Vorbereitungen und neue Experimente auf der ISS

Die Vorbereitungen auf die geplante Ankunft der Discovery und Aktivitäten zum russischen Weltraumausstieg Mitte November standen auf dem Plan der Langzeitbesatzung 25. Eine Feierstunde am zehnten Jahrestag der ISS, Fehleranalysen, Forschung und das Entladen von Progress-M 08M gehörten ebenfalls zum Programm in dieser Woche.

Ein Beitrag von Ralf Möllenbeck. Quelle: NASA, Raumfahrer.net, Roscosmos. Vertont von Peter Rittinger.

Mit Spannung verfolgte die Besatzung der ISS die Startkampagne der Discovery für STS 133. Leider wurde diese am Freitag durch ein Leck an einer Leitung zur Entlüftung von Wasserstoff unterbrochen und wird frühestens Ende November wieder aufgenommen. Einen Teil ihrer Zeit widmeten die amerikanischen Besatzungsmitglieder den Arbeiten für die bis dahin noch geplante Ankunft der Discovery. Kommandant Doug Wheelock und Scott Kelly arbeiteten an den Raumanzügen, welche die Discovery-Astronauten Tim Kopra und Alvin Drew bei ihren Außeneinsätzen tragen sollten. Es wurden Batterien geladen und die Isolierung an einem Anzug repariert. Bei den vorhergegangenen amerikanischen Ausstiegen 15, 16 und 17 gab es in den ISS-Raumanzügen unerwünschte Luftgeräusche, wenn Sauerstoff strömte. Shannon Walker nahm sich dieses Problems an. In Cupola wurde das Equipment für die Robotic-Aktivitäten des Stationsarms vorbereitet und Oleg Skripotschka transportierte Gegenstände nach Progress-M 07M, welche im vorderen Andockstutzen (PMA-2) von Harmony gelagert wurden.

NASA
Beide Orlan-Raumanzüge im Schleusenmodul Pirs
(Bild: NASA)

Fjodor Jurtschichin und Oleg Skripotschka machten sich mit den Prozeduren und dem Zeitablauf ihres Weltraumausstieges am 15. November vertraut. Sie stellten außerdem die Werkzeuge für ihren sechsstündigen Außeneinsatz zusammen und transportierten einige Wissenschaftsnutzlasten aus dem Schleusenmodul Pirs (SO 1) in das Docking- und Schleusenmodul Poisk (MIM 2), um sie dort zwischenzeitlich zu stauen.

Am 12. November wird es einen Testlauf geben. Dabei werden die Orlan-MK-Raumanzüge angelegt, um Beweglichkeitstests, Dichtigkeits- und Kommunikationsprüfungen durchzuführen. Fjodor Jurtschichin wird dabei den Orlan Nr. 5 mit den roten Streifen und der Telemetrie-Einheit 7 tragen, Oleg Skripotschka benutzt den Orlan Nr. 4 mit den blauen Streifen und der Telemetrie-Einheit 6. Per Funk unterstützt von der Bodenstation, wechselten sie einige Komponenten ihrer Orlan-MK-Raumanzüge, wie LP-9 LiOH-Kanister, Haupt- und Reserve-BK-3M-Sauerstofftanks, Feuchtigkeitssammler, Trinkwasserfilter, einen Filter der Entgasungspumpe und 825M3-Batterien aus beziehungsweise arbeiteten daran. Sie bereiteten die persönliche Kleidung, welche im Raumanzug getragen werden soll, vor. Das sind die KVO-Kühlanzüge, der ShL-10S-Kopfhörer, BK-10-Thermounterwäsche und Baumwollsocken.

NASA-TV
Die Besatzung der ISS spricht mit NASA Administrator Charles Bolden
(Bild: NASA-TV)

Am 2. November war der zehnte Jahrestag der bemannten Nutzung der ISS (wir berichteten). Daher gab es an diesem Tag eine Live-Schaltung zur ISS und NASA-Administrator Charles Bolden sprach mit der sechsköpfigen Besatzung. Auch die russische Weltraumagentur Roskosmos würdigte den feierlichen Tag, neben den anderen internationalen Partnern, mit einigen Sonderbeiträgen in Text und Film.

Bei dem Anflug von Sojus-TMA 01M im Oktober hatte es ein Problem mit einem Analog-Digitalwandler gegeben, so dass damals einige Werte auf der Neptun-Konsole der Rückkehrkapsel nicht angezeigt werden konnten. Um diesen Fehler zu analysieren, wurden mit Progress-M 08M ein Datenkabel und eine Diagnose-CD angeliefert. Alexander Kaleri prüfte damit die Datenprotokolldateien des Bedienfeldes, um die Ergebnisse den Fachleuten am Boden zu übersenden. Erste Erkenntnisse sprechen von einem Hardwareproblem, welches verhindert, dass der Wandler angesprochen wird. Das Universal-Trainingsgerät ARED (Advanced Resistive Exercise Device) macht diese Woche auch einige Probleme. Nur durch den Austausch eines Übungsseiles, von Scott Kelly durchgeführt, konnte das Trainingsgerät wieder genutzt werden.

Die russischen Besatzungsmitglieder der Internationalen Raumstation führen ein neues Experiment durch, das Wissenschaftlern helfen soll, neue Materialien und Elektronikgeräte zu entwickeln. Das Experiment, Coulomb Crystal genannt, ist eine Studie von geladenen Partikeln und deren Dynamik in einem Magnetfeld. Da es auf der Erde problematisch durchzuführen ist, wurde es mit Progress-M 08M zur ISS gebracht, um in der Mikrogravitation zu experimentieren. Die Ergebnisse sollen eine weitere praktische Anwendung in der Mikroelektronik, den Nanotechnologien und der Produktion von neuen Lichtquellen haben.

NASA
Scott J. Kelly und Oleg Skripotschka mit SPHINX im Unity-Knoten
(Bild: NASA)

Ebenfalls mit Progress-M 08M gelangte ein europäischen Experiment mit dem Namen SPHINX zur ISS. Es wurde von Oleg Skripotschka zum Columbus-Labormodul transportiert und dort von Scott Kelly in den vorgewärmten KUBIK-6-Brutkasten eingebaut. Kameraüberwacht wurde es gestartet und soll erforschen, wie sich Innenwandzellen von Venen der menschlichen Nabelschnur in der Mikrogravitation verhalten. Damit sollen bessere Kenntnisse über Endothel-Zellen für klinische Anwendungen gewonnen werden.

Der Entladevorgang von Progress-M 08M wurde während der gesamten Woche fortgesetzt. Neben den schon erwähnten Experimenten mussten auch eine ganze Menge anderer Güter entladen und in das stationseigene Inventar-Management-System (IMS) eingebucht werden. Shannon Walker konzentrierte sich auf eine Kontrolle der Bestände im Kleidungslager der Mannschaft.

Fjodor Jurtschichin, Kommandant von Sojus-TMA 19, begann damit, sich auf die Rückkehr zur Erde am Ende dieses Monats vorzubereiten. Er benutzte dafür die russische Tschibis-Anzughose, bei der ein Unterdruck auf den unteren Teil des Körpers einwirkt. Dadurch werden die Muskeln in den Beinen für die Rückkehr in die Schwerkraft vorbereitet. Doug Wheelock und Shannon Walker, ebenfalls zur Besatzung von Sojus-TMA 19 gehörend, werden in den nächsten Tagen in die Vorbereitung der Rückkehr zur Erde einsteigen. Ab Mitte November müssen alle drei Rückkehrer verstärkt Vitamine und Salz zu sich nehmen und ihr Trainingsprogramm intensivieren.

Mittlere Bahnhöhe der ISS am 06.11.2010:

352,0 km bei einem Höhenverlust von 156 Metern in den letzten 24 Stunden.

Zukünftige Ereignisse:

  • 12. November, Trainingseinheit zum russischen Weltraumausstieg
  • 15. November, russischen Weltraumausstieg mit Fjodor Jurtschichin und Oleg Skripotschka
  • 30. November, Rückkehr von Sojus-TMA 19 zur Erde

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