Be- und Entladearbeiten von beiden Progress-Transportern, die Fortführung von Experimenten und die Mission der Atlantis beschäftigte diese Woche die Besatzung der ISS.
Ein Beitrag von Ralf Möllenbeck. Quelle: NASA. Vertont von Peter Rittinger.
Nach der Ankunft von Progress-M 05M begannen die Flugingenieure Alexander Skworzow und Michail Kornijenko mit dem Entladen der 2,6 Tonnen Fracht. Im Gegenzug hatte Kommandant Oleg Kotow die Aufgabe, den zweiten Raumfrachter, Progress-M 04M, für dessen Abreise am 10. Mai vorzubereiten. Er verlud Abfälle und nicht mehr länger benötigte Gegenstände in das Frachtmodul. Weiterhin pumpte er flüssige Abfälle von drei EDV-U-Behältern in den leeren BV2-Rodnik-Tank des Frachters.
Progress-M 04M, in der amerikanischen Zählweise als Progress 36P bezeichnet, wird Anfang der nächsten Woche die ISS verlassen und damit den hinteren russischen Andockstutzen von Swesda freimachen. Dort soll am 12. Mai Sojus-TMA 17 anlegen, welche wiederum den erdzugewandten Andockstutzen von Sarja für die Ankunft des neuen Moduls Rasswjet (MRM 1) verlässt. In Vorbereitung auf das Umsetzen von Sojus-TMA 17 prüften Oleg Kotow, T. J. Creamer und Sōichi Noguchi ihre russischen Sokol-Fluganzüge auf Dichtigkeit, da diese auch während eines Umdockmanövers voll funktionstüchtig sein müssen.
Viele Experimente und Forschungsreihen bedürfen einer fortlaufenden Betreuung durch die Besatzung der ISS. Tracy Caldwell-Dyson widmete sich mehrere Stunden einem Experiment zur Erzeugung von sterilem Wasser, welches den Anforderungen zur medizinischen Nutzung während Langzeitmissionen im Weltall entspricht. Alexander Skworzow, Michail Kornijenko, T. J. Creamer und Sōichi Noguchi transportierten das Experiment MATRIOSCHKA vom russischen Segment der Station in das US-basierte, um es im japanischen Labormodul KIBO auf seinen vierten Einsatz vorzubereiten. MATRIOSCHKA ist eine körperrumpfähnliche Vorrichtung, welche mit Strahlungssensoren (Dosimetern) ausgestattet ist, um die Strahlenbelastung für den Menschen in der ISS zu messen. Das MATRIOSCHKA-KIBO-Experiment wird die bisherigen Forschungsergebnisse der „Strahlenmesspuppe“ ergänzen.
Alexander Skworzow, der am 6. Mai seinen 44. Geburtstag feierte, arbeitete am RUSALKA-Experiment, einem Testverfahren, um die Methan- und Kohlendioxidkonzentrationen in der Erdatmosphäre aus der Entfernung zu messen. Kommandant Oleg Kotow verbrachte etwas Zeit mit dem russischen SONOCARD-Experiment, das physiologische Funktionen eines Besatzungsmitgliedes während des Schlafes registriert. Bei SONOCARD handelt es sich um eine Studie zur Untersuchung der gewonnenen Gesundheitsdaten. Dabei wird ermittelt, ob diese Daten als Basis dienen könnten, die Anpassungsfähigkeit des menschlichen Körpers bei Langzeitflügen zu bewerten und vorauszusagen.
Am 14. Mai soll die Raumfähre Atlantis für die nächste Mission (STS 132) zur ISS aufbrechen. Als Hauptfracht an Bord ist das russische Mini-Forschungsmodul Rasswjet (MRM 1). Es soll am 5. Flugtag an den erdzugewandten Andockstutzen von Sarja angekoppelt werden. Für diese Mission der Atlantis sind an Bord der ISS zahlreiche Vorbereitungen zu treffen.
Anfang dieser Woche wurde die „Roboterhand“ Dextre mit dem Stationsarm (SSRMS) zur mobilen Plattform, auch Mobile Base System (MBS) genannt, transportiert. Auf dieser mobilen Plattform, welche auf dem Ausleger (Integrated Truss Structure) läuft, ist Dextre nun bereit für die weitere Ausrüstung seiner Komponenten. Währenddessen gingen Oleg Kotow und T. J. Creamer die Prozeduren zum Fotografieren der ankommenden Atlantis während derer 360-Grad-Drehung um die eigene Querachse durch. Diese Drehung (Rendezvous Pitch Maneuver) dient der fotografischen Kontrolle des Hitzeschildes der Atlantis.
Sōichi Noguchi beendete den Einbau der Bedienstation (Robotic-Workstation) des Stationsarmes in Cupola. Er löste das Problem mit einem zu kurzen Kabel, indem er einen Handgriff demontierte. Es wurde ein mit Progress-M 05M angeliefertes Datenkabel eingebaut und er brachte eine Fußhalterung in Cupola an. Diese soll dem Bediener des Stationsarmes einen sicheren Halt vor der Robotic-Workstation geben.
Auf der ISS befinden sich drei amerikanische Raumanzüge (EMU). Diese wurden von Sōichi Noguchi, T. J. Creamer und Tracy Caldwell-Dyson in der US-Luftschleuse Quest für die Ankunft der Atlantis vorbereitet. Die Anzüge wurden in der Größe angepasst, die Batterien aufgeladen und Wasservorräte vorbereitet. Dabei werden die drei Stationsanzüge nicht unmittelbar zum Einsatz kommen, dienen aber als Ersatz, falls es mit den Shuttle-eigenen Anzügen Probleme geben sollte.
Positive Nachrichten gibt es von dem nach Tranquility verlegtem Laufband T2/COLBERT. Das Laufband zeigte nach seinem ersten Einbau vor einer Woche zu geringe Abstände zu den benachbarten Modulteilen. Nun wurde COLBERT neu ausgerichtet und wieder befestigt. Der für gestern angesetzte Testlauf des Trainingsgerätes wird zur Zeit am Boden bewertet. Es wird angestrebt, das T2/COLBERT am kommenden Montag, dem 10. Mai, wieder für das tägliche Training der Besatzung freigegeben wird.
Mittlere Bahnhöhe der ISS am 07.05.2010:348,1 km bei einem Höhenverlust von 122 Metern in den letzten 24 Stunden
Zukünftige Ereignisse:
10. Mai, Progress-M 04M verlässt die ISS 12. Mai, Sojus TMA-17 wird zum hinteren Andockstutzen von Swesda umgesetzt
16. Mai, geplante Ankunft der Atlantis mit dem Mini-Forschungsmodul Rasswet an der ISS
Raumcon: