Subaru Teleskop zeigt das Verschmelzen zweier Galaxien

Japanische Forscher haben mit Hilfe des Subaru-Teleskops eine große Galaxie auf frischer Tat ertappt, wie sie sich langsam ihre kleinere Begleitgalaxie einverleibt.

Ein Beitrag von Roger Spinner. Quelle: Universetoday.

Das Team von Astronomen, bestehend aus Yoshiaki Taniguchi und Shunji Sasaki von der Tohoku University, sowie Nicolas Scoville vom California Institute of Technology, machte eine einzigartige Aufnahme zweier Galaxien. Darauf ist eine Galaxie zu sehen, die ihrer kleineren Begleitgalaxie unaufhörlich Sterne entzieht und sie somit über Jahrmillionen regelrecht auffrisst.
Sichtbar wird dieser Prozess durch ein ausgedehntes Band von Sternen zwischen den beiden Galaxien, welches sich über eine Distanz von über 500.000 Lichtjahren erstreckt. Dieses Sternenband ist somit zugleich das längste je von Astronomen entdeckte seiner Art.

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Auf dieser Aufnahme ist deutlich erkennbar, wie die grosse, elliptische Galaxie ihrer kleineren Nachbargalaxie unaufhaltsam die Sterne entzieht ( Größere Version).
(Foto: Subaru Telescope, NAOJ)

Die aktuelle Theorie über die Entstehung von Galaxien besagt, dass große Galaxien, wie zum Beispiel die Milchstraße, nicht zuletzt durch das Absorbieren von kleineren Nachbargalaxien entstanden sind. Anzeichen für diesen Prozess, wie zum Beispiel einzelne Gruppen von Sternen, die sich gemeinsam in eine ungewöhnliche Richtung bewegen, findet man heute auch in der Nachbarschaft unserer eigenen Galaxis. Einige Sterne in der Milchstraße scheinen einst zu einer kleinen Nachbargalaxie, dem so genannten „Sagitarius Dwarf“, gehört zu haben.

Unsere nächste Nachbargalaxie, die Andromeda Galaxie zeigt ebenfalls Anzeichen für eine vergleichbare Entstehungsgeschichte. In beiden Fällen können wir jedoch nur aufgrund des heutigen Zustandes Rückschlüsse auf die einstigen Vorkommnisse ziehen, die zur Entstehung der beiden Galaxien geführt haben.

Direkt sichtbare Hinweise dafür, dass eine große Galaxie ihren kleinen Begleiter „auffrisst“ sind nicht leicht zu finden, da die kleinen Galaxien die absorbiert werden, in der Regel sehr schwach leuchtende Zwerggalaxien sind. Die eigentliche Zerstörung der Zwerggalaxien ist daher sehr schwierig zu beobachten, diese Objekte leuchten von sich aus schon sehr schwach und ihr Licht wird zunehmendes schwächer, je mehr Sterne ihnen von den größeren Galaxien entzogen werden.

Die einzig bisher bekannte direkte Bobachtung eines solchen Ereignisses stammt von einer Aufnahme der Advanced Camera for Surveys des Hubble Space Telescope.

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Diese Aufnahme von Hubble zeigte zum ersten mal, wie eine große Galaxie einer kleineren Begleitgalaxie langsam die gesamte Materie entzieht ( Grössere Version).
(Foto: NASA)

Taniguchi, Sasaki, und Scoville entdeckten die grosse elliptische Galaxie COSMOS J100003+020146 und die kleine Zwerggalaxie COSMOS J095959+020206 während sie die Eigenschaften von Galaxien in einem Teilabschnitt des Sternbilds Sextant studierten. Das Galaxienpaar ist ungefähr eine Milliarde Lichtjahre von uns entfernt, die Distanz zwischen den beiden Galaxien beträgt ungefähr 330.000 Lichtjahre.
Das dünne Band aus Sternen, welches sich von der Zwerggalaxie her ausdehnt, sowohl hin zur Elliptischen Galaxie als auch von ihr weg, zeigt auf, dass die Gravitationskräfte der Elliptischen Galaxie den Zwerg regelrecht auseinander reißen. Sterne die näher an der elliptischen Galaxie liegen, werden dabei stärker zu ihr hingezogen als solche, die sich im Zentrum der Zwerggalaxie befinden. Sterne auf der abgewandten Seit erfahren sogar einer noch schwächere Anziehungskraft. Daher sieht die Zwerggalaxie aus als ob sie von zwei Seiten her gleichzeitig auseinander gerissen würde, und dies, obwohl nur eine Galaxie daran beteiligt ist.

Dasselbe Phänomen kann man übrigens auch auf der Erde beobachten. Dass auf zwei Seiten der Erde zur gleichen Zeit Flut herrschen kann, obwohl der Mond die Ozeane nur von einer Seite her anzieht ist ein anschauliches Beispiel für diesen Effekt.

Der durch die Gezeitenkräfte auseinander gerissene Sternenstreifen im neulich beobachteten Galaxienpaar ist drei Mal schwächer in seiner Oberflächenhelligkeit als das seiner Zeit von Hubble beobachtete Band. Nur dank der hervorragenden Optik des Subaru Teleskops war diese Aufnahme von einem erdgebundenen Teleskop aus überhaupt möglich.

Sollten Astronomen künftig weitere Beispiele solch galaktischen Kannibalismus finden, wird unser Wissen über die Entstehungsgeschichte der Galaxien dadurch zusehends klarer werden.

Auch wenn kein heute lebender Mensch in der Lage sein wird, das Ende dieses ungleichen Tauziehens mit zu erleben, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die elliptische Galaxie ihr einmal begonnenes Werk fortsetzt und eines fernen Tages ihre kleine Begleitgalaxie völlig absorbiert haben wird.

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