Sternhaufen und Dunkelwolken im Sternbild Schütze

Eine heute von der Europäischen Südsternwarte veröffentlichte Aufnahme zeigt den im Sternbild Schütze gelegenen offenen Sternhaufen NGC 6520 und die benachbarte Dunkelwolke Barnard 86.

Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: ESO.

ESO
Diese Aufnahme zeigt den hellen Sternhaufen NGC 6520 und seine kosmische Nachbarin, die Dunkelwolke Barnard 86. Wir sehen dieses kosmische Paar vor einem Hintergrund aus Millionen leuchtender Sterne im hellsten Bereich der Milchstraße. Tatsächlich sind die Sterne der Milchstraße in dieser Himmelsregion so dicht gedrängt, dass kaum noch „dunkler Himmel“ zwischen ihnen zu erkennen ist.
(Bild: ESO)

Eine heute von der Europäischen Südsternwarte (ESO) veröffentlichte Aufnahme zeigt den im Sternbild Sagittarius (zu deutsch der „Schütze“) gelegenen Sternhaufen NGC 6520 und die direkt daneben befindliche Dunkelwolke Barnard 86. Der dabei abgebildete Bereich des Sternbildes Sagittarius beherbergt eines der am dichtesten bevölkerten Sternfelder am gesamten Himmel – die Sagittarius-Sternwolke. Durch die Vielzahl der dort befindlichen hellen Sterne entsteht ein drastischer optischer Kontrast zu der Dunkelwolke Barnard 86, welche im Zentrum des nebenstehenden Bildes zu erkennen ist.

Bei der Dunkelwolke Barnard 86 handelt es sich um eine sogenannte Bok-Globule – eine interstellare Molekülwolke aus Gas und Staub, in deren Zentrum sich eventuell gerade neu entstehende Sterne bilden (ob allerdings gegenwärtig auch im Inneren von Barnard 86 eine Sternentstehung erfolgt, ist derzeit nicht bekannt). Da die in der Wolke konzentrierten großen Mengen an Staub das Licht der dahinter befindlichen Sterne streuen und absorbieren, sind solche Globulen im Spektralbereich des sichtbaren Lichts fast vollkommen undurchsichtig.

Die wenigen Sterne, welche sich auf dem Bild scheinbar mitten in Barnard 86 befinden, sind in Wahrheit noch vor der Dunkelwolke positioniert und befinden sich somit zwischen unserem Sonnensystem und der abgebildeten Himmelsregion.

Der Entdecker dieser speziellen Dunkelwolke, der US-amerikanische Astronom Edward Emerson Barnard beschrieb diese als einen „Tropfen Tinte auf hellem Sternhintergrund“. Als ein außergewöhnlich begabter visueller Beobachter und Astrofotograf war Barnard der erste Astronom, welcher im Rahmen astrofotografischer Untersuchungen Langzeitbelichtungen zur Analyse von Dunkelwolken anfertigte.

ESO, IAU, Sky & Telescope
Die Position des im Sternbild Schütze gelegenen offenen Sternhaufens NGC 6520 und der benachbarten Dunkelwolke Barnard 86 ist in dieser Karte durch einen roten Kreis markiert.
(Bild: ESO, IAU, Sky & Telescope)

Durch ein kleines Teleskop wird bei der Beobachtung der Eindruck erweckt, als ob in der Region von Barnard 86 ein Mangel an Sternen herrscht oder als ob wir auf eine fernere und leerere Himmelsregionen blicken. In Wahrheit befindet sich die Dunkelwolke Barnard 86 aber von der Erde aus betrachtet noch vor dem Sternfeld der Sagittarius-Sternwolke. Die feinen Staubkörner, aus denen sich die kalte und kompakte Dunkelwolke zusammensetzt, „verschlucken“ das Licht der dahinter befindlichen Sterne und machen die Wolke somit undurchsichtig. Vermutlich blicken wir hier auf die Überreste der Molekülwolke, aus deren Kollaps der nahegelegene Sternhaufen NGC 6520 hervorgegangen ist, welchen wir in dem Bild etwas links von Barnard 86 sehen können.

Der offene Sternhaufen NGC 6520 enthält eine Vielzahl relativ heißer Sterne, welche den Astronomen durch ein blau-weißes Leuchten ihr – in kosmischen Maßstäben betrachtet – geringes Alter verraten. Üblicherweise bestehen derartige offene Sternhaufen aus einigen tausend Sternen, welche sich zur selben Zeit in der gleichen Molekülwolke gebildet haben und daher gleich alt sind. Solche Haufen existieren jedoch meistens nur über eine vergleichsweise kurzen Zeitraum von einigen hundert Millionen Jahren. Danach driften die ursprünglich in solchen Sternhaufen konzentrierten Sterne langsam auseinander.

Die unglaublich große Anzahl an Sternen in diesem Himmelsareal erschwert eine detailliertere Untersuchung dieses Sternhaufens. Die Astronomen gehen jedoch davon aus, dass NGC 6520 über ein Alter von etwa 150 Millionen Jahren verfügt und sich ebenso wie seine dunkle und staubige Nachbarin etwa 6.000 Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt befindet.

Die hier kurz vorgestellte Aufnahme wurde mit dem Wide Field Imager am MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskop am La Silla-Observatorium der ESO in Chile aufgenommen.

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