Die neuesten Ergebnisse der ESA-Sonde Venus Express werfen ein neues Licht auf die Venus. Zum ersten Mal können Wissenschaftler die Venus von der obersten Schicht der Atmosphäre bis fast auf die Oberfläche des Planeten untersuchen. Hierbei zeigt sich, dass die Venus der Erde einmal sehr ähnlich war und das in gewissem Ausmaß auch immer noch ist.
Ein Beitrag von Alexander Höhn. Quelle: ESA.
Ständig in Wolken gehüllt, ist die Venus schon seit Jahrhunderten ein Mysterium. Obwohl sie der erdnächste Planet ist, ist es aufgrund der Wolkengürtel sehr schwierig, Details über ihre Oberfläche herauszufinden. Die Venus hat ungefähr die gleiche Masse wie die Erde, allerdings liegt die Oberflächentemperatur bei über 400° Celsius und der Druck an der Oberfläche ist hundertmal größer als auf der Erde.
Die Ergebnisse von Venus Express liefern wertvolle Details über die Zusammensetzung und die Bewegungen innerhalb der Atmosphäre von der Oberfläche bis in die oberste Schicht. Außerdem ist nun die detaillierte Temperaturverteilung bekannt, was das Wissen über globale Wettervorgänge auf der Venus enorm vergrößert. Diese sind, vor allem im Bereich der Wolkenentwicklung, ähnlich den Vorgängen, die auch auf der Erde stattfinden.
Weitere Daten wurden über die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre gewonnen. Hierbei erkannte Venus Express auch Anzeichen von Gewittertätigkeiten. Die große Herausforderung der Forscher ist es nun, die gewonnenen Erkenntnisse auf bereits bekannte Atmosphären zu übertragen. Hierbei stellt sich als größtes Problem der enorme Druck dar, der im Gegensatz zu Mars oder Erde auf der Venus herrscht. Auch auf diesem Gebiet rechnen die Forscher mit weiteren Überraschungen.
Ein drittes Forschungsgebiet ist das Entweichen von Teilen der Venus-Atmosphäre in den Weltraum. Hierbei spielt der Sonnenwind eine große Rolle, der Gaspartikel der Atmosphäre ionisiert, für immer vom Planeten trennt und in den Weltraum bläst.
Insgesamt haben die Ergebnisse von Venus Express die Forscher enorm vorangebracht, allerdings sind immer noch einige Fragen offen. Zum Beispiel ist nicht klar, in wie weit Vulkane auf der Oberfläche die Atmosphäre der Venus beeinflussen. Dennoch lassen die gewonnen Daten darauf schließen, das viele Prozesse der Atmosphäre der Venus Ähnlichkeiten mit den Prozessen auf der Erde haben.
Die Forscher bezeichnen Venus und Erde nun als Zwillinge, die nach der Geburt getrennt wurden.