sicherzustellen sowie alle Eventualitäten besprochen, um mögliche Risiken herabzusetzen, wenn niemand an Bord der Internationalen Raumstation verbleibt, der auf mögliche Probleme reagieren könnte. Alle Systeme der Internationalen Raumstation arbeiteten während des verkürzten Weltraumausstieges in ihrer autonomen Konfiguration einwandfrei.

Sobald sie sich außerhalb von Pirs befanden, richteten Foale und Kaleri ihre Werkzeuge und ihre Sicherungsleinen, die sie während des Weltraumausstieges führten, her, in dessen Mittelpunkt die Außenhülle des Service Module Swjesda stand. Ihre erste Aufgabe war der Austausch eines Kassettenbehälters an der Außenhülle von Pirs, der Materialproben zur Untersuchung der Auswirkungen eines lang andauernden Aussetzens dieser Materialien der lebensfeindlichen Umgebung des Weltraums beherbergte. Foale ersetzte gerade eine der beiden ähnlichen Kassetten, die an der Außenhülle von Swjesda angebracht waren, als sich der Weltraumausstieg seinem vorzeitigen Ende näherte.

Anschließend entfernten Foale und Kaleri eine der beiden koffergroßen japanischen Experimentierpaletten von einem Träger an Swjesda und befestigten ein ähnliches Experimentierpaket an diesem Träger. Die Micro-Particles Capturer (MPC) Space Environment Exposure Devices (SEEDs) befinden sich seit dem 08. Oktober 2001 an ihrem gegenwärtigen Platz, als sie erstmals außerhalb von Swjesda angebracht wurden, um Mikrometeoriteneinschläge auf Materialproben zu messen.

Während sie weiter ihre Aufgaben durchführten, wendeten Foale und Kaleri ihre Aufmerksamkeit der Installation des russischen Experimentes Matryoshka an Handläufen außerhalb von Swjesda zu. Bei Matryoshka handelt es sich um eine körperrumpfähnliche Vorrichtung, die sich in einem Behälter befindet und sich aus Materialien zusammensetzt, die das menschliche Gewebe simulieren. Matryoshka soll Daten über die Strahlenabsorption der an Bord der Internationalen Raumstation lebenden Stammbesatzungen sammeln.

Als Foale und Kaleri gegen 19.00 Uhr EST die Installation von Matryoshka abgeschlossen hatten, meldete Kaleri das Problem mit seinem Weltraumanzug. Foale komplettierte die Installation eines russischen materialwissenschaftlichen Experimentierbehälters an Swjesda während sich Kaleri auf den Rückweg zu Pirs begab. Sie schlossen die Luken von Pirs um 20.12 Uhr EST, wodurch der Weltraumausstieg insgesamt drei Stunden und 55 Minuten dauerte. Es war der 52. Weltraumausstieg, der die Montage und die Wartung der Internationalen Raumstation unterstütze, der 27. Weltraumausstieg, der von der Internationalen Raumstation selbst ausging sowie der vierte Weltraumausstieg für Foale und der fünfte Weltraumausstieg für Kaleri.

Sobald sie sich wieder im Innern der Internationalen Raumstation befand, öffnete die achte Stammbesatzung wieder die Luken und bereitete die Internationale Raumstation auf den geregelten Betrieb vor. Es ist vorgesehen, dass Foale und Kaleri zu Beginn der nächsten Woche mehrere Tage Freizeit zugestanden wird. Zu den beiden nicht erfüllten Aufgaben des Weltraumausstieges zählen der Austausch eines weiteren Experimentierpaketes an Swjesda und die Umpositionierung von Reflektoren für zukünftige Besuche europäischer Versorgungsraumschiffe.

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