Die Sommersternbilder ziehen sich in die westliche Himmelshälfte zurück und die Herbststernbilder zeigen sich am östlichen Nachthimmel. Der September ist der neunte Monat des Jahres im gregorianischen Kalender und hat 30 Tage. Früher hieß der Monat September auch Herbstmond oder Scheiding, da mit ihm der Herbst beginnt.
Ein Beitrag von Hans J. Kemm. Quelle: eigenes Archiv.
Zu Beginn der Septembernächte stehen die Sommersternbilder noch hoch am Himmel. Doch der mächtige Pegasus und in seinem Gefolge Kassiopeia nehmen dann wieder eine zentrale Position am Himmel ein. Auch das Sommerdreieck mit den Sternbildern Leier mit dem Hauptstern Wega, Adler mit Atair und Schwan mit Deneb zeigen sich noch vordergründig, doch wenn die Septembernacht da ist, dann verabschieden sie sich im Westen, wo sie noch bis in den Winter hinein am frühen Abend zu sehen sind.
In klaren Septembernächten ist immer das helle Band der Milchstraße sehr gut zu sehen. Es zieht sich von Südwesten über den Zenit nach Nordosten, vom Schützen durch den Schlangenträger, vorbei an Leier und Schwan über Kassiopeia und Perseus bis zum Fuhrmann im äußersten Nordosten. Es sind zwei Spiralarme unserer eigenen Galaxie, die wir als milchige Wolken am Nachthimmel sehen, zehn bis zwanzig Grad breit. Spechtler können hier viele Deep-Sky-Objekte entdecken. Besonders in Blickrichtung Süden zeigt sich der Wassermann (Aquarius). In ihm befinden sich viele reizvolle Deep-Sky-Objekte wie Galaxien und Kugelsternhaufen. Auffällig sind 2 planetarische Nebel – der Saturnnebel (NGC 7009) und der Helixnebel (NGC 7293) sowie Messier 2, ein Kugelsternhaufen in etwa 50.000 Lichtjahren Entfernung. Im Osten zeigen sich die Fische und der unscheinbare Widder. Dann zeigt sich schon der Fuhrmann, das erstes Wintersternbild. Auch der offene Sternhaufen, die Plejaden (Messier 45) sind bereits zu sehen, sichere Vorboten des Winters, gefolgt vom Stier mit dem stark leuchtenden Aldebaran. Um Mitternacht gehen die Winterbilder Orion und Zwillinge auf, dann folgt schon der grosse Hund mit Sirius (Canis Majoris), dem hellsten Stern des Nachthimmels. Bis zum Morgen ist dann das ganze Wintersechseck am östlichen Himmel versammelt.
Die Mittagshöhe der Sonne schrumpft im Monatsverlauf von 47° auf 35,9°. Der Sonnenaufgang verspätet sich von 6.44 Uhr zu Monatsbeginn auf 7.31 Uhr am Monatsende, gleichzeitig verfrüht sich der Sonnenuntergang um über eine Stunde von 20.18 Uhr am 1. bis auf 19.12 Uhr am 30. September. Die Sonne läuft während des ersten Monatsdrittels durch das Sternbild Löwe. Am 16. September wechselt sie in die Jungfrau, wo sie am 23. September um 5.09 Uhr den Himmelsäquator von Norden nach Süden überschreitet. Damit beginnt auf der Nordhalbkugel der Erde der astronomische Herbst – es ist die Tagundnachtgleiche – die Sonne steht genau über dem Äquator und geht an diesem Tag im Osten auf und im Westen unter.
Am 1. September beginnt der Halbmond seine Reise erst kurz nach 23.00 Uhr, knapp südlich an den Plejaden vorbei bis 7° über Aldebaran, dem hellen Auge des Stiers. In der ersten Septemberwoche ist er nur in der zweiten Nachthälfte zu sehen, wenn er steil am Osthimmel aufsteigt – jede Nacht rund eine Stunde später. Seine schrumpfende Sichel wandert vom Sternbild Stier zu den Zwillingen, wo sie in der Nacht zum 5. September in einer Linie unter deren hellsten Sternen Kastor und Pollux steht, wenn sie um 2.30 Uhr aufgegangen ist. Die nur noch sehr schmale Mondsichel kann letztmals am 7. tief in der ost-nordöstlichen Dämmerung nahe Regulus im Löwen gesehen werden. Nur einen Tag später, am 8., ist Neumond. An diesem Tag hat unser Trabant seinen kleinsten Abstand zur Erde – er ist nur 357.000 km von uns entfernt. Am 11. des Monats um 14.35 Uhr zieht die dünne Mondsichel exakt im Süden ganz knapp unter der hellen Venus hindurch. Nur 1° trennt sie von unserer Nachbarin. Dieses Ereignis ist zu sehen – auch im strahlenden Sonnenschein. Am 13. und 14. hält sich der Mond in der Nähe von Antares im Skorpion auf, am 15. finden wir die zunehmende Scheibe im Sternbild Schütze. Am 18. ist ab der Abenddämmerung bis ~ 2.00 Uhr der „Goldene Henkel“ auf dem Mond sichtbar. Während der darauffolgenden Tage wird der Mond immer runder und in der Nacht vom 22. auf den 23. besucht er den hellen Jupiter im Sternbild Fische. Am 23. September um 11.17 Uhr zeigt sich die volle Mondscheibe – der Erntemond. Am 27. September erreicht der Mond das Siebengestirn, den hübschen Sternhaufen der Plejaden im Stier.
Der innerste unserer Planeten, der schnelle Merkur, kann während des ganzen Monats nicht gesehen werden. Er erreicht zwar fast seinen theoretisch maximalen Abstand zur Sonne, geht aber zu früh unter.
Die Venus, -4,5 mag hell, ist noch Abendstern. Der Venusuntergang erfolgt am 1. um 22.46 Uhr, am 15. um 22.06 Uhr und am 31. bereits um 21.18 Uhr. Am 9. überholt die Venus den Saturn. Diese Begegnung ist unter optimalen Bedingungen mit bloßem Auge sichtbar. Am 20. steht die Venus mit einem Abstand von 46,0° in größter östlicher Elongation, trotzdem neigt sich ihre Abendsichtbarkeit dem Ende zu. Am 23. September überholt die Venus den roten Planeten Mars, verbleibt aber unserem Auge verborgen. Der rote Planet Mars steht im Septemberanfang in der Jungfrau, kann aber nur unter günstigen Sichtbedingungen noch rund 30 Minuten gesehen werden. Die Begegnung mit Saturn am 9., wo der rote Planet den deutlich helleren Ringplaneten mit einem südlichen Abstand von knapp 4 Vollmonddurchmessern überholt, kann bei klarer Sicht noch verfolgt werden.
Der Planetenriese Jupiter steigert seine ohnehin schon beachtliche Helligkeit auf -2,9 mag und beschleunigt seine rückläufige Bewegung in den Fischen. Der Jupiteraufgang erfolgt am 1. um 23.01 Uhr, am 15. um 22.05 Uhr und am letzten Tag des Monats um 21.00 Uhr. Da zu diesen Zeiten noch Abenddämmerung herrscht ist Jupiter praktisch während der ganzen Nacht zu sehen. Morgens, wenn es hell wird, finden wir den Riesenplaneten noch hoch im Südwesten. Am 21. September um 13.35 Uhr erreicht Jupiter seine Opposition im Sternbild Fische, ebenfalls der Planet Uranus mit 5,7 mag. Ab 22.00 Uhr abends wird es für Himmelsbeobachter am 22. September interessant, denn im Osten geht ein bemerkenswertes Duo auf – Jupiter und Uranus. Die beiden äußeren Planeten stehen gerade ganz dicht beieinander, weniger als 1° voneinander entfernt. Uranus befindet sich dabei ganz eng westlich über Jupiter. Durch ein Fernglas erscheinen beide deutlich als Scheibchen. Und schon durch ein einfaches Teleskop können interessierte Spechtler Jupiters gestreifte Oberfläche und seine hellsten Monde erkennen.
An Sternschnuppen hat der September leider nur wenig zu bieten: Der bemerkenswerteste Strom sind noch die Alpha-Aurigiden mit einer ZHR von 5 bis 10 Schnuppen. Sie erreichen in der Nacht zum 1. September und der darauffolgenden Nacht ihr Maximum. Der Radiant liegt im Sternbild Fuhrwerk. Der Mutterkörper ist der Komet C/1911 N1 Kiess. Leider stört in diesem Jahr der Halbmond erheblich, der gegen Mitternacht aufgeht und dann bis in den Morgen am Himmel bleibt. Doch noch etwa bis zum 8. September können sich vereinzelt Alpha-Aurigiden zeigen.
Ohne störenden Mond könnten sich um den 9. September ein paar Sternschnuppen der September-Perseiden zeigen mit einer ZHR 5. Der Radiant befindet sich im östlichen Areal des Sternbildes Perseus, etwa 5° südöstlich des Sternes Mirfak. Die September-Perseiden wurden über viele Jahre gemeinsam mit den Delta-Aurigiden als ein Meteorstrom betrachtet. Erst genauere Untersuchungen ergaben, dass es sich um zwei separate Ströme handelt, welche nahtlos ineinander übergehen. Für Spechtler gibt es vom 8. bis 20. September ein besonderes Schauspiel. Da die Morgenstunden mondlos sind und es noch dunkel genug ist, können sie das Tierkreislicht sehen. Doch es muss absolute Dunkelheit herrschen. Das Tierkreislicht oder auch Zodiakallicht ist eine äußerst schwache permanente Leuchterscheinung am Himmel, sie ist auf die Umgebung der Ekliptik, den Zodiak, begrenzt. Das Zodiakallicht entsteht durch Reflexion und Streuung des Sonnenlichts an den Bestandteilen der Gas- und Staubwolke, die die Sonne als dünne Scheibe in der Planetenebene umgibt. In absolut klaren Nächten kann man auf flacher Ebene über dem Horizont kurz vor der astronomischen Dämmerung im Osten einen schwachen Lichtstreifen erkennen. Diese Leuchterscheinung ist nur einige Hand breit und für ~ 2 Stunden sichtbar.
Als Sternbild des Monats betrachten wir Pegasus. Es gehört zu den 48 Sternbildern der antiken Astronomie. Pegasus ist mit einer Fläche von 1.121 Quadratgrad eines der größten Sternbilder am Herbsthimmel nördlich des Himmelsäquators. Das markanteste ist das große Pegasus-Rechteck mit dem kleinen, gleichseitigen Dreieck an dessen nordwestlichen Ecke. In diesem Dreieck vermutet man fälschlicherweise meist den Kopf des geflügelten Pferdes, aber es ist der Ansatz seiner beiden Vorderläufe, denn dieses Sternbild soll ein auf dem Kopf stehend fliegendes Pferd darstellen. Die Sterne y (Algenib), a (Markab), ß (Scheat) und Sirrah (a And) bilden dessen Körper – wobei Sirrah eigentlich zum Sternbild Andromeda gehört. In Pegasus finden Spechtler den Kugelsternhaufen Messier 15 (NGC 7078), mit einer visuellen Helligkeit von 6,2 mag. Gut beobachten kann man auch e Pegasi, ein Dreifachsternsystem in 673 Lichtjahren Entfernung. Der Hauptstern ist extrem leuchtkräftig und besitzt die 11-fache Masse und den 175-fachen Durchmesser unserer Sonne. 1972 zeigte der Stern einen Helligkeitsausbruch, wobei er mit 0,70 mag auffallend hell wurde. Im weiten Abstand von 138 Bogensekunden befindet sich ein 7,8 mag heller Begleitstern, der bereits im Fernglas sichtbar wird. Zur Beobachtung der dritten Komponente benötigt man aber ein Teleskop.
Die Galaxien NGC 7317, NGC 7318A, NGC 7318B, NGC 7319 und NGC 7320 bilden eine Gruppe, die Stephans Quintett genannt wird. Aufgrund ihrer Entfernung von etwa 380 Millionen Lichtjahren besitzen die Galaxien eine geringe Helligkeit, weshalb man zu ihrer Beobachtung ein Teleskop ab 20 cm Öffnung benötigt. In diesem Sternbild befindet sich auch 51 Pegasi, er war der erste Stern, nach unserer Sonne, bei dem ein Planetensystem nachgewiesen wurde. Bei der Auswertung des Spektrums zeigte sich, dass der Stern von einem Planeten von der Größe des Jupiter umkreist wird.
Tagesaktuelle Termine und Ereignisse stehen im Astronomiekalender und historische Daten stehen im Historischer Kalender.