Astronomen haben kürzlich mit Hilfe des Weltraumteleskops Spitzer offenbart, dass der wahrscheinlich kühlste Braune Zwerg 2MASS J09393548-2448279 vermutlich ein Doppelsystem aus 2 Braunen Zwergen ist, die sich gegenseitig umkreisen.
Ein Beitrag von Michael Johne. Quelle: NASA/JPL-Caltech.
Das neu gefundene, lichtschwache Duo aus Braunen Zwergen wird 2MASS J09393548-2448279 genannt. Dieser Name geht auf die Himmelsdurchmusterung Two Micron All-Sky Survey (Kurzform: 2MASS) zurück, an der sich die NASA beteiligte und sie mitfinanzierte. 2MASS J09393548-2448279 war im Rahmen dieser Durchmusterung das erste Objekt, das im Jahr 1999 entdeckt wurde.
Astronomen haben kürzlich das Weltraumteleskop Spitzer eingesetzt, um mehr über das Objekt zu erfahren. Die gewonnenen Daten enthüllten eine Temperatur von 565 bis 635 Kelvin in der Atmosphäre. Obwohl das Objekt mehrere hundert Grad wärmer ist als Jupiter, ist es im Vergleich zu Sternen extrem kalt. Letztendlich bedeutet es, dass 2MASS J09393548-2448279 (Kurzform: 2M 0939) eines der kältesten sternähnlichen bekannten Objekte ist.
Um die Helligkeit des Objekts zu berechnen, hatten die Astronomen zuerst seine Entfernung zur Erde ermittelt. Nach 3 Jahren intensiver Messung mit dem Anglo-Australian Observatory in Australien ermittelten sie, dass 2M 0939 die Nummer 5 in der Liste der nächsten Braunen Zwerge zur Erde ist – nämlich 17 Lichtjahre von uns entfernt und im südlichen Sternbild Luftpumpe aufzufinden. Mit der ermittelten Entfernung und den neuesten Messungen von Spitzer konnten die Astronomen schlussfolgern, dass das Objekt sehr kühl und extrem lichtschwach ist.
Bisher ging man davon aus, das 2M 0939 ein einzelner Brauner Zwerg sei. Doch mit der Erkenntnis der Entfernung und der Helligkeit von 2M 0939 bemerkte man schnell, dass an diesem Objekt etwas sonderbar war. Nach den gängigen Entwicklungsmodellen von Braunen Zwergen müsste 2M 0939 eine Größe von ca. einem Zehntel der Sonne haben. Das ist aber unrealistisch, da die physikalischen Gesetze diese Größe bei Braunen Zwergen nicht zulassen. Mit den gewonnen Daten von Spitzer enthüllte man aber nun die wahre Natur dieses Objekts. Die einzige Lösung dieses Rätsels ist, dass 2M 0939 kein Einzelobjekt darstellt, sondern aus 2 Braunen Zwergen besteht. Dadurch verteilt sich die Oberflächentemperatur auf beide Braunen Zwerge zu je ca. 300 Kelvin. Beide Objekte hätten dann eine Masse vom 30- bis 40-fachen des Jupiters. Zudem würde sich die Größe beider Brauner Zwerge auf nur 1 bis 5 Prozent der Größe der Sonne reduzieren, was den Entwicklungsmodellen von Braunen Zwergen entspricht.
„Diese Braunen Zwerge sind die schwächsten stellaren Glühbirnen am Himmel, die wir kennen„, sagte Adam J. Burgasser, der an der Entdeckung beteiligt war, „und sie emittieren ihr Licht im nahen Bereich des gesamten Spektrums; in diesem Fall im Infrarot.„
„Der heilige Gral bei der Studie von Braunen Zwergen ist es, herauszufinden, wie niedrig die Werte der Temperatur, Masse und Helligkeit sein können„, sagte Davy Kirkpatrick. „Dies wird uns mehr darüber verraten, wie Braune Zwerge sich bilden und entwickeln.„
Verwendete und weiterführende Quellen:
- Pressveröffentlichung: Astronomers Find the Two Dimmest Stellar Bulbs
- Wissenschaftliches Paper: 2MASS J09393548−2448279: The Coldest and Least Luminous Brown Dwarf Binary Known?
- Informativer Blog-Eintrag: Brown Dwarf Observations and Speculations (Centauri Dreams)