Nach zwei anstrengenden Wochen gemeinsam mit der Besatzung der Atlantis kehrte wieder etwas Normalität an Bord der ISS ein. Man ging dazu über, den Ablauf wieder auf Forschung, Wartung und die als nächstes anstehenden Aufgaben zu lenken. (Newsbild: Satoshi Furukawa in Unity mit Kamera)
Ein Beitrag von Ralf Möllenbeck. Quelle: NASA, Raumfahrer.net, Roskosmos.
Nach der Abreise des Space-Shuttle Atlantis in der letzten Woche begann auf der ISS das große Aufräumen. Ronald Garan, Michael Fossum und Satoshi Furukawa reinigten und reorganisierten das PMM Leonardo, nachdem die Atlantis etliche Ersatzteile und Versorgungsgüter auf der Station hinterlassen hat. Diese waren zwischenzeitlich provisorisch gestaut worden, um nun einen festen Lagerplatz in dem Modul zu bekommen. Eine Registrierung und Abgleichung mit den Daten auf der Erde fand im stationseigenen Inventar Management System (IMS) statt. Michael Fossum nahm anschließend an dem VO2max-Experiment teil, einer Messung und Dokumentierung der Sauerstoffaufnahme eines Menschen vor, während und nach seinem Aufenthalt an Bord der Station. Bei dieser alle 30 Tage stattfindenden Sitzung führte er Übungen auf dem Laufband oder einem Fahrradergonometer mit wechselnder Belastung durch. Verglichen und bewertet werden die Veränderungen in seiner aeroben Kapazität über einen längeren Zeitraum, um zum Beispiel die Sauerstoffaufnahme bei Außeneinsätzen vorhersagen zu können.
Im russischen Stationsteil arbeiteten Andreij Borisenko und Sergei Wolkow mit der BAR-Expert-Hardware. Diese aus einem Laptop und einer Mikro-Videokamera mit flexibler Verlängerungsstange bestehende Gerätschaft wird zur Detektierung von Mikrorissen an unter Druck stehenden Stationsteilen eingesetzt. Dazu werden Umgebungsparameter in weniger zugänglichen Bereichen, wie Luftfeuchtigkeit, Luftbewegungen und Temperaturschwankungen, mit einem Infrarot-Thermometer, dem Thermohygrometer Iva-6A, dem Anemometer-Thermometer TM-2 und dem Leckstellen-Detektor UT2-03 bestimmt und gespeichert. Experten vom Boden gaben die Bereiche der Untersuchung den Kosmonauten vor. Weiterhin beschäftigte sich Kommandant Andrej Borisjenko mit dem Erdbeobachtungsexperiment RUSALKA, einem Studie zur Ermittlung des Methan- und Kohlendioxidgehaltes der Erde vom All aus. Dafür fertigte er Bilder der Atmosphäre mit speziellen Kamerafiltern an und sendete sie zur Bodenstation.
Ronald Garan führte Wartungsarbeiten an der Verbrennungseinheit des Mehrzweck-Racks für kleine Nutzlasten MSPR (Multipurpose Small Payload Rack) durch. Hier wird das Verbrennungsverhalten und die Flammenbildung von Stoffen und Gasen in der Schwerelosigkeit erforscht. Der japanische Astronaut Satoshi Furukawa bewegte Ausrüstung zur Erforschung der Abschirmung von Astronauten gegen Strahlungseinflüsse bei Langzeitaufenthalten im niedrigen Erdorbit. Alle drei russischen Raumfahrer arbeiteten im Kopplungs- und Schleusenmodul Pirs, um den 29. Außeneinsatz von Alexander Samokutjajew und Sergej Wolkow vorzubereiten. Dieser soll am 3. August um 16:30 Uhr MESZ beginnen und rund sechs Stunden dauern. Die beiden Außenarbeiter werden dann die STRELA-Kräne von Pirs nach Poisk umsetzen, Teile eines Laser-Kommunikationssystems installieren und verkabeln, das Experiment BioRisk an Pirs installieren, eine KURS-Antenne bergen und den Minisatelliten Radioskaf-V oder auch „Kedr“ aussetzen. Es ist der erste Weltraumausstieg für Alexander Samokutjajew, Sergej Wolkow war bereits zweimal im freien Raum.
Satoshi Furukawa verbrachte einen Teil seiner Zeit mit dem SHERE genannten Experiment im Forschungsmodul Destiny. SHERE (Shear History Extensional Rheology Experiment) wird dazu genutzt, um Polymerfluide und deren Verhalten bei Verdrehungen und Dehnungen in der Schwerelosigkeit zu erforschen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sollen bei der Herstellung ohne formgebende Vorrichtungen helfen, da diese als wichtiger Schritt für die Eigenproduktion von Teilen auf zukünftigen autonomen Raumerforschungsmissionen gesehen werden. Weiter soll dieses Wissen für verbesserte Fertigungsverfahren auf der Erde angewandt werden. Ronald Garan nahm in dieser Woche an dem Experiment SOLO (Sodium Loading in Microgravity) teil. SOLO ist eine vom DLR-Institut für die Raumfahrtmedizin in Köln geführte Studie zur Erforschung des Knochenschwundes in der Schwerelosigkeit. Dabei untersuchen Mediziner das Zusammenspiel von Knochen- und Muskelstoffwechsel mit den Faktoren Ernährung, Salz- und Flüssigkeitshaushalt von Raumfahrern. Michael Fossum führte eine regelmäßige Wartung des Universal-Trainingsgerät mit Namen ARED (Advanced Resistive Exercise Device) durch. ARED ist eines der Fitnessgeräte auf der ISS, an dem die sechs Raumfahrer täglich trainieren müssen, um den Muskelschwund in der Schwerelosigkeit entgegen zu wirken.
Mittlere Bahnhöhe der ISS am 26.07.2011:386,9 km bei einem Höhenverlust von 35 Metern in den letzten 24 Stunden
Zukünftige Ereignisse:
- 03. August, russischer Außeneinsatz Nr. 29 Samokutjajew/Wolkow
- 23. August, Progress-M 11M verlässt die ISS
- 26. August, Progress-M 12M erreicht die ISS
- 31. August, Bahnanhebung durch Progress-M 12M
Raumcon: