Am 28. Juni 2011 erklärten die russischen Weltraumtruppen den am 1. Februar 2011 auf einer Rockot-Rakete mit Bris-KM-Oberstufe gestarteten Geodäsiesatelliten GEO-IK-2 offiziell zu einem Totalverlust.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: IANS, Interfax, NEWSru, RIAN, Rossiskaja Gaseta.
Das von Reschetnjow Informational Satellite Systems gebaute Raumfahrzeug sollte die Erstellung eines hochgenauen geodätischen Koordinatensystems unterstützen und in diesem Rahmen die Form der Erde, ihre exakte Rotationsgeschwindigkeit und ihr Schwerefeld bestimmen. Außerdem war vorgesehen, mit Hilfe des Satelliten die Drift der Kontinentalplatten und die genaue Lage der Pole festzuhalten. Als erster Teil eines neuen Satellitenpaares war GEO-IK-2 Nr. 11 dazu gedacht, frische Messdaten sammeln, um Russlands militärisches geodätisches System auf einen aktuellen Stand zu bringen.
Nach dem Start war GEO-IK-2 Nr. 11 nicht auf die ursprünglich vorgesehene Bahn in rund 1.000 Kilometern über der Erde gelangt. Die Raketenoberstufe hatte ihn statt dessen in einem Orbit mit einem Apogäum von rund 1.021 und einem Perigäum von rund 369 Kilometern über der Erde ausgesetzt. Die Fehlfunktion der von Chrunitschew gebauten Raketenoberstufe von Typ Bris-KM wurde vermutlich von Einflüssen elektromagnetischer oder Partikelstrahlung auf die Elektronik der Stufe nach deren erster Brennphase verursacht. Zur zweiten Brennphase, die zum Erreichen der geplanten Kreisbahn erforderlich gewesen wäre, kam es nicht: Die Oberstufe zündete nicht, und die Nutzlast wurde, wie es das Notfallregime der Stufe vorsah, abgetrennt.
Ein ganzer Tag verging, bis das zuständige Satellitenkontrollzentrum Kontakt zu dem gestrandeten Satelliten aufgebaut hatte. Sehr schnell war klar, dass der Satellit sein Vermessungsprogramm allenfalls eingeschränkt würde erledigen können, weil die beiden Solarzellenausleger des Satelliten ihn auf Grund der tatsächlich erreichten Umlaufbahn nur unzureichend mit Strom versorgen. Mit dem für die Lageregelungstriebwerke des Satelliten an Bord vorrätigen Treibstoff war die ursprünglich vorgesehene Bahn nicht zu erreichen.
Ende Februar 2011 traten Probleme bei der Orientierung des Satelliten an der Sonne auf. Nach einem Ausfall eines Systems zur Sonnenorientierung begann der Satellit unkontrolliert zu rotieren, was auf mangelnde Stromversorgung durch die nicht drehbar, sondern fest an der Satellitenstruktur angebrachten Solarzellenausleger zurückgeführt wird. Anfang März 2011 betrachtete man es als unwahrscheinlich, das Raumfahrzeug noch einmal unter Kontrolle zu bekommen.
Im April 2011 gelang es, wieder Verbindung zu GEO-IK-2 Nr. 11 herzustellen. Man begann mit einer Analyse der von dem Raumfahrzeug empfangenen Telemetriedaten und teile mit, nach der Begutachtung der Daten über die weitere Nutzung des Satelliten zu entscheiden.
Da es jedoch nicht möglich war, den Satelliten in ein brauchbares Betriebsregime zu bringen, weil keine dauerhaft stabile Verbindung aufrecht zu erhalten war, blieb nichts anderes übrig, als ihn aufzugeben. Jetzt umkreist er die Erde nutzlos und stellt für andere Raumfahrzeuge ein weiteres gefährliches Stück Weltraumschrott dar.
GEO-IK-2 Nr. 11 alias Kosmos 2470 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 37.362 bzw. als COSPAR-Objekt 2011-005A.