Ein in Deutschland entwickeltes Sonnenteleskop erforscht die Sonne aus großer Höhe, allerdings nicht aus dem Weltraum.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: DLR.
Gestern früh startete das Sunrise-Teleskop mittels Heliumballon zu seiner ersten Mission. Der Ballon trägt es bis auf eine Höhe von etwa 30 Kilometern. Hier treibt es mit relativ konstanten Winden im Nordpolargebiet und soll am Freitag in Kanada landen. Dazu wird es vom Ballon gelöst und geht an einem Fallschirm nieder. Der Aufprall wird durch eine Konstruktion aus umweltfreundlicher Wellpappe gedämpft.
Während das Teleskop vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau entwickelt und gebaut wurde, stammt der Ballon aus den USA. Er enthielt am Startort in der Nähe des nordschwedischen Kiruna 2.500 Kubikmeter Helium, das sich in der dünnen Höhenluft auf fast eine Million Kubikmeter und einen Durchmesser bis zu 130 Meter aufbläht. Damit trägt er das etwa 2 Tonnen schwere Teleskop von Schweden aus um den Nordpol herum bis nach Kanada, wo nach 5 Tagen die Landung erfolgen soll.
Mit dem einen Meter durchmessenden Hauptspiegel des Sonnenteleskops wollen die Wissenschaftler Strukturen auf der Sonne ab einer Größe von etwa 35 Kilometern beobachten. Die Sonne hat einen Durchmesser von etwa 1,4 Millionen Kilometern. Ziel ist es, erstmals die Bewegung und magnetische Orientierung feiner Strukturen im heißen Plasma der Sonnenatmosphäre zu messen. In der Nordpolregion geht die Sonne derzeit nicht unter. Außerdem sorgt die große Höhe dafür, dass keine Umweltverschmutzungen den Blick auf die Sonne trüben und auch ultraviolette Strahlung bis hinunter zu etwa 200 Nanometern Wellenlänge detektiert werden kann. Das Teleskop ist die erste Ballonsonde, die sich selbstständig stabilisieren und ein konkretes Ziel mit hoher Präzision anvisieren kann. Sunrise ist leistungsfähiger als jedes Teleskop auf der Erde und jedes, das bisher im Weltraum für Sonnenforschung eingesetzt wurde und dient außerdem der Vorbereitung der ESA-Sonde Solar Orbiter, die 2017 ins All gebracht werden soll.
Das mehrfach einsetzbare Sonnenteleskop kostet etwa 30 Millionen Euro. An dessen Missionen sind neben dem MPI für Sonnensystemforschung auch das Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik in Freiburg, das High Altitude Observatory in Boulder (USA), die Lockheed-Martin-Laboratories in Palo Alto (USA) und spanische Forscher vom Instituto Astrofisica de Canarias beteiligt. Wenn alles glatt läuft, könnte Sunrise im Jahr 2011 im Südpolargebiet zu einem zweiten Einsatz kommen.
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