Trümmerteil verantwortlich für Shuttle-Unglück?

Die jüngsten Untersuchungs-Ergebnisse stützen die These, dass das Schicksal der Columbia-Crew bereits beim Start besiegelt wurde.

Ein Beitrag von Felix Korsch. Quelle: Floridatoday.com.

Schon seit einiger Zeit werden im Auftrag des CAIB (Columbia Investigation Board), des für die Untersuchung des tragischen Zwischenfalls am 1. Februar dieses Jahres, bei dem durch die Verunglückung des Space Shuttles Columbia sieben Astronauten ums Leben kamen, zuständigen Gremiums Test durchgeführt, in deren Rahmen die genaue Unglücksursache geklärt werden soll. Im Vordergrund steht dabei die Evaluierung der Theorie, nach der beim Start durch ein abfallendes Isolationsteil des externen Tanks die linke Flügelvorderkante beschädigt worden sei.

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Gasdruck-Teststand in San Antonio, Texas.
(Bild: CAIB.us)

Bisher herrschte darüber Streit, ob ein knapp zwei Kilogramm schweres Stück Schaumstoff überhaupt einen entsprechenden bleibenden Schaden hervorrufen kann. Die Simulationen der NASA, durchgeführt am Southwest Research Institute in San Antonio, Texas, in deren Rahmen ein äquivalentes Bruchstück auf eine dem betroffenen Flügel ähnliche Struktur geschossen wurde, scheinen aber eben dies nun zu bestätigen. Ohne auf weitere Details einzugehen, verkündete das CAIB, dass tatsächlich die befürchtete Beschädigung des Flügels eintrat, welche am 1. Februar dazu führte, dass heiße Gase in das Innere des Shuttles eindringen und dieses schließlich zerstören konnten.

Die Videoaufzeichnungen vom Start zeigen eindeutig ein entsprechendes Trümmerteil, welches sich 81 Sekunden nach dem Start am 16. Januar löste. An sich nichts Ungewöhnliches, denn bereits bei früheren Missionen konnte exakt dies beobachtet werden, ohne dass es Folgen für Crew oder Technik gehabt hätte. Nun scheint es so, als sei jenes nur briefumschlag-großes Isolationsteil doch für das Unglück verantwortlich. Tyrone Woodyard, Sprecher des CAIB, äußerte sich folgendermaßen zu den Testergebnissen: „Es gibt uns Hoffnung, dass wir bald Gewissheit haben werden.“ Allerdings mahnte er auch, die entsprechende wissenschaftliche Distanziertheit zu wahren: „Wir möchten noch keine Schlüsse ziehen, bevor wir zuätzliche Analysen durchgeführt haben.“
Fraglich ist zum Beispiel, in wie weit die Testergebnisse überhaupt auf die Realität übertragbar sind. In der Simulation wurde ein Trümmerteil durch Gasdruck beschleunigt und mit 531 Meilen pro Stunde auf eine Fiberglas-Struktur geschleudert, welche in etwa der Struktur des Shuttle-Flügels entspricht, jedoch weitaus wiederstandsfähiger sein soll. Dabei entstand ein mehrere Zentimeter langer Riss mit einer Breite von nur wenigen Millimetern. Dieser Schaden würde in der Wirklichkeit jedoch bereits genügen, um heißen Gasen beim Wiedereintritt einen Angriffspunkt zu bieten.
Im kommenden Monat soll die Testreihe fortgesetzt werden. Dabei sollen erstmals auch reale Shuttle-Komponenten, in diesem Falle die der Discovery, auf deren Bruchfestigkeit und ihr Verhalten bei einem Impakt untersucht werden. Erst dann wird man mit relativer Sicherheit sagen können, in wie weit ein recht kleines Trümmerteil einen derart weitreichenden Schaden hervorrufen kann. Zweifel sind derzeit, und dies betonen alle Raumfahrt-Experten, gegenüber allen Varianten und Thesen des Unfallhergangs angebracht. Erst Ende des Sommers wird der finale Unfallbericht des CAIB erwartet.

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