Saturnsonde Cassini bestätigt Wasserfund auf dem Erdmond.
Ein Beitrag von Lars-C. Depka. Quelle: Sunshine et.al, Cassini Science Team, Rich Zurek, Lars-C. Depka.
Gleich zwei Befunde von Wasser in unterschiedlichen Aggregatszuständen bzw. Erscheinungsformen lassen aufhorchen: Zwar größere Mengen als erwartet – andererseits in ihrer Gesamtsumme doch noch immer recht bescheidene Quantitäten von Wassermolekülen hat der Moon Mineralogy Mapper (M3) an Bord der zwischenzeitlich abgeschlossenen Chandrayaan-1-Mission in den lunaren Polregionen nachweisen können. Sowohl Epoxi (besser bekannt unter der ursprünglichen Bezeichnung Deep Impact) als auch Cassini trugen mittels der bordeigenen Instrumentenbanken zur Befundstützung bei.
Es ist also keinesfalls von jetzt plötzlich neu entdeckten Meeren oder Seen, noch nicht einmal von Pfützen, sondern von Wassermolekülen die Rede, welche im wesentlichen mit Molekülen der ersten Oberflächenmillimeter interagieren.
Während Epoxi im Rahmen des letzten Schwungholens bei der Erde (im Juni) zum Rendezvous mit dem periodischen Kometen P103/Hartley 2 im November 2010 Untersuchungen durchführte ( High-resolution Infrared Imaging Spectrometer), konnte Cassini schon im Jahre 1999 während des Swing-By durch Daten des Visual and Infrared Mapping Spectrometer (VIMS) Wassermoleküle verifizieren. Aus Gründen der erst gegebenen Nachprüfbarkeit wurde die Erkenntnisse seinerzeit allerdings nicht publiziert. Nun zeigt sich, wie genau die Ergebnisse des M3 mit denen von Cassini übereinstimmen.
Die gewonnenen, hochpräzise kalibrierten spektrometrischen Infrarot-Daten scheinen in Richtung einer „Tauschicht“ interpretiert werden zu können, deren Existenz zwar nicht als langanhaltend betrachtet werden kann, die sich jedoch mit jedem Tag wieder neu bildet und deren Nachweis darüber hinaus nicht ausschließlich nur auf die Polregionen begrenzt werden kann.
So zeigen sich kurzeitige OH-/H2O-Spuren auf der gesamten lunaren Oberfläche. Auch, wenn sich das jüngst gleich durch drei voneinander unabhängige Raumfahrzeuge bestätigte Wasservorkommen auf der Mondoberfläche ausschließlich in molekularer Form zeigt, so ist die bisherige Annahme eines ausnahmslos trockenen Mondes bzw. seiner eventuellen Wasservorkommen inmitten seiner schattigen Polkrater summa summarum einer prinzipiellen Neubewertung, auch im Hinblick auf die sich hieraus ergebenden mineralischen Effekte, zu unterziehen.
Möglicherweise zeichnen für die sich täglich bildenden, nur wenige Molekülschichten mächtigen (etwa in Größenordnungen von 1.000 Wassermolekülen auf eine Million Teile der Mondoberfläche) Taufelder durch den Sonnenwind transportierte Wasserstoff-Ionen verantwortlich, die auf dem Mond mit den dort vorhandenen sauerstoffreichen Mineralien H2O- und Hydroxyl-Moleküle bilden. Die Gruppen, die hierunter fallen bezeichnet man im chemischen Konsens auch als funktionelle bzw. charakteristische Gruppen. Das Abtragen und Destillieren von einer Tonne Mondregolith ergäbe bei diesem Moleküldurchsatz also noch nicht einmal einen Liter Wasser (946 Milliliter). Denkbar ist in diesem Zusammenhang indes auch eine derartig solarinduzierte Hydratisierung bei sämtlichen atmosphärenlosen Körpern des inneren Sonnensystems, sofern ihre Oberflächen ebenso sauerstoffhaltige Mineralien aufweisen.
Wasser in gefrorenem Zustand meldet fast zur gleichen Zeit auch der Mars Reconnaissance Orbiter, nicht auf dem Mond allerdings, sondern auf dem Mars. Genauer gesagt in mittleren Marsbreiten dicht unter der Oberfläche. Sichtbar wurde das Wassereis, nachdem Meteoriten es durch ihre Einschläge freilegten.
Die Funde gestalteten sich eher zufällig, denn sie fielen einem mehr oder minder überraschten Wissenschaftler währen eines Routine-Instrumentenchecks auf. Es handelt sich um fünf frische Einschlagkrater von wahrscheinlich 0,5 bis 2,5 Metern Tiefe, von denen bei einigen eine dunkle Grundschicht von einer Schicht hellen Eises überlagert wird. In den nachfolgenden Wochen nach den Einschlägen dunkelte auch die helle Eisschicht ab, was als Evaporationsindiz (Verdampfung) gewertet wird und somit die Eishypothese tatkräftig stützt. Interessant an dem jetzt gefundenen Eis etwa auf halber Strecke zwischen dem Nordpol und dem Äquator dürfte sein, dass es sich um Überbleibsel einer möglicherweise erst wenige tausend Jahre vergangenen Zwischenepisode feuchteren Marsklimas handeln könnte.