Venus Express: Erste Kurskorrekturen erfolgreich

Nach dem Bilderbuchstart am Mittwochmorgen verläuft die Mission der europäischen Venus-Sonde bisher planmäßig. Die ersten beiden Kurskorrekturen wurden bereits erfolgreich durchgeführt.

Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: ESA.

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Venus Express (rechts) und die Fregat -Oberstufe im Erdorbit.
(Grafik: ESA/AOES Medialab)

Beinahe schon unheimlich ist die Abwesenheit von Problemen in den ersten Stunden von Venus Express nach dem Start in Baikonur vor zwei Tagen. Knapp zwei Stunden nach dem Start konnte die 35 Meter-Antenne der Deep Space-Bodenstation der ESA in New Norcia (Australien) ein erstes Telemetriesignal von der Raumsonde auffangen, und die anschließend vom Bordcomputer zur Erde übermittelten Statusparameter zeigten der Missionskontrolle im Europäischen Raumkontrollzentrum der ESA (ESOC) in Darmstadt an, dass die Raumsonde nach Plan arbeitete. Rund zwanzig Minuten nach dem ersten Funkkontakt hatten sich die beiden Solarpaneele vollständig entfaltet und begannen, sich automatisch nach der Sonne auszurichten.
Erste Befehlssequenzen wurden bereits 40 Minuten nach Herstellung des Funkkontakts von New Norcia aus zur Raumsonde übermittelt, und sukzessive erfolgte die weitere Abarbeitung vorprogrammierter Aufgaben. Der erste der beiden so genannten „Star Tracker“ (kleine Kameras, deren Aufnahmen von Sternenkonstellationen dem Bordcomputer von Venus Express Informationen über die Lage der Sonde im Raum liefern) wurde um 09:45 Uhr (MEZ) aktiviert, das Drallrad zur Stabilisierung wurde um 10:44 Uhr (MEZ) eingeschaltet, um 12:07 Uhr (MEZ) wurde auch noch der zweite Star Tracker aktiviert und um 12:15 Uhr (MEZ) schließlich wechselte Venus Express in den so genannten „Normal Mode“ – die unmittelbare Startphase war nun auch aus Sicht des Bordcomputers abgeschlossen.

Mittlerweile sind zwei kleine Kurskorrekturen durchgeführt worden, um geringfügige Abweichungen vom gewünschten Kurs der Raumsonde auszugleichen. Das erste so genannte „Trajectory Correction Manoeuvre“ (TCM-0) fand am Donnerstag um 08:38 Uhr (MEZ) statt und beinhaltete eine 48 Sekunden lange Triebwerkszündung, wodurch die Geschwindigkeit von Venus Express um einen halben Meter pro Sekunde geändert wurde. Das zweite, „TCM-1“ genannte Korrekturmanöver erfolgte heute Morgen um 07:13 Uhr (MEZ). Dieses Mal wurde das Venus Express-Triebwerk für 209 Sekunden gezündet, was zu einer Änderung der Reisegeschwindigkeit von 3,43 Metern pro Sekunde führte. Nach Durchführung dieser beiden Manöver befindet sich die Raumsonde nun exakt auf der vorherberechneten Route Richtung Venus; frühestens im kommenden Januar wird bei Bedarf erneut eine Kurskorrektur durchgeführt werden.
Bis jetzt verläuft die Mission derartig reibungslos, dass sogar schon einzelne Aufgaben zeitlich vorgezogen werden konnten. Sowohl die Temperatur- wie auch die Energiewerte des Orbiters liegen sehr nahe bei den vorherberechneten Werten. Gestern Nachmittag erfolgte die Umschaltung von der ungerichteten Niedriggewinnantenne der Raumsonde zur Hauptantenne, was mit einem Wechsel des Frequenzbandes (vom S- zum X-Band) und einer Erhöhung der Datentransferrate auf 91,4 kBit pro Sekunde verbunden war. Ein besonderes Ereignis stellte dabei um 18:21 Uhr (MEZ) die erste Kommando-Übermittlung an Venus Express mit Hilfe der neuen ESA-Bodenstation Cebreros (Spanien) dar, die erst im September offiziell eingeweiht worden ist.

Um 09:48 Uhr (MEZ) endete heute offiziell die so genannte „Launch and Early Orbit Phase“ (LEOP) der Mission. Zu diesem Zeitpunkt hatte Venus Express sich bereits 634.000 Kilometer von der Erde entfernt. Mit Abschluss dieser ersten Missionsphase wurde auch die Kommunikationsunterstützung durch mehrere Bodenstationen von ESA und NASA beendet, die nun nicht mehr benötigt wird. Die Kommunikation mit Venus Express wird in den kommenden Monaten planmäßig alleine über die zweite Deep Space-Bodenstation der ESA in Spanien abgewickelt werden.

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