Am 28. Juni 2009 wurde der US-amerikanische Umweltsatellit GOES-O von der NASA für die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) ins All transportiert. Der Start erfolgte auf einer Delta IV-Rakete von der Startrampe LC-37B der Cape Canaveral Air Force Station (CCAFS) in Florida um 0:51 Uhr MESZ.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: NOAA, NASA, ULA, Boeing.
Der Start fand innerhalb des eine Stunde breiten Startfensters statt, am Vortag gab es wetterbedingt keine Möglichkeit, den von Boeing auf Basis des Boeing-601-Busses gebauten Satelliten zu starten. GOES-O (GOES steht für „Geostationary Operational Environmental Satellite“, übersetzt geostationärer operationeller Umweltsatellit) mit einer Startmasse von 3.211 Kilogramm wurde von einer Delta IV in 4,2-Konfiguration transportiert, das bedeutet, auf der „common core“ genannten Zentralstufe mit RS-68-Triebwerk war eine Oberstufe mit vier Metern Durchmesser aufgesetzt, seitlich an der Zentralstufe waren zwei Feststoffbooster GEM-60 von ATK mit Schubverktorsteuerung angebracht. Die Feststoffbooster wurden beim Abheben gezündet und brannten nach rund 94 Sekunden aus. Sie wurden wenige Sekunden später abgeworfen, und die Zentralstufe trug Oberstufe und Nutzlast weiter in die Höhe. Nach knapp 267 Sekunden Flugzeit war die Zentralstufe ausgebrannt, und es war nun Aufgabe der Oberstufe, mit mehreren Brennphasen seines RL-10B2-Triebwerks die Nutzlast in den vorgesehenen Zielorbit zu bringen.
Der Satellit ist nach Informationen der NASA im richtigen Orbit angekommen, nachdem er sich von der Raketenoberstufe um 5:12 Uhr MESZ getrennt hatte, und die Systeme des Raumfahrzeugs funktionieren wie vorgesehen. Der geplante Zielorbit für den ausgesetzten Satelliten war einer mit einem Apogäum von 35.177 Kilometern und einem Perigäum von 6.623 Kilometern über der Erdoberfläche. Die Orbitzirkularisierung wird GOES-O mit einem eigenen Triebwerk vornehmen. Ein sogenannter Apogäumsmotor mit 490 Newton Schub ist an Bord, um eine geostationäre Bahn in 35.780 Kilometern über der Erdoberfläche zu erreichen. Das dreiachsenstablisierte Raumfahrzeug soll seine Sensorik kontinuierlich auf die Erde ausrichten. Um dies über längere Zeiträume auf der geplanten Bahn um die Erde zu gewährleisten, können 12 kleine Zweistofftriebwerke mit je 9 Newton Schub eingesetzt werden.
Voraussichtlich am 7. Juli 2009 wird GOES-O seine endgültige Umlaufbahn erreicht haben, ab diesem Zeitpunkt wird der Satellit GOES-14 genannt werden. Neben dem Start wird die NASA auch die Inbetriebnahme des Satelliten auf seiner Umlaufbahn unterstützen. Dabei wird der Satellit ab etwa einem Monat nach dem Start vom Goddard Space Flight Center (GSFC) in Greenbelt, Maryland kontrolliert werden. Anschließend wird die NASA die Kontrolle des Satelliten an seinen künftigen Betreiber NOAA und dessen Satellite Operations Control Center (SOCC) in Suitland, Maryland übergeben. Etwa fünf Monate nach dem Start könnte es soweit sein.
Als GOES-14 wird das Raumfahrzeug sofort zum Einsatz kommen, wenn es Zuverlässigkeit oder Verfügbarkeit der Vorgängersatelliten erforderlich machen sollten. Insbesondere bei der Beobachtung von Tornados und Hurrikanen kann der Satellit eine wichtige Rolle spielen. Er ist der zweite Satellit in der Serie GOES-N/O/P, der gegenüber älteren Satelliten mit erheblich verbesserter Beobachtungstechnik für die Aufnahme hochauflösender Bilder von Wettersituationen und die Gewinnung von Messdaten von Erdoberfläche und Atmosphäre ausgestattet ist. Außerdem sind erweiterte Anlagen zur Weltraumwetter- und Sonnenbeobachtung an Bord. Insbesondere ein SXI (engl. Solar X-Ray Imager) genanntes Instrument von Lockheed Martin soll es ermöglichen, die Warnmöglichkeiten hinsichtlich von Strahlungsausbrüchen der Sonne, die technische Anlagen und Infrastruktur auf der Erde gefährden und beschädigen könnten, zu verbessern. Ein erstes Testbild des Instrumentes soll nach derzeitigem Planungsstand am 6. August 2009 entstehen.
Zur Zeit hat die NOAA zwei GOES-Raumfahrzeuge an Positionen im geostationären Orbit im aktiven Einsatz. GOES-12 steht bei 75 Grad West und wird derzeit auch als GOES-Ost bezeichnet, GOES-11 steht bei 135 Grad West und wird daher auch GOES-West genannt. Ein weiterer Satellit, GOES-13 alias GOES-N, aktuell bei 105 Grad West im geostationären Orbit, fungiert als Backupsatellit, und kann gegebenenfalls für einen der anderen Satelliten einspringen. GOES-14 mit einer Lebenserwartung von 10 Jahren wird diese Backupkapazität ergänzen, solange er nicht für den aktiven Einsatz benötigt wird. Von GOES-12 wird derzeit erwartet, dass seine Treibstoffvorräte noch im Laufe des Jahres 2009 soweit zur Neige gegangen sind, dass er ersetzt werden muss. Unregelmäßigkeiten im Antriebssystem des Satelliten verursachten einen höheren Treibstoffverbrauch als ursprünglich geplant.
GOES-O alias GOES-14 ist katalogisiert als Objekt 2009-033A.
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