Ulrich Walter im Interview

Der deutsche Astronaut Ulrich Walter war Nutzlastspezialist der Mission D-2 an Bord der Columbia. In einem ausführlichen Interview spricht er über die Raumfahrt der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, wirft einen Blick auf den Astronautenberuf und auf unsere Motivation, ins All zu fliegen.

Quelle: Drillingsraum.de

Diesen Ausschnitt veröffentlichen wir mit freundlicher Unterstützung von Drillingsraum.de. Dort finden Sie auch die komplette Version dieses ausführlichen Interviews mit Ulrich Walter.

Ulrich Walter mit Backup-Astronauten Gerhard Thiele und Renate Brummer der D2-Mission
(Bild: NASA)

Drillingsraum: Im Kalten Krieg war die Raumfahrt ein Machtinstrument, man denke nur mal an den Wettlauf zum Mond zwischen der damaligen Sowjetunion und den USA. Heute passiert das Gegenteil: Wir haben große internationale Kooperationen, die zusammenarbeiten, um Projekte wie die Internationale Raumstation ISS zu verwirklichen. Inwieweit fördern heutige Raumfahrtprojekte das politische Miteinander verschiedener Nationen?

Ulrich Walter: Es ist interessant zu sehen, dass beides das Miteinander fördert. Also, wie soll ich sagen, dass beides die Verbesserung der Technologien fördert. Ich meine der Wettlauf zwischen den Amerikanern und den Russen hat zu einem unwahrscheinlichen Fortschritt in der Raumfahrt geführt, gerade in den 10, 15 Jahren mit Apollo, das war ein unwahrscheinlicher Fortschritt. Und dann gab’s eine Stagnation, weil sich die Russen damals rausgezogen haben. Sie haben dann etwas anderes gemacht, haben sich auf Raumstationen verlegt. Die Amerikaner wollten was anderes, die haben dann das Shuttle gebaut. Und wir sehen jetzt, dass das Miteinander auf der ISS auch fruchtbar ist, denn zusammen erreicht man mehr als alleine. Also die Amerikaner hätten alleine nie eine solch große Raumstation bauen können, und die Russen auch nicht. Da hat’s schon die Europäer, die Japaner, und all die gebraucht, um wirklich sowas gemeinsam zu bauen. Auf der anderen Seite wurden auch die Grenzen aufgezeigt, also es gab auch viel Streit. Natürlich gibt es das immer, wenn viele zusammen etwas wollen, denn nicht jeder will genau das Gleiche wie der andere. Und deswegen sind die Amerikaner jetzt wieder dabei, selbst zum Mond zu gehen. Obwohl sie andere europäische Staaten dazu eingeladen haben. Aber im Prinzip wollen sie schon alleine gehen. Also es ist wie ein ausgeschwungenes Pendel: Erst gegeneinander, dann alles miteinander, und jetzt sozusagen alleine.

Drillingsraum: Seit der ersten Mondlandung am 20. Juli 1969 hat sich die Raumfahrt vom Prinzip her nicht weiterentwickelt. Wir waren weder weiter weg als der Mond, noch haben wir es geschafft, eine Kolonie dort oder sonstwo außerhalb der Erde aufzubauen. Brauchen wir einen neuen Wernher von Braun, um neue Tore in der Raumfahrt zu öffnen?

Ulrich Walter: Nein, das ist einfach nur die blöde Physik, die sich da nicht bescheißen lässt. Wenn wir ein Shuttle haben, wie ich es gerade gesagt habe, kommen wir nicht weiter raus als bis in den erdnahen Orbit. Mit dem Shuttle geht’s einfach nicht anders. Wenn wir weiter raus wollen, wenn wir zum Mond wollen, müssen wir eben eine Saturn-Rakete bauen. Die war zwar nicht optimal, aber schon ganz gut. Oder wir machen es jetzt wie die Amerikaner, dass wir wirklich wieder zur Raketentechnik zurückkehren, sozusagen mit kleineren Kapseln drauf, so dass dieses Verhältnis zwischen Nutzlast und Treibstoff wieder besser ist. Und erst dann können wir von der Physik her überhaupt wieder zum Mond oder zum Mars. Und wenn wir solche Geräte haben, machen wir das auch. Und das ist eben jetzt der nächste Schritt.

Hier können Sie weiterlesen.

Diskutieren Sie mit im Raumcon-Forum:

Nach oben scrollen