Das erste chinesische Raumlabor Tiangong 1 (Himmelspalast 1) wird wahrscheinlich um Ostern 2018 unkontrolliert in die Atmosphäre eintreten und zum großen Teil verglühen. Es diente der chinesischen Raumfahrtbehörde CNSA zur Erprobung und Entwicklung der notwendigen Technologien und Abläufe für den Bau und Betrieb einer eigenen bemannten Weltraumstation.
Update: 02.04.2018 Die chinesische Raumfahrtbehörde gab bekannt, dass Tiangong 1 um 8:15 Uhr (Pekinger Zeit, 02:15 MESZ) über dem Südpazifik in die Atmosphäre eingetreten ist und weitgehend verglühte. Schäden sind nicht bekannt.
Ein Beitrag von Thomas Geuking. Quelle: Raumfahrer.Net / CMSA.
Raumfahrer.net berichtete am 29. September 2011 über den Start des ersten Himmelspalastes vom Kosmodrom Jiuquan. Es ist das erste von drei geplanten Raumlaboren mit der China den Bau einer größeren bemannten Raumstation vorbereiten will. Mit ihm wurden Kopplungsmanöver mit den Raumschiffen vom Typ Shenzhou und erste Langzeitaufenthalte von Raumfahrern erprobt.
Das Raumlabor ist 10,4m lang, hat einen Durchmesser von maximal 3,35 m und wog beim Start 8,4t. Es besitzt zwei Solarpaneele mit einer Spannweite von insgesamt 17 m. Aufgebaut ist es aus zwei großen Sektionen, nämlich dem vorderen Orbitalmodul und dem Servicemodul.
Tiangong 1 erhielt dreimal Besuch von der Erde. Zunächst war der Besuch im November 2011 mit Shenzhou 8 unbemannt. Am 18. Juni 2012 erhielt die Raumstation ihre erste dreiköpfige Besatzung mit Shenzhou 9. Der Aufenthalt diente in erster Linie der Systemerprobung und erster kleinerer Experimente. Mit der Mission Shenzhou 10 war Tiangong 1 vom 11. bis 23. Juni 2013 ein zweites Mal mit drei Raumfahrern bemannt.
Am 16.03.2016 verlor die chinesische Raumfahrtbehörde den Funkkontakt zu Tiangong 1 und damit die Chance zu einem kontrollierten Wiedereintritt in die Atmosphäre. Im September des selben Jahres wurde bereits der Nachfolger Tiangong 2 erfolgreich gestartet. Tiangong 1 kreist derweil weiter um die Erde und verliert dabei immer weiter an Höhe. Mit dem endgültigen Wiedereintritt wird zwischen dem 30. März und dem 2. April 2018 gerechnet. Aufgrund der Umlaufbahn der Station kann ausgeschlossen werden, dass Teile der Station über Deutschland niedergehen. Die Station wird sehr wahrscheinlich noch in großer Höhe auseinander brechen und zum größten Teil verglühen. Man schätzt das Trümmer mit einer Gesamtmasse von 1,5 bis 3,5t die Erdoberfläche erreichen könnten in einem Gebiet von 1000 bis 1200 km Länge. Wo dies allerdings sein wird, läßt sich erst unmittelbar vor dem Absturz sagen. Die Gefahr, dass Menschen verletzt werden wird als sehr gering eingeschätzt. 70 bis 80 Tonnen Raumfahrtschrott fallen Jahr für Jahr vom Himmel, hoffen wir auch diesmal ohne nennenswerte Schäden.
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