Mit dem Spitzer-Infrarotweltraumteleskop entdeckten Astronomen eine Riesenkollision im All, bei der sich vier Galaxien zu einer Riesengalaxie vereinen.
Ein Beitrag von Maria Steinrück. Quelle: NASA.
Kollidierende und verschmelzende Galaxien sind in unserem Universum häufig zu finden. Durch die Gravitation berühren sich nahe Galaxien und verschmelzen innerhalb von Millionen Jahren zu einer einzigen Galaxie. Auch unserer Milchstraße steht solch ein Zusammenstoß mit der Nachbargalaxie M 31 (Andromedagalaxie) in etwa fünf Milliarden Jahren bevor.
Die einzelnen Sterne stoßen bei solchen Kollisionen nicht zusammen, dafür sind die Abstände zwischen ihnen zu groß. Doch sie werden durcheinander geworfen und teilweise sogar aus der Galaxie hinausgeschleudert. Wenn Galaxien, die reich an interstellarem Gas sind, verschmelzen, bilden sich dabei auch viele neue Sterne.
Am häufigsten wurde beobachtet, dass große Galaxien mehrere kleinere verschlingen. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die „Spinnennetzgalaxie“, die Dutzende kleinere Galaxien in ihrem „Netz“ der Anziehungskraft fängt. Auch Kollisionen von zwei Galaxien ähnlicher Größe wurden beobachtet. Doch das Verschmelzen mehrerer massiver Galaxien wurde zuvor noch nie festgestellt.
„Die meisten kollidierenden Galaxien sind wie Kleinwagen, die zusammenstoßen. Was wir hier haben, ist jedoch ein Zusammenprall von vier Lastwagen“, verglich Kenneth Rines vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics. Diese vier verschmelzenden Galaxien wurden vom Spitzer-Weltraumteleskop entdeckt, als es den weit entfernten Galaxienhaufen CL0958+4702 untersuchte. Diese Ansammlung von Galaxien ist fünf Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt.
Drei der Galaxien sind ungefähr so groß wie die Milchstraße, die vierte hat jedoch die dreifache Größe. Im Gegensatz zur Milchstraße handelt es sich bei allen vier Galaxien um elliptische Galaxien. Während des Zusammenstoßes wurden Milliarden von älteren Sternen aus den Galaxien hinausgeschleudert. Etwa die Hälfte von ihnen wird während der Galaxienverschmelzung wieder ins Innere der Galaxien fallen. Danach wird eine der massereichsten Galaxien des Universums übrigbleiben.
In den verschmelzenden Galaxien gibt es wenig interstellares Gas. Dies können die Astronomen daran erkennen, dass sie dort nur alte Sterne entdeckten, ganz im Gegensatz zu vielen Kollisionen mit gasreichen Galaxien, bei denen massenhaft heiße, junge Sterne entstehen.
Für die nähere Untersuchung der vier Galaxien wurden neben Spitzer auch das MMT und das WIYN-Teleskop in Arizona sowie das Chandra-Röntgenteleskop eingesetzt.