Die Orbital Sciences Corporation (OSC) startete am 27. September 2011 für die US-amerikanische Luftwaffe eine Minotaur-IV+-Rakete, deren Aufgabe es war, den militärischen Kommunikationssatelliten TacSat 4 für die US-amerikanische Marine auf eine Erdumlaufbahn zu bringen.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: NRL, ONR, OSC, USAF, USN.
TacSat 4 ist ein vom NRL, einer Forschungseinrichtung der US-Marine, beauftragter Satellit und wurde Ende 2009 fertiggestellt. Ursprünglich war der Start des Satelliten für Ende 2007 geplant. Er wurde jetzt an der Spitze einer Minotaur-IV+-Rakete vom Startplatz 1 auf Kodiak Island in Alaska aus in den Weltraum transportiert. Die Rakete eines Grundtyps, der zum dritten Mal Nutzlast in einen Erdorbit brachte, und bei dieser Mission zum ersten Mal mit einer anderen Oberstufe flog, hob am 27. September 2011 um 17:49 Uhr MESZ ab. In den ersten drei Stufen der von OSC entworfenen Minotaur IV+ kamen Feststoffmotore, wie sie in Interkontinentalraketen des Typs MX alias Peacekeeper verwendet wurden, zum Einsatz. Nach etwas über drei Flugminuten hatten die drei Stufen mit den Feststoffmotoren SR118, SR119 und SR120 ihre Arbeit getan, und es schloss sich eine rund zwanzig Minuten dauernde Freiflugphase an. Diese endete mit dem Abwerfen der dritten Stufe und der Aktivierung des von Alliant Techsystems gebauten Feststoffmotors vom Typ Star 48 mit Schubvektorsteuerung in der vierten Stufe der Rakete. Er brannte rund eine Minute und besorgte so die Ausbildung der für das Aussetzen des Satelliten vorgesehenen Bahn.
Die Nutzlast mit einer Startmasse von rund 460 Kilogramm wurde um 18:17 Uhr MESZ 28 Minuten nach dem Start von der vierten Stufe der Rakete abgetrennt. TacSat 4 gelangte wie geplant auf eine rund 63,5 Grad gegen den Äquator geneigte hoch-elliptische Bahn, deren Perigäum bei 185 Kilometern über der Erdoberfläche und deren Apogäum bei rund 11.865 Kilometern über der Erdoberfläche lag. Die Anhebung des Perigäums auf rund 654 Kilometer über der Erdoberfläche besorgte TacSat 4 anschließend mit eigenem Antrieb. Der vom NRL und dem Labor für angewandte Physik der Johns Hopkins Universität gebaute Satellit soll auf seinem Einsatzorbit rund ein Jahr lang für eine große Bandbreite von Kommunikationsexperimenten und kurzfristig nutzbare Verbindungen zur Verfügung stehen.
Das mit zwei Solarzellenauslegern zur Erzeugung von zusammen rund 1.000 Watt elektrischer Leistung ausgestattete Raumfahrzeug basiert auf einer ORS-Phase-III-Bus genannten Satellitenplattform mit einer Masse von rund 270 Kilogramm. Die COMMx genannte Kommunikationsnutzlast von TacSat 4 hat eine Masse von rund 190 Kilogramm. Sie besitzt eine Kommunikationsantenne mit einem Durchmesser von rund 3,66 Metern im entfalteten Zustand und ermöglicht Verbindungen im UHF-Bereich zwischen 240 und 318 Megahertz auf 10 Kanälen gleichzeitig. Truppen in Afghanistan beispielsweise, die mit Kommunikationstransceivern der Handgerätetypen AN/PRC-148 und AN/PRC-152 sowie des Tornistertyps AN/PRC-117 ausgerüstet sind, sollen davon profitieren können. Selbiges gilt für Spezialtruppen mit portablen Satellitenterminals vom Typ AN/PSC-5.
Zusätzlich in die Kommunikationsnutzlast von TacSat 4 integriert ist Testhardware für das im Aufbau befindliche MUOS-Kommunikationsnetzwerk der US-Marine, für die Identifizierung und Verfolgung eigener oder verbündeter Militäreinheiten, auch FFT für Friendly Force Tracking genannt, und die Datenerfassung von Messwertsendern auf Bojen auf den Weltmeeren.
TacSat 4 alias JWS 1 (JWS steht für Joint Warfighting Space) ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 37.818 bzw. als COSPAR-Objekt 2011-052A.