Venus Express zwei Wochen vor dem Ziel

Das Flugkontrollteam macht sich bereit für die Ankunft an der Venus.

Ein Beitrag von Eric Honstrass. Quelle: ESA. Vertont von David Langkamp.

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Künstlerische Darstellung der europäischen Sonde Venus Express
(Bild: ESA)

Das Venus Express-Team im Europäischen Satellitenkontrollzentrum (ESOC) befindet sich in einer intensiven Vorbereitungsphase für die Ankunft der Raumsonde an ihrem gleichnamigen Ziel, die für den 11. April vorgesehen ist.
Bei dem entscheidenden Manöver kommt es auf die richtige Kombination aus grundlegender Physik, höchst komplexer Raumfahrttechnik und exaktem Timing an. Das für nächsten Monat geplante Einschwenken in eine Umlaufbahnbahn kennzeichnet die Ankunft der ersten ESA-Mission an der Venus, die als einer der rätselhaftesten Planeten des Sonnensystems gilt.

Das Einschwenken in die Umlaufbahn erfordert eine Reihe von ferngesteuerten Aktionen, Triebwerkszündungen und Manövern, die Venus Express von ihrer Geschwindigkeit unmittelbar vor der ersten Zündung (29.000 km/h im Verhältnis zur Venus) auf eine rund 15 Prozent niedrigere Einschwenkgeschwindigkeit abbremsen müssen, damit die Raumsonde von der Schwerkraft des Planeten „eingefangen” werden kann.

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Venus Express -Missionskontrolle während einer Startsimulation im Oktober 2005
(Bild: ESA)

Abbremsen durch Ausrichtung des Triebwerks
Um 08.03 Uhr (alle Uhrzeiten MEZ auf der Erde) am 11. April beginnen die Flugkontrolleure, die Raumsonde mit der Triebwerkdüse in Bewegungsrichtung zu drehen. In dieser Lage wird das Venus Express-Haupttriebwerk ab 09.19 Uhr für ungefähr 51 Minuten gezündet.
Um das Risiko einer übermäßigen mechanischen Last während der Triebwerkzündung herabzusetzen, werden auch die Solarpaneele in eine geeignete Position gebracht.

Im Verlauf der nachfolgenden Tage erfolgen eine Reihe zusätzlicher Zündungen zum Senken des Apozentrums (planetenfernster Punkt) der Umlaufbahn und Halten des Perizentrums (planetennächster Punkt). Ziel ist es, bis Anfang Mai eine 24-stündige Bahn um den „Treibhausplaneten“ zu erreichen.

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Künsterlische Darstellung des ersten Haupttriebwerkstests in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar
(Bild: ESA)

Entscheidende Manöver erfordern exaktes Timing
Sämtliche Schritte müssen in der richtigen Reihenfolge durchgeführt werden und die Raumsonde muss pünktlich zur Haupttriebwerkzündung, die selbst nur zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt stattfinden kann, in die erforderliche Konfiguration gebracht werden. Das Risiko im Fall von etwaigen Schwierigkeiten besteht darin, dass die Raumsonde ihr Zeitfenster zum Einschwenken verpasst. Dann wäre es extrem problematisch, das Vorhaben zu Ende zu bringen.

Während der Triebwerkzündung geht die Raumsonde außerdem in Okkultation. Das bedeutet, dass sie im Funkschatten des Planeten verschwindet, der Venus Express aus Sicht der Erde verdecken und für einen fast zehnminütigen Abbruch des Funkkontakts verantwortlich sein wird. Mit dem Austritt aus dem Funkschatten um 09.56 Uhr werden die Flugkontrolleure genaustens auf die Wiederherstellung des Funkkontakts achten.

„Das Einschwenken in eine Venus-Umlaufbahn ist ein komplexer Schritt. Die schwierigste Herausforderung besteht in der pünktlichen Durchführung des Manövers,” so Jean-Baptiste Gratadour, der sich als Verantwortlicher für die Lage- und Orbital-Steuerungssysteme der Venus Express-Sonde im ESOC gemeinsam mit Dutzenden anderer Ingenieure und Wissenschaftler auf das Erreichen der Venus vorbereitet.

NASA leistet direkte Unterstützung
Aufgrund ihrer günstigen geographischen Lage soll die 70 Meter große NASA-Antenne für Tiefenraummissionen in Madrid das Einschwenkmanöver unterstützen. Für Routinevorgänge erfolgt die Kommunikation mit Venus Express über die neue 35 Meter große Antenne für Tiefenraummissionen der ESA, die sich im spanischen Cebreros befindet.

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