Nach dem Start der Discovery am 26. Juli hat ihre Mission erst begonnen. Wir berichten an dieser Stelle jeden Tag über die aktuellen Ereignisse.
Ein Beitrag von Thomas Pallmann. Quelle: NASA.
- Status Report Nr. 1 vom 27. Juli 2005 (Starttag)
- Status Report Nr. 2 vom 28. Juli 2005 (2. Flugtag)
- Status Report Nr. 3 vom 29. Juli 2005 (3. Flugtag)
- Status Report Nr. 4 vom 30. Juli 2005 (4. Flugtag)
- Status Report Nr. 5 vom 31. Juli 2005 (5. Flugtag)
- Status Report Nr. 6 vom 1. August 2005 (6. Flugtag)
- Status Report Nr. 7 vom 2. August 2005 (7. Flugtag)
- Status Report Nr. 8 vom 3. August 2005 (8. Flugtag)
- Status Report Nr. 9 vom 4. August 2005 (9. Flugtag)
- Status Report Nr. 10 vom 5. August 2005 (10. Flugtag)
- Status Report Nr. 11 vom 6. August 2005 (11. Flugtag)
- Status Report Nr. 12 vom 7. August 2005 (12. Flugtag)
- Status Report Nr. 13 vom 8. August 2005 (13. Flugtag)
Status Report Nr. 1 vom 27. Juli 2005 (Starttag)
Nach zweieinhalb Jahren hob gestern am 26.07.2005 um 16:39 Uhr endlich nach mehreren gescheiterten Startversuchen ein Shuttle von der Startrampe 39B des Kennedy Space Centers ab und begab sich auf den achteinhalbminütigen Ritt in die Umlaufbahn. Alle acht ECO-Sensoren im externen Tank funktionierten einwandfrei. Während des Startes registrierten NASA-Techniker drei Vorfälle. Beim ersten Vorfall löste sich ein Stück einer ca. 21 Zentimeter großen Hitzekachel, die an der vorderen Bugfahrwerkstür befestigt ist. Ingenieure schätzen die Größe des abgefallenen Stückes auf etwa 3,8 Zentimeter. Wie groß der Schaden ist kann allerdings zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand sagen, wahrscheinlich wird dies erst am dritten Flugtag mithilfe der Aufnahmen von der Internationalen Raumstation und des Orbiter Boom Sensor Systems geklärt werden können.
Beim zweiten Vorfall löste sich ein bisher noch nicht identifiziertes Teil vom externen Tank nach der Trennung von den zwei Feststoffraketen. Nach ersten Analysen passierte das Objekt weit unterhalb des rechten Flügels den Orbiter und traf ihn nicht. Um was es sich bei diesem Objekt handelt, konnte noch niemand bei der NASA sagen. Man erhofft sich Klarheit über den Ursprung des Objektes mithilfe der Kamera, die vom Shuttle zum externen Tank geschaut hat und während des Fluges Fotos gemacht hat. Diese Fotos werden im Laufe des heutigen Tages zur Bodenstation gesendet.
Der dritte Vorfall ereignete sich etwa 2,5 Sekunden nach dem Start, als ein Vogel den externen Tank getroffen hat. Es war allerdings eine Kollision bei niedriger Geschwindigkeit und während es wohl für den Vogel ein durchaus ereignisreiches Erlebnis war, konnte man keine offensichtlichen Schäden am externen Tank feststellen.
In der Umlaufbahn angekommen begann für die Crew um Kommandantin Eileen Collins erst so richtig der Arbeitstag. Der externe Tank wurde von Andy Thomas fotografiert, während Soichi Noguchi Aufnahmen mit einem Camcorder machte. Die Türen der Nutzlastbucht wurden geöffnet, und der Roboterarm wurde einem ausgiebigen Test unterzogen. Der Roboterarm wird heute benutzt, um mit dem Orbiter Boom Sensor System kritische Stellen am Shuttle nach Beschädigungen abzusuchen. Des Weiteren wurde ein erfolgreicher Test mit den Auxilery Power Units (APU) durchgeführt, bei dem eine Mischung aus Wasser und Frostschutzmittel zur Kühlung eingesetzt wurde, um das Vereisen einiger Stellen zu unterbinden. Gegen Ende ihres ersten Arbeitstages führte die Crew noch das NC-1-Manöver durch, welches sie endgültig auf Rendevouzkurs mit der Internationalen Raumstation brachte.
Kurz bevor Eileen Collins zu Bett ging übermittelte sie der Bodencrew in Houston noch eine Botschaft im Namen der gesamten Crew, in der sie sich für die harte Arbeit des gesamten Shuttle-Teams während der letzten zweieinhalb Jahre bedankte und das sie sich selbst auf die Schulter klopfen könnten für die gute Arbeit, die sie geleistet haben. Des Weiteren sagte sie, das dieser Flug der erste von vielen weiteren wäre und erinnerte dann an die Columbia-Crew, indem sie jeden einzelnen Namen sagte und wie sehr man sie vermissen würde.
Das Space Shuttle befindet sich derzeit in einer Höhe von ca. 254 Kilometern, um an der Internationalen Raumstation am Donnerstag um ca. 13:18 Uhr anzudocken.
Status Report Nr. 2 vom 28. Juli 2005 (2. Flugtag)
Die Crew um Kommandantin Eileen Collins wurde gestern um 6:39 Uhr von der Bodenstation in Houston mit einem Song aus dem Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ geweckt. Der Song wurde der gesamten Crew gewidmet, um somit nach etlichen Verschiebungen endlich ihren erfolgreichen Start zu feiern.
Die meiste Zeit des Tages verbrachten Pilot John Kelly, Missionsspezialist Andrew Thomas und Missionsspezialist Charles Camarda damit, unterstützt von der restlichen Crew, mithilfe des Roboterarmes und des Orbiter Boom Sensor Systems (OBSS) kritische Stellen am Hitzeschild des Space Shuttle Discovery zu untersuchen. Es wurden beide Flügelkanten und die Nasenkappe untersucht. Erste Analysen der Daten des Orbiter Boom Sensor Systems zeigten keinerlei offensichtliche Schäden. Nach erfolgreichem Abschluss der Untersuchung wurde das OBSS wieder in der Nutzlastbucht des Space Shuttle verstaut und mit den Kameras des Roboterarmes wurde abschließend noch die Crewkabine nach Schäden untersucht. Auch hier zeigten sich keine offensichtlichen Schäden.
Während der Arbeiten mit dem OBSS wurden auch alle wichtigen Werkzeuge für das heutige Rendezvous- und Andockmanöver aktiviert und getestet. Ebenso wurden vier Raumanzüge auf ihre Funktionstüchtigkeit hin überprüft. Zwei der vier Raumanzüge werden auf der Internationalen Raumstation für zukünftige Weltraumspaziergänge der ISS-Besatzungen aus der amerikanischen Luftschleuse Quest heraus verbleiben.
In einer Pressekonferenz des Mission Management Team wurden nach eingehender Analyse mehrere Vorfälle während des Startes des Space Shuttle Discovery bestätigt. Das bisher unbekannte Stück, was sich vom externen Tank gelöst hatte, wurde identifiziert. Es handelt sich um ein Stück Schaumstoff von den so genannten „Protuberance Airload (PAL)-Rampen“. Das Stück, was sich gelöst hatte, war etwas kleiner als das Schaumstoffstück, welches die Columbia-Katastophe herbeigeführt hatte. Trotzdem beunruhigt das Ablösen von Schaum aus diesem Gebiet die NASA-Techniker sehr, da man nicht damit gerechnet hatte, hier Isolierschaum zu verlieren, weswegen der Start vom Space Shuttle Atlantis auf unbestimmte Zeit verschoben ist. Space Shuttle Programm Manager Bill Parsons sagte in der Pressekonferenz: „Bis wir [mit dem Problem] fertig sind, werden wir nicht wieder Fliegen“. Anschließend fügte er noch an: „Ich weiß nicht, ob es einen Monat oder drei Monate dauert. Wir haben einen Haufen Arbeit vor uns, um das Problem zu verstehen“.
Es gibt zwar derzeit noch keine endgültige Bestätigung, aber man ist in den Reihen der NASA-Techniker sehr zuversichtlich, dass der abgelöste Isolierschaum nicht den Orbiter getroffen hat.
Des Weiteren haben sich während des Starts auch kleinere Stücke von den neu gestalteten Gebieten um die Bipod-Verankerungen und dem Zwischentank-Flansch abgelöst. Die Stücke hatten zwar nicht die Größe, um den Orbiter zu gefährden, allerdings meinte dazu der stellvertretende Shuttle Programm Manager Wayne Hale, dass ein Verlust von Isolierschaum in diesen Gebieten inakzeptabel sei und man noch einmal einen genauen Blick auf diese Gebiete werfen müsse.
Nach weiteren Analysen der vermutlich beschädigten Hitzeschutzkachel, stellte sich heraus, dass diese vor dem Start mit einer neuen Reparaturmethode repariert wurde, da bei der Montage der Kachel eine Ecke abgebrochen war. Ob ein Zusammenhang zwischen der Reparatur und dem Schaden besteht, konnte man bei der Nasa noch nicht sagen. Wie groß der Schaden ist wird sich erst heute bei der detaillierten Fotoanalyse während des Rendezvous mit der ISS herausstellen.
Das Andocken des Shuttle an die ISS fand um 13:24 Uhr statt und war völlig problemlos. Zwei Stunden später wechselte die Shuttle-Crew in die ISS über und wurde dort freudig empfangen – kein Wunder, hat das alte Space Shuttle der jungen ISS doch sehnlichst erwartete Vorräte und Ersatzteile mitgebracht. Die ISS-Crew offerierte den Shuttle-Astronauten zur Begrüßung Brot und Salz, ein traditionelles russisches Geschenk für neue Besucher an Bord einer Raumstation.
Vor dem Anlegemanöver an der ISS drehte die Raumfähre noch eine 360 Grad-Pirouette in einigen hundert Metern Abstand, präsentierte vor dem Hintergrund von langsam vorbeiziehenden Erdkontinenten insbesondere ihre Nasenkappe und ihren mit schwarzen Hitzeschutzkacheln überzogenen „Bauch“ den aufmerksamen Teleobjektiven der ISS-Astronauten. Diese Mission dürfte als wahrscheinlich meist- und bestfotografierte Shuttle-Mission aller Zeiten in die Raumfahrtgeschichte eingehen.
Status Report Nr. 3 vom 29. Juli 2005 (3. Flugtag)
Die Astronauten an Board des Space Shuttle Discovery wurden gestern um 5:39 Uhr mit dem Lied „What A Wonderful World“ von Louis Armstrong geweckt. Der Song wurde Missionsspezialist Charles Carmada gewidmet, der die Gelegenheit nutzte und seine Kinder und seine Frau grüßte.
Der Tag begann mit mehreren Kurskorrektur-Manövern, um das Shuttle direkt unterhalb der Internationalen Raumstation zu platzieren. Als das Shuttle sich dann ca. 183 Meter unterhalb der ISS befand, vollführte die Kommandantin Eileen Collins das so genannte „Rendezvous Pitch Maneuver“ (RPM), bei welchem sich das Shuttle mit einer Geschwindigkeit von einem Drittel Grad pro Sekunde um die eigene Achse dreht und somit 93 Sekunden lang seine Unterseite von der Internationalen Raumstation aus fotografiert werden kann, um sie auf eventuelle Schäden hin zu untersuchen.
Nachdem das RPM absolviert war, steuerte Eileen Collins das Space Shuttle direkt vor die Internationalen Raumstation und näherte sich dann sehr langsam der Raumstation, um pünktlich um 13:18 Uhr anzudocken. Während des Andockens übermittelte die Besatzung der Internationalen Raumstation, bestehend aus dem Kommandanten Sergei Krikalev und Flugmechaniker John Phillips, ihre Fotos vom RPM an die Bodenstation, damit diese das Hitzeschild detailliert analysieren können.
Um 14:50 Uhr wurden die Luken geöffnet und Sergei Krikalev konnte die Besatzung der Discovery auf der Internationalen Raumstation willkommen heißen. Nach der Begrüßung folgte eine Sicherheitsbelehrung von der Expedition 11-Besatzung, wie sich die Shuttle-Crew im Falle eines Notfalls an Bord der ISS verhalten soll. Kurz darauf begann auch schon der Transfer von Gütern vom Space Shuttle zur Internationalen Raumstation. Neben dem Transfer von Gütern wurde auch mithilfe des Roboterarmes der ISS das Orbiter Boom Sensor System vorbereitet, um am heutigen Tage mit dem Roboterarm des Shuttles detaillierte Untersuchungen am Hitzeschild durchzuführen, die das Mission Management Teams für wichtig erachtet.
In der täglichen Pressekonferenz des Mission Management Teams wurden wieder neue Erkenntnisse über die Ereignisse während des Starts veröffentlicht. Nach detaillierten Analysen des externen Tanks kam man zu dem Schluss, dass sich neben dem großen Stück Isolierschaum auch zwei kleinere Stücke von den PAL-Rampen gelöst haben, wovon eines der kleineren Stücke unter Umständen die Unterseite des rechten Flügels getroffen haben könnte. Allerdings war die Energie, mit der das Stück eventuell auf den Flügel prallte, dank der Höhe und des damit verbundenen niedrigen Luftdruckes um ein Zehntel geringer als nötig gewesen wäre, um den Flügel zu beschädigen.
Bei den Schäden an den Hitzeschutzkacheln ist man mittlerweile ziemlich sicher, das die gefundenen Schäden keinerlei Risiko für den Orbiter beim Wiedereintritt darstellen. Um aber hundertprozentig sicher gehen zu können wird am heutigen Tag das Orbiter Boom Sensor System genutzt, um sich die Schadstellen sehr detailliert anzuschauen.
Das Space Shuttle Discovery befindet sich derzeit angedockt an der Internationalen Raumstation in einer Höhe von ca. 350 Kilometern.
Status Report Nr. 4 vom 30. Juli 2005 (4. Flugtag)
Die Crew von Discovery wurde um 5:39 Uhr von der Bodenstation mit dem Lied „Vertigo“ von U2 geweckt. Shannon Lucid, die zu dieser Zeit die Rolle des Capcom inne hatte, gratulierte Space Shuttle-Pilot Jim Kelly dazu, dass er vor kurzen zum Oberst in der amerikanischen Luftwaffe befördert wurde.
Es war ein langer und stressiger Tag für die Crew. Neben dem Transfer von Wasser und anderen Gütern vom Space Shuttle zur Internationalen Raumstation haben Jim Kelly und Missionsspezialistin Wendy Lawrence mithilfe des Robertarmes der Raumstation das Multi Purpose Logistics Module (MPLM) aus der Ladebucht des Space Shuttles herausgenommen und es an das Unity Module angekoppelt. Um 17:00 Uhr wurden dann die Luken zum MPLM geöffnet, und kurz danach begann der Transfer von den insgesamt 15 Tonnen Versorgungsgütern zur Station.
Kommandantin Eileen Collins und Missionsspezialist Andy Thomas nutzten eine kurze Ruhepause, um mit Reportern am Boden zu sprechen. Auf die Frage was sie über den Verlust von Isolierschaum während des Starts denkt sagte sie, dass es ein Problem ist, was auf jeden Fall gelöst werden müsste, bevor man erneut ein Shuttle startet, wies aber auch gleichzeitig darauf hin, dass das Space Shuttle Discovery sich in exzellentem Zustand befinden würde. Sie sagte: „Ich habe viel mehr Probleme mit der Ausrüstung erwartet, weil es schon so lange her ist, dass Discovery das letzte Mal ins All gestartet ist. Aber es lief bisher alle Bestens und darum bin ich sehr zuversichtlich.“
Daneben untersuchten Pilot Jim Kelly und Missionsspezialist Charlie Carnada mithilfe des Shuttle-Roboterarms und des Orbiter Boom Sensor Systems verschiedene Stellen auf der Unterseite von Discovery, wo man beschädigte Hitzeschutzkacheln vermutet. Die Auswertung der Daten dauert noch an, aber bisher wurden nur kleinere Schäden gefunden, die kein Risiko für das Space Shuttle darstellen.
Die beiden Missionsspezialisten Soichi Noguchi und Steve Robinson bereiteten ihre beiden Raumanzüge für den Weltraumspaziergang vor, der heute um ca. 11:44 Uhr beginnen soll. Außerdem stellten sie sicher, dass ihr SAFER-System einwandfrei funktioniert. SAFER steht für „Simplified Aid for EVA Rescue“. Das System dient dazu, dass Astronauten, die den Kontakt zur Raumstation verloren haben und ins All abdriften, aus eigener Kraft wieder zurückkehren können.
Vor der Schlafenszeit für die Astronauten der Discovery wurden die Luken zwischen der Raumstation und dem Shuttle geschlossen und der Luftdruck schrittweise auf 703 Millibar abgesenkt, damit sich die beiden Astronauten, die den Weltraumspaziergang durchführen, an den geringen Luftdruck, der in den Raumanzügen herrscht, gewöhnen können und damit der gefährlichen Taucherkrankheit, bei der sich lebensbedrohliche Stickstoffblasen im Blut bilden, entgehen.
Im gestrigen Mission Management Team (MMT) Briefing erklärte man, dass der Schaden an der Hitzeschutzkachel am Bugfahrwerk oberflächlich ist und die thermische Schutzschicht unter der Kachel nicht beschädigt sei. Man warte zwar mit der Entscheidung, Discovery für den Wiedereintritt freizugeben, bis Samstag oder Sonntag, wenn die Bild- und Datenanalyse des Hitzeschildes beendet wurde, aber man sei schon jetzt sehr zuversichtlich, dass es zu keinen Problemen während des Wiedereintrittes kommen wird. Neben den Hitzeschutzkacheln interessiert man sich derzeit im MMT für einige herausstehende so genannte „Lückenfüller“. Dieses Material wird benutzt, um zu große Abstände zwischen den einzelnen Hitzeschutzkacheln und damit Lücken im Hitzeschild zu vermeiden. Obwohl diese Lückenfüller keine direkte Gefahr für den Orbiter darstellen, untersuchen die Techniker der NASA den Einfluss, den ein solch hervorstehendes Material auf seine Umgebung während des Wiedereintrittes ausübt.
Das Space Shuttle Discovery befindet sich derzeit angedockt mit der Internationalen Raumstation in einer Höhe von ca. 354 Kilometern.
Status Report Nr. 5 vom 31. Juli 2005 (5. Flugtag)
Die Bodenstation in Houston weckte die Crew gestern um 5:43 Uhr mit dem Lied „Sanpo“ des Chors der japanischen Schule in Houston, in dem auch die Kinder von Soichi Noguchi singen.
Der ganze Tag stand im Zeichen des 6 Stunden, 15 minütigen Weltraumspaziergangs von den beiden Missionsspezialisten Soichi Noguchi und Steve Robinson. Im ersten Teil ihrer Arbeiten demonstrierten beide Astronauten in der Ladebucht des Space Shuttles zwei Reparaturmöglichkeiten an einem Muster einer Hitzeschutzkachel und an einem Muster eines verstärktem Karbonteils, welche an den Flügeln der Space Shuttles eingesetzt werden. Beide Muster wurden vor der Mission bewusst beschädigt und die nun reparierten Teile werden sobald sie wieder am Boden sind Wiedereintrittsbedingungen ausgesetzt, um die Effektivität der Reparatur beurteilen zu können. Die Hitzeschutzkacheln wurden mit einem so genannten „Emittance Wash Applikator“ repariert. Dies ist eine sehr klebrige Paste, die in kleine Risse oder Löcher eingebracht wird. Positiv überraschte, dass die Paste im All nicht so große Blasen bildete wie in den Experimenten am Boden. Das verstärkte Karbonteil wurde mit einer Art Hightech-Dichtungsmittel namens „NOAX“ repariert.
Nach der Demonstration der Reparatur an den Hitzeschildmustern in der Ladebucht von Discovery widmeten sich die Astronauten der Internationalen Raumstation. Sie installierten Kabel und eine Basis für eine Plattform, auf der Materialien während eines Ausstiegs verstaut werden können. Außerdem konfigurierten sie die Stromversorgung für eines der vier Schwungräder auf der Raumstation um, da dieses aufgrund eines defekten Schaltkreises seit einiger Zeit außer Betrieb war. Des Weiteren ersetzten sie eine defekte GPS-Antenne. Aufgrund ihrer schnellen Arbeitsweise konnten die beiden Astronauten noch einige zusätzliche Arbeiten erledigen. So wurden zwei Experimente, die außen an der Internationalen Raumstation angebracht waren, zurückgebracht und Soichi Noguchi nutzte die Gelegenheit, um einige Fotos von einer beschädigten Abdeckung an der Crewkabine zu machen. Diese beschädigte Abdeckung stellt zwar keinerlei Gefahr für den Orbiter da, aber die Ingenieure nahmen die Gelegenheit dankend an, hier einen detaillierten Blick auf die Beschädigung werfen zu können.
Das Mission Management Team gab in seiner täglichen Pressekonferenz bekannt, dass die Mission von Discovery um einen Tag verlängert wurde. Wayne Hale, der stellvertretende Shuttle Programm Manager und Vorsitzender des Mission Management Teams erklärte, das man nun genügend Vorräte und Treibstoff habe, um diesen extra Tag durchzuführen. Außerdem erklärte er, dass die NASA-Techniker ihre Analyse der beschädigten Hitzeschutzkacheln abgeschlossen haben und alle Kacheln für den Wiedereintritt freigegeben haben. Allerdings gaben die Techniker noch nicht ihr o.k. für den kompletten Orbiter, da man immer noch mit den Analysen der hervorstehenden Lückenfüller beschäftigt sei und man noch einige RCC-Paneele am Flügel von Discovery untersuchen möchte, da noch nicht ausreichende Daten vom Orbiter Boom Sensor System vorliegen würde. Wayne Hale bemerkte noch, dass man derzeit 90 Prozent der Analysen abgeschlossen haben und man die endgültige Entscheidung, Discovery für den Wiedereintritt freizugeben, am Montag erwarten kann.
Das Space Shuttle Discovery befindet sich derzeit angedockt an der Internationalen Raumstation in einer Höhe von ca. 355 Kilometern.
Status Report Nr. 6 vom 1. August 2005 (6. Flugtag)
Die Crew des Space Shuttles Discovery wurde gestern um 6:11 Uhr mit dem Song „I’m Goin‘ Up“ von Claire Lynch geweckt. Das Lied wurde Missionsspezialistin Wendy Lawrence gewidmet.
Es war ein relativ ruhiger Tag an Bord von Discovery. Es wurden hauptsächlich Versorgungsgüter vom Multi Purpose Logistics Module (MPLM) zur Internationalen Raumstation transportiert. Im Labor Destiny in der Raumstation wurde die neue Human Research Facility 2 (HRF-2) installiert. ISS-Kommandant Sergei Krikalev und Flugingenieur John Phillips werden diese Forschungseinheit in den kommenden Wochen in Betrieb nehmen. Neben dem Transfer von Gütern aus dem MPLM wurden auch mehrere Container mit Wasser vom Shuttle zur Raumstation transferiert. Damit wurden bisher 17 dieser Container, die jeweils ca. 43 Liter Wasser fassen können, auf die Raumstation gebracht und haben damit die verfügbare Menge von Wasser an Bord der ISS deutlich erhöht.
Am Abend funkte Wendy Lawrence, die für die Protokollierung und Überwachung des Transfers verantwortlich ist, das ihre Transportdrohnen – wie sie ihre Kollegen scherzhaft bezeichnet – gute Arbeit geleistet haben und das MPLM nun leer sei und man nun damit beginnen könne, angestauten Müll und nicht mehr benötigte Gegenstände in das MPLM einzuladen.
Außerdem bereiteten Soichi Noguchi und Steve Robinson sich auf den heutigen zweiten Ausstieg vor.
Zwischenzeitlich nutzen verschiedene Crewmitglieder die Zeit um Interviews mit diversen Fernsehsendern durchzuführen. In der ersten Serie von Interviews beantworteten Kommandantin Eileen Collins, Andy Thomas und Charlie Carnarda Fragen von den Fernsehsendern ABC, FOX und NBC. In der zweiten Serie stellten sich ISS-Besatzungsmitglied John Phillips, Steve Robinson, Soichi Noguchi und Eileen Collins den Fragen von CBS, CNN und des Discovery Channels.
Während des täglichen Mission Management Team Briefings gab es auch nicht viel zu berichten. Die Analyse der Paneele der Flügelkante sei abgeschlossen und man werde heute entscheiden, ob diese sicher für den Wiedereintritt sind. Die Analyse der hervorstehenden Lückenfüller dauert hingegen noch an. Derzeit plane man zwar noch nicht, diese Lückenfüller von einem Astronauten während einer EVA zu beseitigen, aber sollte es zu so einer Entscheidung kommen wird diese Reparatur während des dritten und letzten Ausstiegs durchgeführt werden. Die Crew sei für solch eine Reparatur trainiert und man habe auch die notwendigen Werkzeuge an Bord um die hervorstehenden Lückenfüller abzuschneiden, wenn es notwendig werden sollte.
Das Space Shuttle Discovery befindet sich derzeit angedockt an der Internationalen Raumstation in einer Höhe von ca. 352 Kilometern.
Status Report Nr. 7 vom 2. August 2005 (7. Flugtag)
Die Astronauten an Bord der Discovery wurden gestern Morgen um 5:09 Uhr mit dem Lied „Walk of Life“ von den Dire Straits geweckt. Das Lied wurde Astronaut Steve Robinson gewidmet.
Während ihres 7 Stunden, 14 minütigen Ausstiegs ersetzten Steve Robinson und Soichi Noguchi – unterstützt von Andy Thomas, der innerhalb der Discovery den Weltraumspaziergang überwachte, sowie John Kelly und Wendy Lawrence, die den Roboterarm der Raumstation bedienten – ein defektes Gyroskop, das so genannte Control Moment Gyro (CMG) Nummer 1 im Z1-Ausleger der Raumstation. Das alte Gyroskop versagte seinen Dienst vor drei Jahren und konnte seitdem nicht mehr benutzt werden. Die Raumstation benutzt die Gyroskope zur Lageregelung, um so auf Düsen, die Treibstoff verbrauchen würden, verzichten zu können. Mit dem neuen Gyroskop hat die Raumstation nach langer Zeit wieder vier funktionierende Gyroskope, wobei derzeit nur zwei zur vollständigen Lageregelung der Station gebraucht werden. Bereits am Samstag hatten die beiden Astronauten Stromkabel zum CMG Nummer 2 neu verlegt um dieses wieder zum Leben zu erwecken. CMG-2 arbeitet seitdem einwandfrei.
Innerhalb der Station kümmerte sich die ISS-Besatzung bestehend aus dem Kommandanten Sergei Krikalev und Flugingenieur John Phillips unterstützt von Eileen Collins und Charlie Camarda um den weiteren Transfer von Versorgungsgütern. Discovery-Kommandantin Eileen Collins konzentrierte sich besonders auf Sammeln von Wasser, welches als Abfallprodukt der Brennstoffzellen an Bord der Discovery anfällt. Bei Missionen, die nicht zur Internationalen Raumstation gehen, würde dieses überschüssige Wasser ins All abgelassen.
Bei der täglichen Pressekonferenz des Mission Management Briefings erklärte Wayne Hale, stellvertretender Shuttle Programm Manager und Vorsitzender des Mission Management Teams, das man nach über drei Tagen Analyse der hervorstehenden Lückenfüller zu dem Schluss gekommen ist, dass man auf Nummer Sicher gehen wird und die Astronauten bitten wird während ihres dritten und letzten Weltraumausstieges diese Lückenfüller entfernen zu lassen. Man kam zu diesem Schluss, da die Experten nicht genau sagen konnten welchen Einfluss diese Lückenfüller während des Wiedereintritts haben werden. Man habe einfach nicht die technischen Möglichkeiten hier am Boden die Effekte bei solch einer Höhe und Geschwindigkeit, die beim Wiedereintritt auftreten, nachzubilden. Das EVA-Planungsteam der Nasa wird am heutigen Tage die Crew über die neuen Aufgaben informieren und zusammen mit ihnen die zusätzliche Arbeit in den letzten Weltraumspaziergang einarbeiten.
Das Shuttle befindet sich derzeit angedockt an der Internationalen Raumstation in einer Höhe von ca. 355 Kilometern.
Status Report Nr. 8 vom 3. August 2005 (8. Flugtag)
Gestern um 5:09 Uhr weckte die Bodenstation in Houston die Astronauten an Bord des Space Shuttles Discovery mit dem Lied „Big Rock Candy Mountain“ von Harry McClintock. Das Lied wurde Missionsspezialist Andy Thomas gewidmet.
Der Tag war bestimmt von Transferoperationen und Vorbereitungen auf den heutigen Weltraumspaziergang von Soichi Noguchi und Steve Robinson. Pilot Jim Kelly und Missionsspezialistin Wendy Lawrence benutzten den Roboterarm der Raumstation dazu, um die External Stowage Platform-2 (ESP-2) – die dazu benutzt wird um Werkzeuge für zukünftige Weltraumausstiege dort zu verstauen – aus der Ladebucht herauszunehmen und diese an die Position zu fahren, an der sie beim heutigen Ausstieg montiert wird. Das Vorbereiten der Plattform auf diesem Wege soll dazu dienen, dass die Astronauten heute wertvolle Zeit einsparen, um sich voll und ganz auf die Entfernung der hervorstehenden Lückenfüller zu konzentrieren.
Sowohl die Besatzung der Internationalen Raumstation, als auch die Shuttle-Crew nutzten außerdem die Zeit um Interviews mit den verschiedensten Medienvertretern zu führen. Während der gemeinschaftlichen Pressekonferenz von ISS- und Shuttle-Crew betonte Steve Robinson, welcher Morgen die Entfernung der Lückenfüller durchführen wird, das seine Arbeit recht simpel sei aber sehr viel Konzentration erfordere, um nicht weitere Schäden am Hitzeschild herbeizuführen. Steve Robinson wird zuerst versuchen die hervorstehenden Lückenfüller komplett herauszuziehen. Sollte dies nicht gelingen, wird er mit einer an Bord gebauten Säge die hervorstehenden Teile abschneiden. Später am Nachmittag nutze der amerikanische Präsident George W. Bush die Gelegenheit, um mit der Crew von Discovery und der ISS-Besatzung zu reden. Der Präsident richtete Grüße an die Crew aus und sagte: „Ich mochte ihnen dafür danken, dass sie all diese Risiken auf sich nehmen für die Erforschung. Wir freuen uns auf den erfolgreichen Abschluss der Mission.“ Bevor er das Gespräch beendete, fügte er noch an: „Wir sind bei euch und wir wünschen euch alles Gute.“
Im täglichen Briefing des Mission Management Teams führte Wayne Hale aus, dass neben den Hitzeschutzkacheln nun auch die Paneele der Flügelkante, die so genannten RCC-Paneele, für den Wiedereintritt freigegeben wurden. Man wirft neben den Lückenfüllern auch noch einmal einen genauen Blick auf die beschädigte Abdeckung unterhalb des Fensters auf der Kommandantenseite um sicherzustellen das kein Schaden am hinteren Orbiter verursacht wird, wenn diese sich beim Wiedereintritt lösen sollte. Falls die Analysen allerdings ergeben sollten, dass sich doch eine Gefahr ergeben könnte, hält man sich die Option offen, diese Abdeckung in einer weiteren EVA zu entfernen.
Das Space Shuttle befindet sich derzeit angedockt an der Internationalen Raumstation in einer Höhe von ca. 370 Kilometern.
Status Report Nr. 9 vom 4. August 2005 (9. Flugtag)
Die Crew wurde gestern Morgen um 5:09 Uhr mit dem Titelsong der Serie „Star Trek: Enterprise“, „Where My Heart Will Take Me“, geweckt. Das Lied wurde der gesamten Crew gewidmet und war eine Überraschung vom stellvertretenden Shuttle Programm Manager Wayne Hale.
Es war ein historischer Tag für das Shuttle-Programm. Zum ersten mal in der Geschichte des Programms arbeitete ein Astronaut direkt an der Unterseite des Orbiters, um am Hitzeschild Korrekturen vorzunehmen. Der dritte und letzte Ausstieg der beiden Astronauten Steve Robinson und Soichi Noguchi startete gestern um 10:48 Uhr. Als erstes montierten die beiden die External Stowage Platform-2 (ESP-2), welche vorgestern schon mithilfe des Roboterarmes der Station in die Nähe ihrer endgültigen Position gefahren wurde, um wertvolle Zeit zu sparen. Soichi Noguchi installierte zudem noch eine weitere Version des Missy-Experimentes am P6-Ausleger. Missy ist ein Experiment, bei dem verschiedenste Materialien den harschen Bedingungen des Alls ausgesetzt werden und ihre Reaktion auf diese Umgebung beobachtet wird.
Nachdem die beiden Komponenten sicher montiert wurden, widmete sich Steve Robinson dem eigentlichen Highlight des Weltraumausstieges. Robinson positionierte sich auf einer kleinen Plattform am Ende des Roboterarmes der Station und wurde von Discovery-Pilot Jim Kelly, der den Arm bediente, in einem großen Bogen zur Unterseite des Space Shuttles transportiert. In kleinen vorsichtigen Schritten näherte sich Robinson den hervorstehenden Lückenfüllern und zur Erleichterung aller war es ihm möglich, diese ohne große Mühe herauszuziehen. Robinson hatte für den Fall der Fälle sowohl eine Zange als auch eine an Bord gebastelte Säge dabei, um notfalls die hervorstehenden Teile abzusägen. Beides war jedoch nicht nötig und Robinson erwähnte noch, während er zurückgefahren wurde, dass die beiden Teile leichter zu entfernen waren, als er es erwartet hatte.
Während des Ausstieges nutze man das Orbiter Boom Sensor System (OBSS), um Aufnahmen von den absichtlich beschädigten Testmustern in der Ladebucht von Discovery zu machen. Diese Aufnahmen sind Teil der Analysen die durchgeführt werden, um die Effektivität der Reparaturen zu verifizieren. Außerdem wurde das OBSS genutzt, um weitere detaillierte Aufnahmen der beschädigten Abdeckung unterhalb des Fensters von Discovery-Kommandantin Eileen Collins zu machen. Die Ingenieure am Boden haben diese Aufnahmen angefordert, damit sie definitiv sagen können, ob sich diese Abdeckung beim Wiedereintritt ablösen und den Orbiter im hinteren Teil beschädigen könnte.
Später in der Pressekonferenz des Mission Management Team erklärte Wayne Hale, dass man eine Kopie dieser Abdeckung zum Ames Research Center geflogen hat, wo diese Abdeckung im Windkanal getestet wird. Man versucht mit diesem Schritt endgültig klären zu können, was beim Wiedereintritt passieren wird. Das EVA-Planungsteam hat begonnen erste Entwürfe für einen möglichen vierten Ausstieg anzulegen, falls die Ingenieure zu dem Schluss kommen sollten, dass man diese Abdeckung vor dem Wiedereintritt entfernen muss. Die Abdeckung ist das einzige Problem, mit dem sich derzeit das Mission Management Team beschäftigen muss.
Das Space Shuttle befindet sich derzeit angedockt an der Internationalen Raumstation in einer Höhe von ca. 371 Kilometern.
Status Report Nr. 10 vom 5. August 2005 (10. Flugtag)
Die Astronauten an Bord des Space Shuttles Discovery wurden gestern um 5:09 Uhr mit dem von George Strait gespielten Countrysong „Amarillo by Morning“ geweckt.
Nach dem anstrengenden Tag vorgestern, hatten sowohl die Besatzung der Internationalen Raumstation als auch die Besatzung der Discovery einen eher ruhigen Arbeitstag. Die Crew von Discovery trug den ganzen Tag rote Shirts mit dem Missionslogo der verunglückten STS-107-Crew. In diesen Shirts standen Discovery-Kommandantin Eileen Collins, Steve Robinson und Charlie Camarda den verschiedensten Medienvertretern Frage und Antwort. Später am Tag nahmen Eileen Collins und Soichi Noguchi noch einen Anruf des japanischen Premierministers Junichiro Koizumi und seinem Minister für Bildung, Kultur, Sport und Wissenschaft, Nariaki Nakayama, entgegen.
Neben den Interviews führten Discovery-Pilot Jim Kelly und Missionsspezialistin Wendy Lawrence noch den zweiten Teil der Reparaturdemonstration durch. Sie zeigten, wie man ein beschädigtes RCC-Paneel mithilfe einer Art Stopfen reparieren kann.
Am Nachmittag fanden sich beide Crews dann zusammen, um den Astronauten der Columbia und anderen Astronauten und Kosmonauten zu gedenken, die ihr Leben bei der Erforschung des Weltalls gelassen hatten. ISS-Besatzungsmitglied John Phillips leitete die Zeremonie ein mit den Worten: „Der Crew der Columbia, als auch an den Crews von Challanger, Apollo 1, Sojus 1, Sojus 11 und all jenen, die so viel gegeben haben, möchten wir nun unseren endlosen Dank anbieten.“ Danach las jedes Besatzungsmitglied einen kleinen Text vor. Soichi Noguchi trug seinen Text in Japanisch und Sergei Krikalev in Russisch vor. Nach einem gemeinsamen Abendessen genoss die Discovery-Crew ein wenig Freizeit, während John Phillips und Sergei Krikalev einige Werkzeuge für das Abdocken des Multi Purpose Logistics Module (MPLM) vorbereiteten.
In der Pressekonferenz des Mission Management Teams wurde das Space Shuttle Discovery nun formal für den Wiedereintritt am Montag freigegeben. Windkanaltests am Ames Research Center und Computeranalysen der beschädigten Abdeckung unterhalb des Kommandanten-Fensters zeigten nur ein sehr kleines Risiko, dass sich die Abdeckung als Ganzes lösen würde und so eine Gefahr für den hinteren Teil des Orbiters darstellen würde. Man rechne zwar damit, das sich kleinere Teile dieser Abdeckung lösen werden, aber diese haben nicht die Masse um den Orbiter beschädigen zu können.
Das Space Shuttle Discovery befindet sich derzeit angedockt an der Internationalen Raumstation in einer Höhe von ca. 359 Kilometern. Das Ablegemanöver von der Internationalen Raumstation ist für Samstag um 9:22 Uhr angesetzt.
Status Report Nr. 11 vom 6. August 2005 (11. Flugtag)
Die Bodenstation in Houston weckte die Crew von Discovery um 4:15 Uhr mit dem Lied „Anchors Aweigh“. Das Lied wurde für Wendy Lawrence auf Wunsch von Discovery-Kommandantin Eileen Collins gespielt.
Es war der letzte gemeinsame Tag von beiden Crews. Es wurden letzte Versorgungsgüter zwischen der Internationalen Raumstation und dem Space Shuttle transferiert. Discovery-Pilot Jim Kelly und Wendy Lawrence benutzten den Roboterarm der Raumstation, um das Multi Purpose Logistics Module (MPLM) von der Raumstation zurück in die Ladebucht der Discovery zu manövrieren. Außerdem verstauten die beiden mit dem Roboterarm des Shuttles das Orbiter Boom Sensor System an der Seite der Ladebucht.
Steve Robinson und Soichi Noguchi, unterstützt von Andy Thomas, bereiteten zwei Raumanzüge vor, die auf der Internationalen Raumstation verbleiben. Sie werden die zwei defekten Raumanzüge der Station, bei denen ein Schaden im Kühlsystem aufgetreten ist, wieder zurück zur Erde mitnehmen. Eileen Collins nahm gegen Ende des Arbeitstages noch Grüße von Senatorin Kay Hutchison und dem Abgeordneten Tom DeLay entgegen, die ihnen alles Gute für die Landung wünschten.
Während des täglichen Mission Status Briefings zog STS-114 Lead Flight Director Paul Hill eine positive Bilanz der bisherigen Mission der Discovery. Man habe viel aus diesem Testflug gelernt und er hob noch einmal die vielen Neuerungen dieses Fluges, wie z.b. das Orbiter Boom Sensor System, mit dem man die Unterseite des Orbiters zum ersten mal komplett untersuchen konnte, hervor. Es gab keine Pressekonferenz des Mission Management Teams, da sich das komplette Team auf die Rückkehr der Discovery vorbereitet.
Das Space Shuttle Discovery befindet sich angedockt an die Internationale Raumstation in einer Höhe von ca. 352 Kilometern. Die Discovery soll von der Raumstation um ca. 9:24 Uhr ablegen.
Status Report Nr. 12 vom 7. August 2005 (12. Flugtag)
Die Crew an Bord des Space Shuttle Discovery wurde gestern um 4:09 Uhr mit dem Song „The Air Force Song“ geweckt. Der Song wurde Pilot Jim Kelly auf Wunsch von Kommandantin Eileen Collins gewidmet.
Nach mehr als einer Woche gemeinsamer Arbeit, um die Internationale Raumstation wieder auf Vordermann zu bringen, verabschiedeten sich beide Crews in einer kleinen Abschiedszeremonie, und die Luken zwischen den beiden Raumschiffen wurden um 6:14 Uhr geschlossen. Drei Stunden später um 9:24 Uhr trennte sich dann Discovery endgültig von der Internationalen Raumstation. Als das Space Shuttle ca. 120 Meter von der Raumstation entfernt war initiierte Discovery-Pilot Jim Kelly das so genannte „Fly-around“-Manöver, bei dem das Space Shuttle einen vollen Kreis um die Raumstation beschreibt. Das Manöver wird genutzt, um eine möglichst lückenlose Dokumentation des Zustandes der Raumstation zu erreichen. Nach dem Fly-around zündete Jim Kelly die Steuerdüsen des Space Shuttle für das erste von zwei Trennungsmanövern, um das Shuttle endgültig auf seinen Weg nach Hause zu bringen. Später am Tag bekam die Crew für den Rest des Tages frei, um sich für die anstrengenden Aufgaben, die sie während der Landevorbereitungen erwarten, vorzubereiten.
Während der kombinierten Mission Status- und Mission Management Team-Pressekonferenz wurden die ersten Pläne für die Landung der Discovery veröffentlicht. Man werde sich am Montag ausschließlich auf eine Landung in Florida konzentrieren und die Möglichkeit in Kalifornien zu landen nicht nutzen.
Das Space Shuttle Discovery befindet sich derzeit in einer Höhe von ca. 352 Kilometern. Die erste Landemöglichkeit am Montag sieht die Zündung der Triebwerke zum Verlassen des Orbits um 9:43 Uhr vor; die Landung würde dann um 10:46 Uhr erfolgen. Die zweite Möglichkeit zur Einleitung des Landemanövers am Montag ergibt sich um 11:19 Uhr mit einer Landung um 12:21 Uhr.
Status Report Nr. 13 vom 8. August 2005 (13. Flugtag)
Die Astronauten der Discovery wurden gestern um 2:49 Uhr mit dem Lied „The One and Only Flower in the World“ von der japanischen Gruppe SMAP geweckt. Das Lied wurde Missionsspezialist Soichi Noguchi gewidmet.
Die Crew um Kommandantin Eileen Collins konzentrierte sich voll darauf Discovery fertig für den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre zu machen. Eileen Collins, Pilot Jim Kelly und Missionsspezialist Steve Robinson, der die Aufgabe des Flugingenieurs erfüllen wird, testeten das Flight Control System des Orbiters. Eine Stunde später zündeten sie alle Düsen des Reaction Control Systems, das während der ersten Phase des Wiedereintritts die Lageregelung des Space Shuttles übernimmt. Währenddessen kümmerten sich Soichi Noguchi, Andy Thomas und Wendy Lawrence um das verstauen von nicht mehr benötigten Gegenständen. Sie bauten die Notebooks ab und verstauten sie im Mitteldeck der Discovery. Gegen Ende des Tages fuhren sie auch die nicht mehr benötigte Ku-Band Antenne ein, die eine Breitbandverbindung zur Erde zur Verfügung stellt. Zwischenzeitlich nutzen die Astronauten auch die Gelegenheit um mit verschiedenen Fernsehstation zu reden. Die Crew lies die Mission Revue passieren und zog eine positive Bilanz. Man habe viele Dinge zum ersten Mal in der Geschichte des Shuttleprogramms gemacht, wie z.b. das Untersuchen der Außenhaut der Fähre, sowie eine kleine Reparatur an der Unterseite des Orbiters und konnte die Internationale Raumstation erfolgreich mit dringend benötigten Gütern versorgen.
Das Wetter am Kennedy Space Center sieht viel versprechend für eine Landung am frühen Montagmorgen aus. Der derzeitige Wetterbericht sagt nur geringe Bewölkung voraus und leichten Wind für eine Landung auf Landebahn 15 des Kennedy Space Centers. Die Landung wird eine Nachtlandung sein, was viele Shuttle Kommandanten begrüßen, da sie durch die Dunkelheit nicht durch äußere Einflüsse gestört werden und sich voll und ganz auf die hell erleuchtete Landebahn konzentrieren können.
Das Space Shuttle Discovery befindet sich derzeit in einer Höhe von ca. 357 Kilometern. Die erste Landemöglichkeit am Montag sieht die Zündung der Triebwerke, um den Orbit zu verlassen, um 9:43 vor. Die Landung erfolgt dann um 10:46 Uhr. Die zweite Möglichkeit am Montag ergibt sch um 11:19 Uhr, mit einer Landung um 12:21 Uhr. Eine Landung an der Edwards Air Force Base in Kalifornien wird am Montag nicht erfolgen.
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