Honeywell Aerospace mit Sitz in Phoenix im US-amerikanischen Bundesstaat Arizona teilte am 22. Juli 2010 mit, herausgefunden zu haben, was einen möglichen Defekt an für zwei Satelliten vorgesehenen Anlagen mit Reaktionsrädern verursachen könnte.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: Space News.
Eine Verunreinigung eines speziellen Schmiermittels für die in Anlagen mit Reaktionsrädern verwendeten Kugellager ist für die potentiellen Schwierigkeiten verantwortlich. Nach Angaben von Honeywell Aerospace konnte exakt bestimmt werden, wann und auf welchem Wege die betroffene Charge des von einem bestimmten Lieferanten bezogenen Schmiermittels verunreinigt wurde. Eine Untersuchung von Schmiermittel aus der betroffenen Charge auf seine Weltraumtauglichkeit wurde zwischenzeitlich begonnen. Die unerwünschte Beimengung für sich genommen ist hinsichtlich eines Einsatzes im All nicht überprüft worden, trotz allem ist es möglich, dass das Schmiermittel auch mit der enthaltenen Verunreinigung im Weltraum funktioniert. Dies soll in mehrwöchigen Tests abgeklärt werden.
Boeing Space and Intelligence Systems aus Seal Beach in Kalifornien ist sicher besonders interessiert an einer Auskunft über die Weltraumtauglichkeit des Schmiermittels. Im von Boeing gebauten Kommunikationssatelliten SkyTerra 1 wurde eine von Honeywell Aerospace gelieferte Anlage mit Reaktionsrädern verbaut, die das suspekte Schmiermittel enthält. Ursprünglich sollte SkyTerra 1 binnen Monatsfrist auf einer von ILS vermarkteten Proton-Rakete ins All transportiert werden. Zu dem für den 17. August 2010 geplanten Start wird es nun wahrscheinlich nicht kommen. Das auf Boeings Satellitenbus BSS-702 basierende Raumfahrzeug hätte am oder um den 16. Juli 2010 nach Baikonur in Kasachstan geliefert werden sollen, befindet sich aber noch bei Boeing. Dass der Satellit wegen der Fragen bezüglich des Schmiermittels für die Lager der Reaktionsräder nicht an den Startprovider geliefert wurde, wollte Boeing nicht bestätigen. Laut Honeywell Aerospace hat man Boeing am 9. Juli 2010 mitgeteilt, die an Boeing gelieferten Anlagen könnten problemlos verwendet werden. Möglicherweise hält Boeing den Satelliten auch wegen finanzieller Schwierigkeiten seines künftigen Betreibers LightSquared zurück. Dieser hat derzeit rund 155 Millionen US-Dollar Schulden bei Boeing.
Ein Gerät, dass das verunreinigte Schmiermittel enthält, war auch im Satelliten Michibiki der japanischen Agentur für Luft- und Raumfahrtforschung JAXA eingebaut. Diese entschied, die Anlage auszutauschen. Michibiki hätte am 2. August 2010 auf einer H-2A-Rakete in 202-Konfiguration von Tanegashima aus in den Weltraum transportiert werden sollen. Der Start des Satelliten, der Japan und seine Umgebung mit genauen Zeit-, Positions- und Navigationsdaten versorgen soll, verzögert sich um einen gegenwärtig nicht bekannten Zeitraum.