Die europäische Raumsonde Venus Express erreichte heute vormittag die Venus und ist nach einem knapp einstündigen Bremsmanöver in eine erste Umlaufbahn um den Schwesterplaneten der Erde eingeschwenkt.
Quelle: ESA.
Die „Zwillingssonde“ des erfolgreichen Orbiters Mars Express trat am 9. November letzten Jahres ihre Reise zum wolkenverhangenen Schwesterplaneten der Erde als Nutzlast einer russischen Sojus-Fregat-Trägerrakete an. Der Flug zur Venus verlief ausgesprochen ereignisarm und zur Freude des Missionsteams äußerst problemlos. Mit dem heutigen Einschwenken in einen Venus-Orbit nach rund 400 Millionen Kilometern Reisestrecke steht für die Flugkontrollmannschaft beim ESA-Kontrollzentrum ESOC in Darmstadt einer der letzten großen Meilensteine der Mission an. Auch danach werden sicherlich immer wieder kleinere Bahnkorrekturen erforderlich sein, doch das heutige Manöver ist für das Gelingen der Mission von herausragender Bedeutung.
Wie auch bei anderen Planetensonden würde Venus Express (VEX) am Zielplaneten einfach vorbeifliegen, wenn der Orbiter seine Geschwindigkeit nicht durch ein gut 50-minütiges Bremsmanöver reduzieren würde. Erst danach kann es der Schwerkraft des Planeten gelingen, die Raumsonde in eine erste Umlaufbahn zu zwingen. Ausführliche Informationen über den neuesten Orbiter der europäischen Raumfahrtagentur ESA können Sie in unserem Venus Express-Spezial nachlesen.
Alle auf dieser Seite nachfolgend genannten Zeiten sind in Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ) angegeben, sofern es nicht ausdrücklich anders vermerkt ist.
Dienstag, 11. April 2006
12:45 Uhr:
„Bislang hatten wir eine Raumsonde. Jetzt haben wir eine wissenschaftliche Mission“, sagte ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain. Auf der Pressekonferenz der ESA wurde der erfolgreiche Eintritt in den Venusorbit bestätigt. In den nächsten Tagen wird Venus Express auf ihren Einsatzorbit gebracht und wird dann mit ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit beginnen. Hiermit endet unsere Berichterstattung vom Einschuss der Raumsonde VEX in eine Umlaufbahn um die Venus.
10:20 Uhr:
Mittlerweile bestätigte die ESA, dass die Bremstriebwerke erfolgreich gezündet haben und das Bremsmanöver abgeschlossen werden konnte. In etwa einer Stunde werden die ersten Telemetriedaten der Sonde erwartet, um zu überprüfen, ob ihre Bahndaten wie berechnet erreicht wurden.
10:15 Uhr:
Die ESA hat das erfolgreiche Wiederauftauchen von Venus Express bestätigt! Die Sonde hat also die bisherigen Phasen des Orbiteintritts gut überstanden.
09:55 Uhr:
Bisher hält sich die ESA bedeckt – jedoch sollte nach dem Zeitplan Venus Express nun wieder hinter der Venus hervorgetreten sein und zur Erde senden können.
09:45 Uhr:
Wie erwartet ist die Sonde hinter der Venus verschwunden und kann von dort die Erde nicht mehr erreichen. Nun wartet alles auf ihr erfolgreiches erneutes Auftauchen.
09:17 Uhr:
ZÜNDUNG DES HAUPTTRIEBWERKS! Die bereits vor einigen Tagen zur Raumsonde übertragene Befehlssequenz hat nach der erfolgten Ausrichtung der Raumsonde das Haupttriebwerk ohne Zutun der Kontrollmannschaft gezündet. Für die nächsten 50 Minuten wird Venus Express abgebremst, so dass der Orbiter von der Schwerkraft der Venus „eingefangen“ und in eine Umlaufbahn gezwungen werden kann.
09:00 Uhr:
Die Drehung der Raumsonde in die korrekte Lage für das Bremsmanöver ist mittlerweile abgeschlossen. Das Haupttriebwerk von Venus Epress ist nun in Flugrichtung vorn, so dass in wenigen Minuten der Bremsvorgang beginnen kann.
07:00 Uhr:
Guten Morgen und Herzlich Willkommen bei der Live-Berichterstattung von Raumfahrer.net über das Einschwenken der europäischen Raumsonde Venus Express in einen Orbit um ihren Zielplaneten Venus, die wolkenverhangene Schwester der Erde!
Bisher laufen alle Vorbereitungen auf die Zündung des VEX-Haupttriebwerks planmäßig. Offiziell hat die „heiße Phase“ der Zielankunft bereits am 4. April mit der Aktivierung des Senders der so genannten Niedriggewinn-Antenne begonnen. Über diese ungerichtet abstrahlende Antenne des Orbiters wird während des heutigen Einschwenkmanövers permanent ein konstantes Trägersignal emittiert, das von der 70 Meter-Antenne des amerikanischen Deep Space Network bei Madrid registriert wird. Die Veränderung der Frequenz dieses Funksignals liefert dabei die Information über die erfolgte Zündung des Triebwerks: Die daraufhin erfolgende Abbremsung der Raumsonde führt aufgrund des so genannten „Doppler-Effekts“ zur „Stauchung“ der Funkwellen, was einer Veränderung der Funkfrequenz gleichkommt. Vom Ausmaß dieser Frequenzänderung lässt sich auf das Ausmaß der Abbremsung zurückrechnen, so dass damit ein ziemlich genaues Verfolgen des Bremsvorgangs möglich ist.
Das Einschwenken in eine Venus-Umlaufbahn wird in mehreren Schritten erfolgen, deren Abfolge minutengenau festgelegt ist. Für den heutigen Vormittag sieht die geplante Chronologie der Ereignisse wie folgt aus:
- 08:03 Uhr: Das Drehen der Raumsonde beginnt
Der Orbiter wird so gedreht, dass das Haupttriebwerk in Flugrichtung zeigt, um nachfolgend die gewünschte Abbremsung zu erzeugen. Dieser Vorgang nimmt etwa eine halbe Stunde in Anspruch. - 09:17 Uhr: Zündung des Haupttriebwerks!
Das Haupttriebwerk der Raumsonde wird für rund 50 Minuten gezündet. Durch diesen Vorgang reduziert sich die Geschwindigkeit des Orbiters von 29.000 km/h (in Relation zur Venus) um etwa 15 Prozent – gerade genug, um von der Gravitation der Venus in eine Umlaufbahn um den Planeten gezwungen zu werden. - 09:45 Uhr: VEX verschwindet hinter der Venus
Das Funksignal der Sonde bricht ab, da sie – von der Erde aus gesehen – hinter dem Planeten verschwindet. - 09:55 Uhr: Der Orbiter taucht wieder auf
Venus Express ist von der Erde aus wieder sichtbar, und sofort wird das Deep Space Network der NASA versuchen, das Funksignal der Raumsonde wieder aufzufangen. Immer noch ist nur das Trägersignal des Orbiters aktiv. Die erste VEX-Umlaufbahn wird noch sehr elliptisch geformt sein. - 10:07 Uhr: Das Haupttriebwerk wird abgeschaltet
Mit der Abschaltung des Haupttriebwerks ist der Bremsvorgang abgeschlossen. - 11:12 Uhr: Erste Telemetriedaten von der Raumsonde treffen ein
Nach dem Ende des Bremsmanövers führt Venus Express vollautomatisch verschiedene Manöver aus, die zum einen eine optimale Ausrichtung der Solarpaneele zur Sonne und zum anderen eine Ausrichtung einer der beiden Hochgewinnantennen zur Erde zum Ziel haben. Wenn alles nach Plan abläuft, sollte zu diesem Zeitpunkt wieder eine Hochgeschwindigkeits-Funkverbindung mit der ESA-Bodenstation Cebreros in Spanien hergestellt worden sein, so dass nun erstmals nach dem Einschwenken in den Venus-Orbit wieder Telemetriedaten mit Informationen über den Zustand der Raumsonde empfangen werden können. - 11:30 Uhr: Pressekonferenz der ESA
In einer ersten Pressekonferenz werden die Medien ab etwa 11:30 Uhr über den Erfolg der Orbiteinschwenkung von Venus Express informiert.
Von der tatsächlich bereits um wenige Sekunden nach 09:10 Uhr erfolgten Zündung des Triebwerks werden die Missionsspezialisten der ESA auf der Erde erst mit einigen Minuten Verspätung erfahren, da das während des „Venus Orbit Insertion (VOI)“ genannten Manövers permanent über die ungerichtete Niedriggewinn-Antenne abgestrahlte Funksignal selbst mit Lichtgeschwindigkeit knapp sieben Minuten benötigt, um die momentane Entfernung der Raumsonde von der Erde – rund 125 Millionen Kilometer – zu überbrücken.