VISTA nimmt Arbeit auf

Das neue ESO-Teleskop VISTA in der chilenischen Atacama-Wüste nahm am 11. Dezember offiziell seine Arbeit auf. Gleichzeitig wurden erste Aufnahmen veröffentlicht, die während des Probebetriebes erstellt worden waren.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: ESO. Vertont von Peter Rittinger.

ESO/J. Emerson/VISTA. Acknowledgment: Cambridge Astronomical Survey Unit
Flammennebel im Sternbild Orion
(Bild: ESO/J. Emerson/VISTA. Acknowledgment: Cambridge Astronomical Survey Unit)

VISTA steht für Visible and Infrared Survey Telescope for Astronomy. Es handelt sich also um ein astronomisches Teleskop für sichtbares Licht und infrarote Strahlung zur Himmelsdurchmusterung. Dementsprechend hat das in Großbritannien erdachte und entwickelte Teleskop ein vergleichsweise großes Blickfeld, das etwa der Fläche von 10 Vollmonden entspricht. Was mit VISTA in hoher Auflösung im Ganzen erfasst wird, kann anschließend mit dem nur wenige Kilometer entfernten Very Large Telescope (VLT) der ESO im Detail untersucht werden.

VISTA verfügt über einen 4,10 m durchmessenden Hauptspiegel und eine etwa 3 Tonnen schwere elektronische Spezialkamera, die mit 16 Detektoren und insgesamt 67 Megapixeln ausgerüstet ist. Diese arbeiten weitgehend im Infrarotbereich und werden auf etwa -200 °C gekühlt. Dadurch lassen sich auch relativ kalte Objekte im Weltraum abbilden.

Hauptuntersuchungsgegenstände des neuen Teleskops, das eine Beitrittsleistung Großbritanniens zur ESO darstellt, werden einerseits kalte oder von Staubwolken verdeckte Objekte im Weltraum, andererseits Himmelsphänomene mit starker Rotverschiebung sein. Dazu gehören erdnahe Asteroiden, das Galaxiszentum oder kosmische Nebel genauso wie weit entfernte Quasare.

ESO/VISTA. Acknowledgment: Cambridge Astronomical Survey Unit
IR-Bild vom Zentrum der Milchstraße mit mehr als einer Million erkennbarer Einzelsterne
(Bild: ESO/VISTA. Acknowledgment: Cambridge Astronomical Survey Unit)

Für die nächsten 5 Jahre sind bereits jetzt 6 Durchmusterungen am südlichen Sternenhimmel geplant. Neben einem Komplettscan werden auch speziellen Zielen gewidmete Untersuchungskampagnen durchgeführt. Gegenüber bisherigen Ergebnissen dieser Art soll mit VISTA eine um das 40-fache erhöhte Empfindlichkeit erreichbar sein. Dementsprechend fallen pro Nacht etwa 300 Gigabyte Daten an.

Neue Erkenntnisse erwartet man zu Eigenschaften, Verteilung und Herkunft bekannter Stern- und Galaxientypen, zur dreidimensionalen Struktur der Milchstraße und der Magellanschen Wolken sowie über Zusammenhänge zwischen der großräumigen Struktur des Universums und der angenommenen Dunklen Materie bzw. Dunklen Energie.

ESO/J. Emerson/VISTA. Acknowledgment: Cambridge Astronomical Survey Unit
Mehrere Galaxien des Fornax-Haufens auf einer „Weitwinkelaufnahme“
(Bild: ESO/J. Emerson/VISTA. Acknowledgment: Cambridge Astronomical Survey Unit)

Gestern veröffentlicht wurden auch Bilder und Animationen zu ausgewählten Beobachtungszielen während der Testphase. Dazu gehören der Flammennebel im Sternbild Orion, in der eine Gruppe junger Sterne innerhalb von Gas- und Staubwolken abgebildet werden konnte, die im sichtbaren Licht nicht einsehbare Zentralregion der Milchstraße mit mehr als einer Million erkennbarer Sterne sowie der Fornax-Galaxienhaufen. Hier sind durch das große Beobachtungsfeld mehrere Galaxien in hoher Auflösung direkt vergleichbar auf einem Bild erfasst.

Nach der offiziellen Übergabe am 10. Dezember ist VISTA Bestandteil der Eüropäischen Südsternwarte, der ESO, die das Teleskop von nun an betreiben wird. Das European Southern Observatory (ESO) hat insgesamt 14 Mitgliedsländer.

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