Die Explosion eines nahe gelegenen Sternes könnte vor drei Millionen Jahren die menschliche Evolution eingeleitet haben.
Ein Beitrag von Roger Spinner. Quelle: Physical Review Letters.
Diese Theorie vertritt zumindest eine Gruppe deutscher Wissenschaftler, die vor kurzem deutliche Spuren einer Supernova auf dem Grunde des pazifischen Ozeans gefunden hat.
Währenddem sie in einer Tiefe von rund 4.725 Metern die Ablagerungen auf dem Meeresgrund durchsiebten, entdeckten Gunther Korschinek und seine Kollegen von der Technischen Universität München 28 verschiedene Schichten von FE-60, einem radioaktiven Eisen-Isotop.
Dieses Isotop stammt den Aussagen der Forscher zu Folge von nichts anderem als der Hitze, dem Druck und der Kerntätigkeit einer Supernova. „Fe-60 ist ein einzigartiger Indikator für das Aufspüren von Rückständen einer Supernova auf der Erde“, schreiben die Forscher in der jüngsten Ausgabe des Physical Review Letters.
Mit einer Zerfallsrate von ungefähr 1,5 Millionen Jahren spielt diese langlebige chemische Variante des Eisens eine Schlüsselrolle bei der Datierung von vergangenen Supernovaexplosionen. Nach Ansicht von Korschineks Team zeigen die gefunden Schichten von FE-60, dass der Stern vor etwa 2,8 Millionen Jahren, in einem Abstand von nur einigen zehn Parsecs (1 Parsec entspricht ungefähr 3,26 Lichtjahren) explodierte.
Dabei wurde die Erde nicht nur von fester Materie in Form von Eisen getroffen, sondern auch einem anhaltenden Fluss von kosmischer Strahlung ausgesetzt.
Zum ersten Mal waren die Forscher jetzt in der Lage, eine ausführliche Berechnung über die Zunahme der kosmischen Strahlung, sowie der Dauer dieses Ereignisses durchzuführen. Das Resultat zeigt eine Erhöhung der Strahlenwerte von nur wenigen Prozenten, dies aber über einen Zeitraum von einigen Jahrhunderten. Eine solch lang andauernde Einwirkung von erhöhter kosmischer Strahlung könnte einen nachhaltigen Einfluss auf das Klima unseres Planeten gehabt haben.
Obwohl es in der Fachwelt noch nicht als erwiesen gilt, dass eine solch starke Zunahme der Intensität der kosmischen Strahlung einen bedeutenden Einfluss auf das Klima der Erde gehabt haben könnte, bemerkten die Forscher Übereinstimmungen zwischen dem Beginn und der Dauer des erhöhten Strahlenniveaus und einer Veränderung im afrikanischen Klima.
Das afrikanische Klima wurde vor ungefähr 2,8 Millionen Jahren allmählich immer trockener. Einige der bedeutendsten Ereignisse der frühen Menschheitsgeschichte scheinen sich zeitgleich mit dieser Klimaänderung ereignet zu haben.
Währenddem das Klima immer trockener wurde, bildeten sich die Wälder in Afrika langsam zurück und wichen einer immer grösser werdenden Savannenlandschaft. Anthropologen glauben, dass dies die damals lebenden Hominiden gezwungen hat von den Bäumen zu klettern und allmählich den aufrechten Gang zu erlernen.
Die Idee, dass innerhalb der letzten Millionen Jahre eine Supernova in unserer Nähe explodiert ist, erscheint durchaus glaubwürdig. Das dadurch eine Schicht langlebigen radioaktiven Materials – nicht nur FE-60 – zurück zu verfolgen, klingt ebenfalls plausibel. Um diese Theorie zu erhärten ist es nun von grosser Bedeutung, dass man in den Schichten auch noch andere instabile Isotope wie Mn-53, Cl-36, Al-26 oder Pu-244 findet. Gelänge dies, so würde dies unser Wissen über die Prozesse, die bei einer Supernovaexplosion ablaufen, wieder einen grossen Schritt weiter bringen.