Vergangene Woche wurde bekannt, dass der Luft- und Raumfahrtkonzern Thales Alenia Space (TAS) für Brasilien den Kommunikationssatelliten SGDC 1 bauen wird, der 2015 oder 2016 auf einer Ariane-5-Rakete gestartet werden soll. Den Auftrag erteilte das brasilianische Unternehmen Visiona Tecnologica Espacial SA.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: AEB, bowshooter.blogspot.de, elonce.com, panoramaespacial.blogspot.de, tecnologia.uol.com.br, telecompaper.com.
SGDC ist die Abkürzung für „Satélite Geoestacionario de Defensa y Comunicaciones“ und bedeutet „Geostationärer Satellit für Verteidigung und Kommunikation“.
Visiona, ein Joint Venture, das von Brasiliens nationalem Telekommunikationsunternehmen Telebras (49% Anteil) zusammen mit der militärischen Sparte des Luft- und Raumfahrtunternehmens Embraer (51% Anteil) für das Management des SGDC-Projekts aus der Taufe gehoben worden war, hatte dem künftigen Betreiber von SGDC 1 Telebras die Entscheidung für TAS nahegelegt. Die Direktoren von Telebras entschieden am 6. August 2013, dass man der Empfehlung von Visiona folgen solle.
Am rund 12 Monate dauernden Auswahlverfahren zum Bau des Satelliten hatten Boeing und Space Systems/Loral (SS/L) aus den USA, Mitsubishi Electric (Melco) aus Japan sowie Astrium und TAS aus Europa teilgenommen. Am Ende des Verfahrens konnte sich bei drei verbliebenen Bietern TAS gegen Melco und SS/L durchsetzen. Den Auftragswert bezifferte TAS auf rund 300 Millionen Euro.
Die nun getroffenen Vereinbarungen beinhalten zusätzlich eine künftige Unterstützung Brasiliens durch TAS beim Bau weiterer Satelliten. Visiona soll den Bau eines zweiten Satelliten für das Projekt (SGDC 2, Start geplant 2019) im eigenen Land organisieren. Das Brasilianische Ministerium für Kommunikation teilte mit, TAS sei es unter den zum Schluss verbliebenen drei Bietern am besten gelungen, auf die Vorgaben hinsichtlich der technischen Anforderungen, des Technologietransfers, der Kosten und des Zeitplans einzugehen.
An Bord von SGDC 1 will das Brasilianische Militär X-Band-Transponder nutzen. Bis dato greift das Brasilianische Verteidigungsministerium auf X-Band-Transponder an Bord der kommerziellen Kommunikationssatelliten Star One C1 und C2 zurück. Die X-Band-Installationen auf SGDC 1 werden eine Abdeckung ganz Südamerikas und der umgebenden Seegebiete erlauben.
Kapazitäten von SGDC 1 im Ka-Band plant das Brasilianische Ministerium für Kommunikation zu verwenden, um abgelegene Siedlungen im Land mit Breitbandzugriff zu versorgen. Das Kommunikationsministerium nutzt derzeit zusammen 7 Ku-Band-Transponder von Star One C1 und C2.
Brasiliens Minister für Kommunikation Paulo Bernardo geht von einem Start von SGDC 1 im Jahr 2015 aus und gab seiner Hoffnung Ausdruck, der Satellit werde seinem Land helfen, von den USA unabhängig zu werden, und sich deren andauernden Spionageaktivitäten zu entziehen.
Positionieren will man SGDC 1, der es auf einen Datendurchsatz von insgesamt mindestens 100 GBit/s bringen soll, im Geostationären Orbit bei 75 Grad West. Seine Startmasse wird sich voraussichtlich im Bereich von 6 Tonnen bewegen. Im ersten Artikel des Dekrets 7769 der Republik Brasilien vom 28. Juni 2012 heißt es, ein entsprechender Satellit solle spätestens bis zum 31. Dezember 2014 stationiert werden. Das dürfte für den Satelliten, der Brasilien unabhängige souveräne Kommunikationsmöglichkeiten bescheren soll, mittlerweile allerdings illusorisch sein.