Standort des 42-Meter-ESO-Teleskops festgelegt

Die Europäische Organisation für Astronomische Forschung in der südlichen Hemisphäre (ESO) hat gestern ihre Entscheidung bekanntgegeben, das geplante European Extremely Large Telescope (E-ELT) auf dem Cerro Armazones in Chile zu errichten.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: ESO. Vertont von Peter Rittinger.

ESO
Modellzeichnung des geplanten E-ELT
(Bild: ESO)

Maßgebend dafür war die optische Qualität der Atmosphäre in dieser Region, die sich durch große Klarheit, eine geringe Luftfeuchtigkeit und das weitgehende Fehlen störender Lichtquellen im weiten Umkreis auszeichnet. Außerdem befindet sich der 3.060 Meter hohe Cerro Armazones in nur 20 Kilometern Entfernung vom Cerro Paranal, auf dem die ESO bereits mehrere Observatorien unterhält, darunter das Very Large Telescope (VLT). Wohn- und Arbeitsstätten müssten daher nicht völlig neu errichtet sondern nur erweitert werden.

Mit dem E-ELT, das über einen Hauptspiegel mit einem Durchmesser von 42 Metern verfügen wird, soll Astronomie im Bereich des sichtbaren Lichts und infraroter Strahlung betrieben werden. Baubeginn könnte bereits 2011 sein, die Fertigstellung ist für 2018 geplant. Die Kosten werden auf rund eine Milliarde Euro geschätzt. Das Design des Teleskops wurde bereits 2006 weitgehend abgeschlossen, einzelne Komponenten und Instrumente bereits entwickelt und erprobt.

Hauptziele für den Teleskopeinsatz werden das Finden von Exoplaneten bis zu Erdgröße, die Abbildung einzelner Exoplaneten und die Analyse der Atmosphären, Erkenntnisse zur Entwicklung unseres Universums vom Urknall über Inflation, dunkle Entwicklungsphasen und die Bildung von Galaxien bis heute, der Nachweis Dunkler Materie und Dunkler Energie sowie die Erforschung der Zusammensetzung und Entwicklung von Sternen und protoplanetaren Scheiben sein.

Das insgesamt 5.500 Tonnen schwere Teleskopsystem besteht aus einem riesigen, um 360 Grad drehbaren Gerüst, in dem sich der 42 Meter durchmessende Hauptspiegel sowie 4 weitere Sekundärspiegel befinden, welche das Licht weiter konzentrieren, atmosphärische Störungen ausgleichen und auf die auf einer festen Plattform untergebrachten, hochentwickelten und austauschbaren Instrumente lenken. Hier können Abbildungen und Spektren gewonnen werden, aus denen Bilder erstellt, die Zusammensetzung oder Temperatur von leuchtenden oder durchleuchteten kosmischen Objekten analysiert oder Bewegungen mit hoher Genauigkeit von bis zu 1 cm/s (Schneckentempo) gemessen werden sollen.

Der sphärische Hauptspiegel besteht aus 984 sechseckigen Segmenten mit einer Diagonale von jeweils 1,45 m. Der Sekundärspiegel, der über dem Hauptspiegel angebracht ist und dessen Licht auf einen dritten Spiegel in dessen Zentrum fällt, hat selbst noch einen Durchmesser von 6 Metern. Der vierte Spiegel ist adaptiv, das heißt, seine Form wird so angepasst, dass er Verzerrungen durch die Bewegung der Luft über dem Teleskop mit hoher Präzision bis zu 1.000 Mal pro Sekunde ausgleichen kann. Der 5. Spiegel schließlich ist in einem weiten Bereich drehbar und lenkt das gesammelte Licht zu den Instrumenten.

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