Alle Informationen zum SSAF-9A Aufbauflug.
Autor: Michael Schumacher
Nutzlast: ITS-S1 mit Crew and Equipment Translation Aid (CETA) Cart A
Nutzlastbeschreibung:
Die ITS-S1 ist 13,8 Meter lang, 3,4 Meter breit, 4,6 Meter hoch und besitzt eine Masse von 13.053 Kilogramm. Die Gitterstruktur ist an der Steuerbordseite der ITS-S0 angebracht. An der Vorderseite der ITS-S1 befinden sich zwei Schienen für den MT und die CETA Carts. An den Stirnseiten gewährleisten Haltklauen nach rechts die Verbindung zur ITS-S3 und Greifstangen nach links die Verbindung zur ITS-S0 sowie beidseitig Führungskonusse jeweils die Verbindung zur ITS-S3 beziehungsweise ITS-S0. Sie beherbergt ein externes Kühlsystem für die Raumstation, ein zweites S-Band Communications System, um die Möglichkeit der Funk- und Datenübertragung zu vergrößern, den CETA Cart A, der bei einer Länge von 2.514 Millimetern, einer Breite von 2.362 Millimetern und einer Höhe von 889 Millimetern eine Masse von 283 Kilogramm besitzt und als manuell zu bedienende mobile Arbeitsplattform für Astronauten und Ausrüstung während EVAs dienen wird, ein DDCU, jeweils einen Ammoniak- und Stickstofftank, zwei neue Fernsehkameras und das erste Thermal Radiator Rotary Joint (TRRJ), das die mechanische und elektrische Energie zur Verfügung stellt, um die wärmeableitenden Radiatoren der Raumstation ausgerichtet auf die Systemanforderungen zu rotieren. Das TRRJ ist 1.036 Millimeter lang, 1.371 Millimeter hoch, 1.585 Millimeter breit und besitzt eine Masse von 450 Kilogramm. An der Rückseite der ITS-S1 ist eine drehbare Plattform mit drei 3,4 Meter breiten Radiatoren des Wärmeregulierungssystems angebracht. Jeder Radiator besteht aus acht Paneelen. Nach der Entfaltung hat die Radiatorfläche eine Länge von 23,9 Metern und eine Breite über die drei Radiatoren von 10,8 Metern. Die ITS-S1 beherbergt im Innern Leitungssysteme für die Stromversorgung, Datenübertragung und die Ammoniakkühlung. Diese Leitungen können über Steck- und Schraubverschlüsse mit den übrigen Elementen der ITS verbunden werden.
Startfahrzeug: Space Shuttle „Atlantis“, STS-112
Startfahrzeugbeschreibung: siehe Startfahrzeug Space Shuttle
Start: 07. Oktober 2002, 19.46 Uhr GMT vom KSC in den USA
Ankopplung: 09. Oktober 2002, 15.17 Uhr GMT
Ausstiege: 3 EVAs, Dauer: 19 Stunden, 41 Minuten
Abkopplung: 16. Oktober 2002, 13.13 Uhr GMT
Kopplungsdauer: 6 Tage, 21 Stunden, 56 Minuten
Landung: 18. Oktober 2002, 15.44 Uhr GMT auf dem KSC in den USA
Missionsdauer: 10 Tage, 19 Stunden, 58 Minuten
Missionsbeschreibung:
Am 07. Oktober 2002 um 19.46 Uhr GMT hob der Space Shuttle „Atlantis“ vom KSC mit fünf Astronauten und einem Kosmonauten an Bord zur ISS ab. Eine kleine Fernsehkamera am External Tank (ET) des Space Shuttle hielt einen einzigartigen Blick auf die Erde fest, während die „Atlantis“ in die Erdumlaufbahn aufstieg. Zum Zeitpunkt des Starts befand sich die ISS 386 Kilometer über dem Pazifischen Ozean westlich von Ecuador. Die Besatzung der Mission STS-112 besteht aus Kommandant Jeffrey Ashby, Pilotin Pamela Melroy sowie den Missionsspezialisten David Wolf, Sandra Magnus, Piers Sellers und Fjodor Jurtschichin. Am nächsten Tag aktivierte sie das Experiment Spatial Heterodyne Imager for Mesispheric Radicals (SHIMMER) vom Naval Research Laboratory (NRL). SHIMMER beobachtet mit Hilfe einer Ultraviolett (UV) Kamera die Erdatmosphäre in einer Höhe von 40 bis 90 Kilometern auf der Suche nach einer möglichen Ozonabnahme.
Am 09. Oktober 2002 um 15.17 Uhr GMT koppelte der Space Shuttle „Atlantis“ an die ISS an. Um 16.51 Uhr GMT wurden die Luken zwischen den beiden Raumfahrzeugen geöffnet und die EC-5, die aus Kommandant Waleri Korsun sowie den Bordingenieuren Sergej Trestschow und Peggy Whitson besteht, begrüßte die Besatzung der „Atlantis“. Am nächsten Tag hoben Whitson und Sellers mit Hilfe von „Canadarm2“ die ITS-S1 aus der Nutzlastbucht der „Atlantis“ und bewegten sie zur Steuerbordseite der ITS-S0. Die zwei Gitterstrukturen wurden um 13.36 Uhr GMT durch motorisierte Bolzen miteinander verbunden. Um 15.21 Uhr GMT verließen Wolf und Sellers das JAM „Quest“. Zunächst schlossen sie die Strom-, Daten- und Flüssigkeitsleitungen zwischen der ITS-S0 und der ITS-S1 an. Nachdem Wolf damit fertig war, löste Sellers die Starthalterungen der drei zusammengefalteten Radiatoren, die an der ITS-S1 angebracht sind, damit diese für eine optimale Kühlung ausgerichtet werden können. Anschließend montierten die beiden Astronauten eine neue Antenne für das S-Band Communications System. Wolf brachte die Antenne an den richtigen Platz und danach zog er die Befestigungsbolzen fest an, um die Antenne an ihrem Platz nahe dem Ende der ITS-S1, wo sie mit der ITS-S0 verbunden ist, zu sichern, während Sellers die Antenne festhielt. Die neue Antenne wird die Daten- und Funkübertragungskapazität von der Raumstation zu den Flugkontrolleuren über S-Band erhöhen. Danach lösten die beiden Astronauten die Starthalterungen vom CETA Cart A und konfigurierten seine Bremsen. Abschließend installierten sie die erste von zwei externen Kameras an der unteren Seite der ITS-S1. Die EVA endete nach einer Dauer von sieben Stunden und einer Minute um 22.22 Uhr GMT.
Am 12. Oktober 2002 um 14.31 Uhr GMT begann die zweite EVA für Wolf und Sellers. Sie endete etwa eine halbe Stunde früher als vorgesehen um 20.35 Uhr GMT nach einer Dauer von sechs Stunden und vier Minuten. Die beiden Astronauten montierten 22 Spool Positioning Devices (SPDs) an den Verknüpfungen der Ammoniakkühlleitungen. Diese Vorrichtungen sollen die Möglichkeit ausschließen, dass diese Anschlüsse blockieren und so wenn nötig nicht geöffnet werden könnten. Zwei weitere solcher Vorrichtungen sollten während des Ausstiegs montiert werden und so die Gesamtzahl auf 24 bringen. Sie wurden jedoch nicht angebracht, da eine andere Konfiguration als vorhergesehen an den beiden fraglichen Verbindungsstellen dazu führen würde, dass die zusätzlichen zwei SPDs nicht passen würden. Andere Arbeiten befassten sich mit der Installation einer zusätzlichen externen Kamera am amerikanischen Laboratory Module „Destiny“ und mit dem Anschließen von Leitungen eines Radiators der ITS-S1 an die Ammoniakversorgung. Vor dem Beginn der EVA zündeten Ashby und Melroy die Steuertriebwerke der „Atlantis“ regelmäßig über die Dauer einer Stunde, um die Bahnhöhe der Raumstation um etwa 6,4 Kilometer anzuheben.
Am 14. Oktober 2002 um 08.01 Uhr GMT wurde einer der drei Radiatoren der neu montierten ITS-S1 entfalten. Diese Prozedur diente als mechanischer Test für das Entfaltungssystem. Neun Minuten später hatte sich die Radiator zu seiner vollen Länge von 22,9 Metern und seiner vollen Breite von 3,4 Metern entfaltet. Um 11.20 Uhr GMT zündeten Ashby und Melroy die Triebwerke der „Atlantis“ in Impulsen über eine Dauer von 35 Minuten und hoben dadurch die Erdorbithöhe der Raumstation um 3,7 Kilometer an. Damit wurden die Voraussetzungen für die Ankunft des neuen Rettungsraumschiffes Sojus TMA-1 geschaffen, dessen Start für den 28. Oktober 2002 vorgesehen ist. Um 14.11 Uhr GMT begann für Wolf und Sellers die dritte und letzte EVA. Sie endete nach einer Dauer von sechs Stunden und 36 Minuten um 20.47 Uhr GMT. Zunächst entfernten sie einen Bolzen, der die Aktivierung eines Kabelschneiders des MT verhinderte. Anschließend schlossen die beiden Astronauten Ammoniakleitungen an und entfernten Klemmen für die strukturelle Unterstützung der ITS-S1, die für den Start in Erdumlaufbahn angebracht worden waren. Danach installierten sie SPDs an einer Motorpumpe, die bei der Zirkulation des Ammoniaks durch das Kühlsystem der Raumstation hilft. Am nächsten Tag wurden der Gütertransfer zwischen dem Space Shuttle „Atlantis“ und der Raumstation abgeschlossen. Insgesamt wurden etwa 817 Kilogramm Versorgungsgüter und Experimente zur Raumstation transportiert und eine ähnliche Menge kehrt an Bord der „Atlantis“ zur Erde zurück.
Am 16. Oktober 2002 um 11.15 Uhr GMT wurden die Luken zwischen den beiden Raumfahrzeugen geschlossen und um 13.13 Uhr GMT koppelte die „Atlantis“ von der ISS ab, als sich die beiden Raumfahrzeuge in einer Höhe von 394 Kilometern über der russisch-ukrainischen Grenze befanden. Am 18. Oktober 2002 um 15.44 Uhr GMT landete der Space Shuttle „Atlantis“ auf dem KSC und schloss die Mission STS-112 nach 170 Erdumläufen und einer Flugstrecke von 7.200.000 Kilometern erfolgreich ab. Es war die 60. Landung auf dem KSC in der Geschichte des Space Shuttle Programms. Der Start des nächsten Space Shuttle „Endeavour“ zur ISS ist für den 10. November 2002 angesetzt.