Anzeichen auf einen möglichen Austritt giftiger Substanzen führten zu einer Evakuierung der derzeitigen ISS-Besatzung ins russische Segment der Station. Ob tatsächlich ein Leck, oder aber ein Sensorfehler vorliegt, war zunächst unklar.
Ein Beitrag von Roman van Genabith. Quelle: Interfax, NASA, Roskosmos, Sputnik.
Wie russische Nachrichtenagenturen gestern berichteten, gab es im amerikanischen Segment der Internationalen Raumstation ISS Anzeichen für den Austritt einer möglicherweise gesundheitsschädlichen Substanz, bei der es sich um giftiges Ammoniak handeln könnte. Das russische Nachrichtenportal Sputnik berichtete unter Berufung auf die russische Weltraumagentur Roskosmos vom Austritt einer ätzenden Verbindung aus dem Lebenserhaltungssystem im US-Segment um 08:44 Uhr GMT.
Dank der schnellen und professionellen Reaktion der sechs Astronauten haben sich die NASA-Astronauten Barry Wilmore und Terry Virts sowie die ESA-Astronautin Samantha Cristoforetti daraufhin im russischen Teil der Station in Sicherheit bringen können, wo gemessene Werte unbedenklich gewesen seien. Die Verbindung zwischen den beiden Segmenten sei anschließend versiegelt worden. Luft- und Lebensmittelvorräte im russischen Teil seien für die drei Raumfahrer mehr als ausreichend, wurde russischerseits außerdem berichtet.
Die NASA konnte auf Twitter den Austritt von Ammoniak nicht bestätigen. Es gäbe keine direkten Hinweise auf Ammoniak in der Stationsatmosphäre, lediglich einen Abfall des Ammoniakdrucks im Kühlkreislauf habe man festgestellt. Möglich sei auch ein fehlerhafter Sensor.
Obgleich keine direkte Gefahr für die Crew besteht, könnte eine außerplanmäßige EVA erforderlich werden, um nähere Aufschlüsse zu erhalten, teilten Spezialisten von der NASA und dem russischen Missionskontrollzentrum mit.
Die nächsten Weltraumspaziergänge waren ursprünglich für den 16., 20., sowie den 25. Februar 2015 geplant.
Update 15. Januar 2015
Evakuierung Folge von Computerpanne
Nach elf Stunden, in denen sich die gesamte sechsköpfige Crew im russischen Segment der ISS aufhielt, kehrten die US-Amerikaner Barry Wilmore und Terry Virts sowie Samantha Cristoforetti von der ESA zunächst mit Atemschutzmasken ins US-Segment zurück, wie die NASA auf ihrer Website berichtet.
Im US-Segment stellten sie fest, dass der Ammoniak-Alarm vom Vortag auf eine Computerfehlfunktion zurückzuführen sein muss. Ammoniak befindet sich im Kühlkreis des US-Segments der Station. Es dient zur Ableitung von Wärme in den Weltraum.
Nach dem Alarm wurde das Kühlsystem vorsorglich abgeschaltet. Um einen Wärmestau zu verhindern, mussten auch zahlreiche weitere Geräte im US-Teil deaktiviert werden. Nach ihrer Rückkehr beginnen die Astronauten nun damit alle Systeme wieder hochzufahren.
Die Nacht verbrachten die drei Astronauten zwar wieder im US-Segment, jedoch nicht an ihren gewohnten Plätzen, da Beleuchtung und Lüftung noch nicht wieder in Betrieb waren, erklärte Maxim Matjuschin vom russischen Missionskontrollzentrum im Gespräch mit der russischen Nachrichtenagentur Interfax.
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