Es sind nur noch ein paar Monate, dann können Studierende der Hochschule Bremen (HSB) ihren selbstgebauten Satelliten von Schottland aus in den Weltraum starten. Damit der Satellit den Raketenstart unbeschadet übersteht, laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren: Vom 13. bis 17. Mai 2024 führt das HSB-Team mit Unterstützung von Expert:innen des Education Office der Europäischen Weltraumagentur ESA eine spezielle Testkampagne in Belgien durch. Wer will, kann sie auf den Social-Media-Kanälen von LinkedIn und Instagram der HSB begleiten. Eine Pressemitteilung der Hochschule Bremen (HSB).
Quelle: Hochschule Bremen (HSB) 10. Mai 2024.
10. Mai 2024 – Die Studierenden haben diese kostenlose Mitfluggelegenheit ins All bei einem Wettbewerb des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) im vergangenen Jahr gewonnen. Ende dieses Jahres soll ihr selbstgebauter Kleinsatellit „VIBES Pioneer“ von Schottland aus mit einer Trägerrakete der Rocket Factory Augsburg starten. „Für die HSB und die am Projekt beteiligten Studierenden ist das eine einmalige Gelegenheit“, sagt Projektleiter Prof. Dr. Antonio Garcia der Fakultät 5 – Natur und Technik. Mit einer Größe von 10x10x30 Zentimetern ist VIBES Pioneer in etwa so groß wie ein schmaler Schuhkarton. Trotz der kleinen Dimensionen trägt der Satellit allerhand moderne Technik in seinem Inneren, darunter ein neuartiges Messsystem für mechanischen Störungen, dessen Daten zur Erhöhung der Qualität von Fotos der Erde und des Weltraums verwendet werden.
Begonnen wurden die Arbeiten 2022 im Rahmen des Forschungsprojektes VIBES. VIBES steht für Visionary Ingenuity Boosting European Spacecraft und verfolgt das Ziel, die Consumer Electronics Revolution in den Weltraum zu bringen. „Wir wollen moderne Technologien für Raumfahrtanwendungen nutzbar machen, um die Leistungsfähigkeit von Raumfahrzeugen zu verbessern“, so Garcia.
HSB-Student: „Großartige Gelegenheit für uns“
Um ihren Satelliten für den Flug ins Weltall fit zu machen, hat sich das VIBES Team im vergangenen Jahr über das „FlyYour Satellite! Test Opportunities“ Programm des Education Office der Europäischen Raumfahrtagentur ESA auf eine spezielle Testmöglichkeit beworben. Mit Erfolg: Sechs VIBES-Teammitglieder dürfen nun Mitte Mai für eine Woche zum European Space Education Centre ins Belgische Redu fahren, um in der dortigen CubeSat Support Facility mit Unterstützung von Expert:innen der ESA die Struktur ihres Satelliten verschiedenen Rütteltests zu unterziehen. „Beim Start wirken große Kräfte auf den Satelliten. Mit den Rütteltests können wir diese Belastungen nachstellen“, erklärt Linus Siffczyk. Der HSB-Student schreibt derzeit seine Bachelorthesis bei VIBES und ist verantwortlich für die technische Umsetzung der Kampagne. „Die während der Tests gewonnenen Daten werden uns helfen, unsere Simulationen zu überprüfen und damit sicher zu stellen, dass VIBES Pioneer den extremen Belastungen beim Raketenstart standhalten wird.“ Dass das VIBES Team diese Tests mit Unterstützung der ESA durchführen kann, sei eine großartige Gelegenheit und bereichernde Lernerfahrung, so Siffczyk.
Mehrere Monate hat das VIBES Team an der Vorbereitung der Testkampagne gearbeitet. Neben regelmäßigen Statustreffen mit den Expert:innen der ESA wurden auch zwei Vortests in einem Labor der HSB durchgeführt. Diese wurde unter Leitung von Linus Siffczyk von Studierenden des Moduls „Satellitentechnik und Orbitalsysteme“ des Bachelorstudiengangs Luft- und Raumfahrttechnik durchgeführt. „Neben den technischen Zielen streben wir bei VIBES eine enge Integration von Forschung und Lehre an. Das heißt, dass die Studierenden bereits als Teil ihres regulären Studienprogramms so viel wie möglich praktisch lernen sollen“, erklärt Antonio Garcia. „In diesem Semester bieten wir den Studierenden erstmals die Möglichkeit, als Teil eines Moduls an echter Weltraum-Hardware zu arbeiten – das heißt, was die Studierenden jetzt als Teil ihres Studiums entwickeln, wird am Ende tatsächlich ins All fliegen!“
Bis zum Start ins Weltall ist noch eine Menge zu tun
Bis VIBES Pioneer Ende des Jahres ins All gestartet werden kann, ist jedoch noch eine Menge zu tun. Nach der Testkampagne in Belgien stehen die finalen Entwicklungsarbeiten an. Für die Sommermonate sind der Zusammenbau sowie intensive Tests des fertigen Satelliten geplant. Diese werden primär in Bremen an der HSB sowie bei Partnerinstitutionen wie dem Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologien und Mikrogravitation (ZARM) durchgeführt. Ende des Jahres wird VIBES Pioneer dann zur Startanlage auf den Shetland Islands im Norden Schottlands transportiert. Dort wartet die RFA ONE Trägerrakete der Rocket Factory Augsburg, um VIBES Pioneer und eine Handvoll weiterer Nutzlasten in einen erdnahen Orbit zu transportieren. „Das ist der Tag, auf den wir alle begeistert hin fiebern“, sagt Linus Siffczyk.
Entwicklung von Raumfahrt-Hardware fest in Lehrpläne integrieren
VIBES Pioneer soll nur der Anfang sein: „Es ist unser ‚Pionier‘, mit dem wir lernen, wie im universitären Kontext Kleinsatelliten entwickelt, gebaut und betrieben werden können“, so Tim Gust, verantwortlich für Missions- und Projektentwicklung bei VIBES. „Der nächste Satellit ist bereits in Planung und wird auf den Erfahrungen von VIBES Pioneer aufbauen.“ Damit wird nicht nur die nächste Generation von Weltraumtechnologien an der Hochschule Bremen entwickelt werden, sondern auch die nächste Generation von Weltraumpionier:innen in der ‚City of Space‘ heranwachsen.
Dank an Partner:innen – weitere willkommen
„Wir danken unseren Partnern – dem DLR, dem ZARM sowie der ZARM Technik AG und OHB – für ihre großartige Unterstützung“, sagt Projektleiter Antonio Garcia. „Ohne sie wären wir nie so weit gekommen.“ Garcia und sein Team sind offen für weitere Partner:innen und Sponsor:innen.
Über ESA „Fly Your Satellite!“
„Fly Your Satellite!“ (FYS) ist ein Bildungsprogramm der Europäischen Raumfahrtagentur ESA, das die akademische Ausbildung ergänzt, und es ist Teil des ESA-Akademieprogramms. „Fly Your Satellite!“ ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit zwischen der ESA und Universitäten aus den ESA-Mitgliedstaaten, Kanada, Lettland, Litauen, der Slowakei und Slowenien. Studierende erhalten dabei die einzigartige Gelegenheit, praktische Erfahrungen in einem echten Weltraumprojekt zu sammeln. Die Studierenden profitieren bei der Entwicklung ihrer eigenen Satelliten vom direkten Wissenstransfer der technischen und betriebswirtschaftlichen Fachkenntnisse der ESA sowie vom Zugang zu Einrichtungen. Mit „Fly Your Satellite!“ möchte die ESA Studierende inspirieren, ansprechen und besser auf wissenschaftliche und technologische Karrieren, insbesondere im Raumfahrtsektor, vorbereiten. Durch ESA-Bildungsprojekte wie FYS können Universitätsstudierende auch zum Fortschritt von Wissenschaft und Technologie beitragen.
Weitere Informationen:
Offizieller Instagram-Account der HSB
Offizieller LinkedIn-Account der HSB
ESA-Programm „Fly your Satellite!“ (auf Englisch)
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