Am 27. Juni 2013 gab der Luft- und Raumfahrtkonzern Thales Alenia Space (TAS) bekannt, dass er von der Europäischen Raumfahrtorganisation (ESA) zum Hauptauftragnehmer für den Bau des Weltraumteleskops und Kosmologiesatelliten Euclid bestimmt worden ist.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: Astrium, ESA, Thales Alena Space. Vertont von Peter Rittinger.
Nach aktuellem Planungsstand ist der Start von Euclid, welcher voraussichtlich auf einer Sojus-Rakete von Kourou in Französisch Guyana aus erfolgt, für das Jahr 2020 vorgesehen. Ist der Satellit erst einmal im All und seine wissenschaftliche Nutzlast am Lagrange-Punkt 2 in rund 1,5 Millionen Kilometern Abstand zur Erde in Betrieb gesetzt worden, soll er nach dunkler Energie und dunkler Materie suchen, welche im kosmologischen Standardmodell eine wesentliche Rolle spielen. Das Modell geht davon aus, dass ein Großteil der im Universum vorhandenen Masse nicht sichtbar ist, also dunkle Materie darstellt, und dass die mit ansteigender Rate stattfindende Ausdehnung des Universums von einer bisher nicht verstandenen Energiequelle, der dunklen Energie, gespeist wird.
Den Bau des Nutzlastmoduls von Euclid mit dem eigentlichen Teleskop und einer optischen Bank hat die ESA 2013 an Astrium SAS vergeben. Das Korsch-Teleskop mit Siliciumcarbid-Spiegeln und einem Durchmesser von rund 1,2 Metern wird zwei weitwinklige Instrumente mit Licht versorgen können. Die beiden Instrumente sind eine Kamera für sichtbares Licht, dementsprechend als VIS für visible light camera bezeichnet, und ein Spektrometer für nahes Infrarot mit der Bezeichnung NISP, die für near infrared spectro-photometer steht.
Sechs Jahre möchte man die Instrumente von Euclid einsetzen, um große Teile der Himmelsregionen außerhalb unserer eigenen Galaxis zu durchsuchen. Zwischen einem Drittel und der Hälfte des gesamten Himmels soll abgetastet werden. Der Blick des Teleskops wird bis zu 10 Milliarden Lichtjahre tief in den Weltraum reichen. Sehr lichtschwache Objekte werden noch mit einer scheinbaren Helligkeit bis hinunter zur Magnitude 24,5 erfasst werden können.
Form von und Abstand zu über 2 Milliarden Galaxien will man mit Euclids Hilfe bestimmen. Aus den Daten, die Euclids Instrumente sammeln, plant man eine dreidimensionale Karte des Universums zu erarbeiten. Man hofft, an Hand der aus der Karte ablesbaren Struktur des Universums und der Verteilung von Galaxien in ihm Rückschlüsse auf die Entwicklung des Universums sowie die Auswirkungen dunkler Materie und dunkler Energie ziehen zu können.
Um seine Beobachtungsaufgaben mit bisher unerreichter Präzision erledigen zu können, muss die Ausrichtung von Euclid im Weltraum besonders stabil erfolgen. Gleichzeitig sollen Wechsel der Beobachtungsrichtung möglichst zügig erfolgen. Im Beobachtungseinsatz wird das Raumfahrzeug alle 80 Minuten eine vollständige Drehung ausführen. Die Anforderungen an eine akkurate Positionierung, die Agilität des Satelliten und die Stabilität im Messeinsatz sind für TAS besondere Herausforderungen. Um diesen gerecht zu werden, will TAS ein neuartiges Ausrichtungsverfahren einsetzen und auf ein anwendungsgerechtes Thermalmanagement besonderes Augenmerk legen.
TAS erhält für die Arbeiten an Euclid nach eigenen Angaben 322,5 Millionen Euro.
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