Die amerikanische Sonde Voyager 1 steht kurz vor dem Eintritt in den interstellaren Raum
Ein Beitrag von Matthias Pfeiffer. Quelle: Spaceflight Now.
Nach fast 30 Jahren hat Voyager 1 die Schwelle zum interstellaren Raum erreicht. Sie ist eine riesige, turbulente Ausdehnung eingetreten, in der der Einfluss der Sonne verschwindet und der Sonnenwind mit Gas zwischen den Sternen zusammenstößt.
„Voyager 1 hat die letzte Runde auf dem Weg zum interstellaren Raum angetreten.“ So Dr. Edward Stone vom California Institute of Technology in Pasadena, wo die Sonde gebaut und immer noch betreut wird.
Im November 2003 meldetet das Voyager 1 Team bereits, dass die Sonde eine ungewöhnliche Region unseres Sonnensystems erreicht hat. Man vermutete damals, dass die neu erreichte Grenze die so genannte Termination Shock Region (übersetzt würde das soviel wie „Abschluss Stoß“ bedeuten) sei. Die Experten wurden sich damals aber nicht einig, ob Voyager 1 nun die Grenze erreicht hätte oder nur sehr nahe dran sei.
Der Termination Shock tritt dort auf, wo der Sonnenwind, der einen dünnen Strom elektrisch geladener Teilchen darstellt, auf das Gas zwischen den Sternen trifft und abgebremst wird. Der Sonnenwind wird dabei so abrupt verzögert, dass er sich verdichtet und gleichzeitig heißer wird. Das Voyager 1 Team ist nun zu der Meinung gekommen, dass die Sonde diese Grenze durchbrochen hat und die Heliosheath erreicht hat.
Die Lage des Termination Shock festzustellen war nicht einfach, da man die genauen Eigenschaften des interstellaren Raumes nicht genau kennt. Zusätzlich ist der Termination Shock ständig in Bewegung, kann sich ausdehnen oder zusammenziehen, je nach Aktivität der Sonne.
Der überzeugendste Beweis, dass Voyager 1 dennoch den Termination Shock überquert hat, ist eine Messung, die einen plötzlichen Anstieg des Magnetfeldes des Sonnenwindes zeigt, während gleichzeitig seine Geschwindigkeit abfällt. Der Anstieg des Magnetfeldes wird durch das Abbremsen des Sonnenwindes verursacht.
Genau dieser Effekt wurde im Dezember 2004 von Voyagers Magentometern gemessen. Die magnetische Feldstärke des Sonnenwindes sprang plötzlich um den Faktor 2,5 nach oben und bleibt seither konstant auf dem hohen Niveau. Zusätzlich dazu sind auch eine erhöhte Anzahl von Ionen mit sehr hoher Geschwindigkeit und Geräusche von Ausbrüchen von Plasmawellen beobachtet worden.
Selbst Experten sind von den Messungen der Sonde überrascht und müssen zugeben, dass der Termination Shock sehr viel komplizierter ist, als man bisher dachte.