Alle Informationen zur SSAF-8A Mission.
Autor: Michael Schumacher
Nutzlast: ITS-S0, Mobile Transporter (MT)
Nutzlastbeschreibung:
Die ITS-S0 ist das erste Hauptelement des gewaltigen strukturellen Rückgrates der ISS. Sie ist 13,2 Meter lang, 5,0 Meter breit, 4,6 Meter hoch und besitzt eine Masse von 12.118 Kilogramm. Die ITS-S0 ist das zentrale Segment von elf Gitterstrukturen, die die Basis für die Installation der Subsystemhardware der Raumstation, die Verteilung von Nutzlasten, die Energiegewinnung, die Wärmeableitung und die Annordnung von Außennutzlasten bilden. Sie ist der Knotenpunkt für Außennutzlasten, die mit den Druckmodulen durch bei Ausstiegen angebrachten Versorgungsleitungen verbunden sind. Die ITS-S0 beherbergt den MT, das Trailing Umbilical System (TUS), die Portable Work Platform (PWP), vier DDCUs und vier Mobile Bus Switching Units (MBSUs) sowie die dazugehörigen Kühlflächen, vier GPS Antennen, zwei Rate Gyro Assemblies (RGAs), zwei Enhanced Space Station Multiplexer-Demultiplexers (ESSMDMs), ein Extravehicular Charged Particle Detection System (EVCPDS), Kameras zur Überwachung der Raumstation und zur Unterstützung bei EVAs sowie Versorgungsleitungen für das amerikanische Raumstationssegment. Vom amerikanischen JAM „Quest“ führt der Airlock Spur mit Handläufen zur ITS-S0. Um eine stabile Verbindung mit der ITS-S1 und der ITS-P1 zu gewährleisten befinden sich an den Stirnseiten der ITS-S0 Halteklauen und Führungskonusse. Die Verankerung auf der Raumstation erfolgt mittels jeweils zwei zwei- und dreibeinigen Teleskopstützen. An der Rückseite der ITS-S0 ist ein 6.4 Meter langes Paneel des Wärmeregulierungssystems angebracht. Die ITS-S0 beherbergt im Innern Leitungssysteme für die Stromversorgung, Datenübertragung und die Ammoniakkühlung. Diese Leitungen können über Steck- und Schraubverschlüsse mit den übrigen Elementen der ITS und mit dem amerikanischen Laboratory Module „Destiny“ verbunden werden.
Der MT ist das erste Schienenfahrzeug an Bord der ISS. Er hat eine Masse von 886 Kilogramm und bewegt sich auf zwei Schienen, die sich an der Vorderseite der ITS-S0 befinden, entlang den Gitterstrukturen der Raumstation. Zusammen mit dem Mobile Remote Servicer Base System (MBS) bildet es die Arbeitsplattform für den Roboterarm der Raumstation. Der MT ist 2.723 Millimeter lang, 2.064 Millimeter breit, 962 Millimeter hoch und seine Spurbreite beträgt 1.481 Millimeter. Die Linear Drive Unit (LDU) ermöglicht eine Bewegung mit Geschwindigkeiten von 25,4 Millimetern in der Sekunde, 10,2 Millimetern in der Sekunde beziehungsweise 2,5 Millimetern in der Sekunde. Die beiden Roller Suspension Units (RSUs) unterstützen den MT bei seiner Bewegung entlang der Gitterstruktur. Zur starren Verankerung des MT auf den Schienen dienen vier Load Transfer Units (LTUs), die an dessen Ecken angebracht sind. Zwei End Stop Units (ESUs) sorgen an den Enden des MT dafür, dass der MT nicht über das Schienenende hinausfährt.
Startfahrzeug: Space Shuttle „Atlantis“, STS-110
Startfahrzeugbeschreibung: siehe Startfahrzeug Space Shuttle
Start: 08. April 2002, 20.44 Uhr GMT vom KSC in den USA
Ankopplung: 10. April 2002, 16.05 Uhr GMT
Ausstiege: 4 EVAs, Dauer: 28 Stunden, 10 Minuten
Abkopplung: 17. April 2002, 18.31 Uhr GMT
Kopplungsdauer: 7 Tage, 2 Stunden, 26 Minuten
Landung: 19. April 2002, 16.27 Uhr GMT auf dem KSC in den USA
Missionsdauer: 10 Tage, 19 Stunden, 43 Minuten
Missionsbeschreibung:
Am 08. April 2002 um 20.44 Uhr GMT startete der Space Shuttle „Atlantis“ vom KSC zur ISS ab. Zum Zeitpunkt des Starts befand sich die ISS in einer Höhe von 386 Kilometern über dem Atlantischen Ozean östlich dem Nordosten der USA. Der Start erfolgte nur zwölf Sekunden vor dem Verstreichen des fünfminütigen Startfensters, da eine kurzzeitige Verzögerung aufgrund einer Softwarestörung im Launch Control Center (LCC) in Florida auftrat, so dass der Countdown bei T-5 Minuten angehalten werden musste. Sobald das Problem gelöst war, wurde der Countdown wieder aufgenommen. Der Start des Space Shuttle „Atlantis“ markierte einen Meilenstein in der Raumfahrtgeschichte, da mit Jerry Ross der erste Mensch zum siebten Mal in den Weltraum flog. Damit brach er den Rekord von sechs Raumflügen, der zuvor von Ross und den amerikanischen Astronauten John Young, Story Musgrave, Franklin Chang-Díaz und Curtis Brown gehalten wurde. Kein russischer Kosmonaut flog bisher mehr als fünf Mal in den Weltraum. Neben Missionsspezialist Jerry Ross gehören noch Kommandant Michael Bloomfield, Pilot Steven Frick sowie die Missionsspezialisten Ellen Ochoa, Steven Smith, Rex Walheim und Lee Morin zur Besatzung der Mission STS-110.
Am 10. April 2002 um 16.05 Uhr GMT koppelte der Space Shuttle „Atlantis“ an die ISS an, als sich die beiden Raumfahrzeuge 386 Kilometer über Südchina befanden. Um 18.06 Uhr GMT wurden die Luken zwischen den beiden Raumfahrzeugen geöffnet, als sie sich über Neuseeland befanden. Die EC-4 besteht aus Kommandant Juri Onufrijenko sowie den Bordingenieuren Carl Walz und Daniel Bursch. Am nächsten Tag um 10.08 Uhr GMT hob Ochoa unterstützt von Bursch die ITS-S0 mit dem Roboterarm der Raumstation aus der Nutzlastbucht des Space Shuttle und manövrierte sie zum oberen Ende des amerikanischen Laboratory Module „Destiny“, wo sie um 13.46 Uhr GMT auf der Lab Cradle Assembly (LCA) verankert wurde. Um 14.36 Uhr GMT verließen Walheim und Smith das amerikanische JAM „Quest“ um während des Ausstiegs die ITS-S0 elektrisch und strukturell mit der Raumstation zu verbinden. Die beiden Astronauten befestigten zwei von vier Verbindungsstreben der ITS-S0 an „Destiny“. Anschließend montierten sie Elektronikausrüstung und schlossen Kabel für die Strom-, Daten- und Flüssigkeitsleitungen von „Destiny“ zur ITS-S0 an. Außerdem installierten sie ein Versorgungssystem für den MT, das es ihm ermöglicht, sich entlang der gesamten Gitterstruktur zu bewegen, um den Roboterarm der ISS für zukünftige Montagearbeiten zu positionieren. Die erste EVA endete um 22.24 Uhr GMT nach einer Dauer von sieben Stunden und 48 Minuten.
Am 12. April 2002 waren die beiden Besatzungen damit beschäftigt Ausrüstungsgegenstände und wissenschaftliche Experimente sowie 664 Kilogramm Wasser zwischen dem Space Shuttle „Atlantis“ und der ISS zu transferieren. Zudem wurden noch annähernd 90,7 Kilogramm Sauerstoff und Stickstoff vom Space Shuttle in die vier Hochdruckgastanks von „Quest“ transferiert. Am nächsten Tag um 14.09 Uhr GMT begannen Ross und Morin die zweite EVA. Sie endete um 21.39 Uhr GMT nach einer Dauer von sieben Stunden und 30 Minuten. Die beiden Astronauten befestigten die letzten beiden Verbindungsstreben von der ITS-S0 an „Destiny“. Danach entfernten sie eine Reihe von Platten und Klemmen, die die ITS-S0 während des Starts in der Nutzlastbucht des Space Shuttle strukturell sicherten. Anschließend installierten sie eine Ersatzversorgungsspule für den MT. Die beiden Versorgungssysteme für den MT gewährleisten die Strom-, Daten- und Videoübertragung. Ross versuchte einen Rückhaltebolzen des Mechanismus zu entfernen, der, falls erforderlich die Versorgungsleitung kappen kann, sollte sie hängen bleiben. Allerdings sträubte sich der Bolzen ein wenig dagegen, sich wie geplant rückwärts aus seiner Halterung herausbewegen zu lassen. Die Flugkontrolleure entschieden, keine zusätzliche Zeit mit dem hartnäckigen Bolzen zu verbringen, nachdem die Ingenieure festgestellt haben, dass der Kabelschneider in seiner jetzigen Konfiguration nicht unbeabsichtigt ausgelöst wird.
Am 14. April 2002 um 13.48 Uhr GMT begaben sich Walheim und Smith zur dritten EVA in den freien Weltraum. Der Ausstieg endete nach einer Dauer von sechs Stunden und 27 Minuten um 20.15 Uhr GMT. Die beiden Astronauten machten eine scherenartige Vorrichtung vom oberen Ende von „Destiny“ los, die nach der Montage der vier Verbindungsstreben nicht mehr benötigt wird. Danach rekonfigurierten sie eine Anzahl von Anschlüssen, die „Canadarm2“ mit Strom von der Raumstation versorgen, so dass er nun von der ITS-S0 anstatt von „Destiny“ versorgt werden kann. Abschließend lösten sie noch Klammern, die den MT während des Starts an der ITS-S0 sicherten. Am nächsten Tag um 12.22 Uhr GMT erteilte Walz dem MT von einem Laptop aus das Kommando, sich von seiner Position am vorderen Ende der ITS-S0 zu einer anfänglichen Arbeitsstelle 5,2 Meter entfernt zu bewegen. Die Fahrt dauerte eine halbe Stunde, aber die empfindliche Software des MT verhinderte das automatische Einrasten des Schienenfahrzeuges an der Arbeitsstelle. Die Flugkontrolleure erreichten das Einrasten schließlich durch eine Reihe systematischer Kommandos. Die Ingenieure gehen davon aus, dass die feinen Auswirkungen der Schwerelosigkeit bewirken, dass der MT von seinen Schienen um eine mikroskopische Distanz abhebt, was folglich die magnetischen Sensoren stört, die dem MT die relative Position zu jeder Arbeitsstelle angeben. Als Folge verlieren die Sensoren den Kontakt mit dem magnetischen Positionierungsstreifen auf den Schienen, was ein automatisches Einrasten des MT verhindert. Ein manuelles Einrasten durch das Erteilen von Kommandos ist jedoch möglich. Später fuhr der MT zu einer zweiten Arbeitsstelle, wo die manuellen Kommandos zum Einrasten erneut erforderlich waren. Danach bewegte er sich zur ersten Arbeitsstelle zurück, wo der MT um 22.40 Uhr GMT geparkt wurde und manuell zum Einrasten gebracht wurde. Insgesamt legte der MT eine Strecke von 22 Metern zurück. Die Ingenieure gehen davon aus, dass eine geringe Softwaremodifikation die Fähigkeit des MT wiederherstellen kann, automatisch an jeder Arbeitsstelle einzurasten.
Am 16. April 2002 um 14.29 Uhr GMT begaben sich Ross und Morin zur vierten und letzten EVA in den Weltraum. Der Ausstieg endete nach einer Dauer von sechs Stunden und 37 Minuten um 21.06 Uhr GMT. Zuerst brachten sie eine 4,3 Meter lange Leiter von „Quest“ zur ITS-S0, um bei zukünftigen Außenbordaktivitäten zur Montage der Gitterstrukturen einen schnelleren Verbindungsweg zu haben. Danach überprüfte Ross die Schalter an beiden Enden der ITS-S0, um sicherzustellen, dass bei der Montage zusätzlicher Gitterstrukturen fehlerfrei arbeiten. Außerdem installierten die beiden Astronauten Flutlichtscheinwerfer am Node 1 „Unity“ und an „Destiny“, die bei zukünftigen Ausstiegen die Umgebung erhellen werden. Abschließend brachten sie noch eine Arbeitsplattform für zukünftige Montagearbeiten an der Raumstation an, installierten Stromumwandler und Stromkreislaufunterbrecher, umhüllten eine von vier Navigationsantennen an der ITS-S0 mit Isoliermaterial und montierten Stoßdämpfer am MT. Am nächsten Tag um 18.31 Uhr GMT koppelte der Space Shuttle „Atlantis“ von der ISS ab, als sich die beiden Raumfahrzeuge in einer Höhe von 397 Kilometern über dem Nordatlantischen Ozean befanden. Zuvor wurden um 16.04 Uhr GMT die Luken zwischen den beiden Raumfahrzeugen geschlossen.
Am 19. April 2002 um 16.27 Uhr GMT landete der Space Shuttle „Atlantis“ auf dem KSC und beendete die Mission STS-110 nach 171 Erdumläufen und 7.300.000 zurückgelegten Kilometern.