Das amerikanische Repräsentantenhaus hat am 20. November ein Gesetz zur Regelung des entstehenden suborbitalen Weltraumtourismus verabschiedet.
Ein Beitrag von Ingo Froeschmann. Quelle: Space.com.
Das Gesetz, das noch drei Tage zuvor für tot erklärt worden war, ist jetzt auf dem Weg in den Senat, wo schnelles Handeln gefragt ist, damit das Gesetz noch dieses Jahr in Kraft treten kann.
Das Hauptanliegen des Gesetzes ist es, der amerikanischen Luftaufsichtsbehörde FAA (Federal Aviation Authority) klare Richtlinien für die Regulierung von bemannten suborbitalen Raumflügen zu geben und erste Regeln festzulegen. Das Gesetz schafft zudem eine Prozedur für experimentelle Vorhaben, damit Unternehmen ihre Testfluggeräte mit weniger Bürokratie als sonst üblich fliegen können.
Der Triumph für die Befürworter der bemannten Raumfahrt kam am vergangenen Samstag nach einem langen Kampf durch den amerikanischen Kongress. Im März dieses Jahres wurde der damalige Commercial Space Launch Amendmends Act im Repräsentantenhaus mit 402 zu einer Stimme verabschiedet, nur um dann im Senat blockiert zu werden. Grund war die Frage, welche Art von Vehikel als eine suborbitale Rakete bezeichnet werden kann. Zusätzlich ging es um die Frage, ob Passagiere vor dem Start auf ihr Recht auf Schadensersatzforderung verzichten müssten.
Monatelange Verhandlungen waren die Folge, und erst im Oktober konnte ein Kompromiss erzielt werden, der alle Seiten zu befriedigen schien. Doch dann fügten Mitarbeiter des Senats einen Abschnitt über die Sicherheit von Besatzung und Passagieren hinzu und es kam zum Eklat. Die Befürworter des ursprünglichen Wortlauts fürchteten, dass die Sicherheitssprache dazu führen würde, die Ausgabe von Fluglizenzen zu behindern.
Kurz nach der Präsidentschaftswahl wurde am 12. November ein weiterer Kompromiss erreicht. Die Komitees für Wirtschaft und Wissenschaft des Senats hatten sich über den Text geeinigt und somit schien eine Lösung unmittelbar bevorzustehen.
Nun erhob das Komitee für Transport und Verkehr, das traditionsgemäß die Jurisdiktion über die Luftfahrt hat, Einwände. In den Augen eines Sprechers des Komitees hatte sich der Wortlaut des Gesetzes seit März erheblich verändert, und er sah nun die Sicherheit von Passagieren und Besatzung gefährdet. Das Komitee brauche erheblich mehr Zeit, um eine wichtige und weitreichende Entscheidung treffen zu können.
Den Befürwortern des Gesetzes gelang es jedoch, die Republikanischen Kommiteemitglieder davon zu überzeugen, dass das neue Gesetz der FAA sogar mehr Möglichkeiten zur Regulierung gebe als der vorherige Entwurf. Das gesamte Komitee konnte jedoch nicht überzeugt werden, so dass eine offizielle beschleunigte Abstimmung durchgeführt werden musste.
Eine „beschleunigte Abstimmung“ bedeutet, dass ein Gesetzesvorschlag für 40 Minuten diskutiert wird, jedoch nicht verändert werden kann. Es ist aber eine 2/3 Mehrheit erforderlich. Am 20. November wurde dem Gesetz mit 269 zu 120 Stimmen zugestimmt.
Eine Reihe von Unternehmen planen für die nächsten Jahre kommerzielle Raumflüge mit zahlenden Passagieren, unter anderem Virgin Galactic, die sich die Rechte am Design des X-Prize Gewinners SpaceShipOne gesichert haben.