Venus Express: Haupttriebwerk erstmals gezündet

Das Haupttriebwerk der europäischen Raumsonde Venus Express ist am 17. Februar zum ersten Mal seit dem Start des Orbiters vor über drei Monaten für einen kurzen Test erfolgreich gezündet worden.

Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: ESA. Vertont von Dominik Mayer.

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Das Haupttriebwerk von Venus Express .
(Foto: ESA)

Bei aller Redundanz, die bei den Systemen von Raumsonden üblicherweise zum Tragen kommt, gibt es doch immer wieder auch Komponenten, die aus den verschiedensten Gründen – beispielsweise aus finanziellen oder konstruktionsbedingten Überlegungen heraus – nur einfach vorhanden sind. Unter diesen Komponenten wiederum gibt es solche, deren Ausfall teilweise durch andere Systeme kompensiert werden kann, oder die bei einem Ausfall nur Auswirkungen auf einen bestimmten Teil der Missionsziele haben.

Anders verhält es sich allerdings mit Komponenten, die einen so genannten „Single Point Of Failure“ darstellen: Fällt ein solches System aus ist die gesamte Mission zum Scheitern verurteilt. Bei Raumsonden wie Venus Express, die in eine Umlaufbahn um einen anderen Planeten einschwenken sollen, stellt in der Regel das Haupttriebwerk eine solche Komponente dar: Kann das Triebwerk aufgrund einer Fehlfunktion die notwendige (positive oder negative) Beschleunigung zum Einschwenken in die anvisierte Umlaufbahn nicht liefern, fliegt die Sonde am Zielplaneten vorbei, und aus dem planetaren Orbiter ist ein Sonnenorbiter geworden. Ein solches Schicksal ereilte im Laufe der Raumfahrtgeschichte bereits einige Raumsonden; zuletzt war die japanische Mars-Sonde Nozomi davon betroffen, als sie Ende 2003 am Roten Planeten vorbeischoss.

Seit dem 17. Februar kann das Venus Express-Team der Zündung des Haupttriebwerks beim Einschwenken in den Venus-Orbit ein Stück weit gelassener entgegensehen: Um 00:27 Uhr (MEZ) zündete am vergangenen Freitag das Triebwerk wie vorgesehen für gut drei Sekunden. Diese erste Inbetriebnahme verlief weitestgehend planmäßig, wenngleich die dadurch erzielte Geschwindigkeitsveränderung von 2,84 Meter pro Sekunde knapp zehn Prozent höher als erwartet ausfiel. Die detaillierte Auswertung der Testzündung läuft in diesen Tagen noch, doch den ersten Analysen zufolge verlief alles erfolgreich. Während die Kommunikation mit der Raumsonde bei diesem Test noch über die ESA-Deep Space-Station New Norcia in Australien lief, wird sie mittlerweile über die neue ESA-Bodenstation Cebreros in Spanien abgewickelt, die auch für die verbleibende Dauer der Venus Express-Mission die Hauptlast der Kommunikation mit der neuesten ESA-Raumsonde tragen wird.
Am 11. April kommt es dann zur finalen Bewährungsprobe für das Haupttriebwerk des Orbiters, wenn es während des Einschwenkens in eine Venus-Umlaufbahn für rund 51 Minuten gezündet werden wird. Doch bis dahin sind noch einige Kilometer zu überwinden: Am 17. Februar war Venus Express noch etwa 16,5 Millionen Kilometer vom Schwesterplaneten der Erde entfernt.

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