Vega Flug VV07 bringt fünf Erdbeobachter ins All

Beim ersten Flug einer Vega-Rakete im Jahr 2016 brachte Arianespace fünf Erdbeobachtungssatelliten ins All. Der Start erfolgte am 16. September 2016 vom europäischen Raumfahrtzentrum Kourou in Französisch-Guayana.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: Airbus Defence and Space, Airanespace, CONIDA, Space Systems/Loral.

Vega VV07 auf der Startrampe
Vega VV07 auf der Startrampe (Bild: ESA/CNES/Arianespace/CSG)

Gestartet wurde um 22:43 Uhr und 35 Sekunden Ortszeit am 15. September 2016, das war 1:43 Uhr und 35 Sekunden Uhr UTC bzw. 3:43 Uhr und 35 Sekunden MESZ am Folgetage. Zunächst sorgte die erste Stufe mit einem Feststoffmotor des Typs P80 für Geschwindigkeits- und Höhengewinn.

Danach folgten die planmäßigen Einsätze der Feststoffmotoren ZEFIRO 23 in der zweiten Stufe und ZEFIRO 9 in der dritten Stufe der Rakete.

Vega als flexibler Träger für Erdbeobachtungssatelliten
Anschließend war es Aufgabe der vierten, auf Technik aus der Ukraine basierenden, AVUM für Attitude Vernier Upper Module genannten Stufe, mit ihrem auf dem ukrainischen RD-869-Motor basierenden VG-143-Triebwerk die Voraussetzungen für das Aussetzen der einzelnen Satelliten zu schaffen.

Vega-Start in Kourou zur Mission VV07
(Bilder: ESA/CNES/Arianespace/CSG)
Vega-Start in Kourou zur Mission VV07
(Bild: ESA/CNES/Arianespace/CSG)

Nach rund 40 Minuten Flugzeit und zwei VG-143-Brennphasen wurden vier SkySat-Kleinsatelliten für Terra Bella, ehemals Skybox Imaging, im All ausgesetzt. Weitere 62 Minuten später und nach zwei weiteren VG-143-Brennphasen erfolgte die Freigabe des ersten Erdbeobachtungssatelliten für Peru namens PeruSAT 1 gegen 5:26 Uhr MESZ am 16. September 2016.

Die Gesamtmasse der von der Vega transportierten Nutzlast betrug inklusive der erforderlichen Nutzlastadapter für die Satelliten und dem VESPA-Adapter, einem Mehrfachnutzlast-Dispenser von Airbus Defence and Space, rund 1.230 Kilogramm (VESPA steht für VEga Secondary Payload Adapter). Die Startmasse von PeruSAT 1 lag bei rund 430 Kilogramm, die Masse der vier Kleinsatelliten lag jeweils bei rund 110 Kilogramm. Der Satellit für Peru wurde in rund 675 Kilometern über der Erde ausgesetzt, die vier Kleinstsatelliten in rund 500 Kilometern über der Erde.

Betankung von PeruSAT 1 in Kourou
(Bild: ESA/CNES/Arianespace/CSG)
Betankung von PeruSAT 1 in Kourou
(Bild: ESA/CNES/Arianespace/CSG)

Leistungsstärkster Erdbeobachter für Lateinamerika von Airbus Defence and Space
PeruSAT 1 wurde für die Regierung Perus bzw. die peruanische Raumfahrtbehörde CONIDA (Comisión Nacional de Investigación y Desarrollo Aeroespacial) ins All transportiert. Der von Airbus Defence and Space gebaute Erdbeobachtungssatellit ist für den Einsatz in einem sonnensynchronen, polaren Orbit in einer Höhe von rund 695 Kilometern über der Erde gedacht. Das Raumfahrzeug basiert auf dem Satellitenbus AstroBus-S und entstand nach Angaben seines Herstellers in weniger als 24 Monaten Bauzeit. Integriert wurde der Satellit in den Reinräumen von Airbus Defence and Space im französischen Toulouse. Während des Raketenflugs saß der Satellit im VESPA-Adapter.

Ausgerüstet mit einem NAOMI für New AstroSat Optical Modular Instrument genannten Hauptinstrument und Siliziumkarbid-Optik soll der Satellit künftig Bilder mit einer Bodenauflösung im Bereich von 70 Zentimetern liefern. Die erfassten Aufnahmen will man bei der Bewältigung humanitärer Hilfseinsätze und von Naturkatastrophen einsetzen, sie bei der Stadtplanung, der Grenzsicherung und der Bekämpfung des Drogenhandels nutzen und bei der Bearbeitung landwirtschaftlicher Fragestellungen verwenden.

PeruSAT 1 im All - Illustration
(Bild: Airbus Defence and Space)
PeruSAT 1 im All – Illustration
(Bild: Airbus Defence and Space)

Bei der Inbetriebnahmephase von PeruSAT 1 im All wird das CNOIS (Centro Nacional de Operaciones de Imágenes Satelitales), das nationale Satellitenbilderfassungszentrum Perus, welches über von Airbus Defence and Space in Pucusana südlich von Lima errichtete Anlagen verfügt, durch Airbus Defence and Space unterstützt. Ende 2016 soll der dreiachsstabilisierte Satellit mit auf dem Typ AS250 basierender Avionik betriebsbereit an seinen künftigen Betreiber übergeben werden. Dessen Spezialisten wurden unter anderem in Toulouse von Airbus Defence and Space ausgebildet.

PeruSAT 1 ist eine Auslegungsbetriebsdauer von zehn Jahren zugedacht. Die CONIDA hofft, den Satelliten mit den Abmessungen von 1,0 x 1,0 x 1,7 Metern (ohne seine beiden Solarzellenausleger) ggf. auch 13 Jahre lang nutzen zu können.

SkySats 4 - 7 bei der Startvorbereitung in Kourou
(Bild: ESA/CNES/Arianespace/CSG)
SkySats 4 – 7 bei der Startvorbereitung in Kourou
(Bild: ESA/CNES/Arianespace/CSG)

Bilder von der schönen Erde – Kleine SkySat-Satelliten für große Unternehmen
Die vier SkySat-Kleinsatelliten für Terra Bella sind als Ergänzung eines Erdbeobachtungssatellitensystems vorgesehen, das Terra Bella unter anderem für Google, das Skybox Imaging 2014 kaufte und im März 2016 in Terra Bella umbenannte, betreibt. Mit Hilfe der Satelliten will Terra Bella es Großunternehmen ermöglichen, besser auf die Herausforderungen einzugehen, die die Geschäfte dieser Unternehmen beeinflussen könnten. Genannt werden diesbezüglich ökonomische, humanitäre und umweltseitige Herausforderungen. Bei der Erfüllung ihrer Aufgaben sollen die Satelliten Daten mit einer Bodenauflösung unter einem Meter liefern, mit denen man besonders hoch aufgelöste Karten der gesamten Erdoberfläche erstellen will.

SkySats über der Erde - Illustration
(Bild: Terra Bella)
SkySats über der Erde – Illustration
(Bild: Terra Bella)

Die SkySats 4-7 sind Erzeugnisse des US-amerikanischen Satellitenbauers SS/L (Space Systems/Loral) und basieren auf einer Skybox genannten Grundkonstruktion. Die Satelliten messen 60 x 60 x 95 Zentimeter und sind dreiachsstabilisiert. Neben der Erfassung von Einzelbildern beherrschen die Raumfahrzeuge ausserdem die Erzeugung von bis zu 90 Sekunden langen HD-Videosequenzen mit einer Bilderwiederholrate von 30 Bildern pro Sekunde.

Ursprünglich waren insgesamt 13 SkySats geplant. Mit einer solchen Konstellation wäre es nach Angaben des Satellitenherstellers von 2014 möglich, jede Stelle auf dem Erdboden drei Mal pro Tag aus dem All abzulichten – sofern das Wetter entsprechende optische Beobachtungen zulässt. Neben bereits im All befindlichen Prototypen bzw. Testsatelliten will Terra Bella 19 Seriensatelliten einsetzen und damit schließlich auf eine Konstellation aus 21 Raumfahrzeugen kommen.

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