Spirit und Opportunity auf dem Mars

Auf seiner Fahrt durch das West Valley kämpft Spirit mit der Bodenbeschaffenheit, während Opportunity trotz kleinerer Probleme auf der Fahrt zum Endeavour-Krater auch weiterhin gute Fortschritte vermelden kann.

Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: JPL.

NASA, JPL, Cornell University, Animation: Raumfahrer.net
Spirit hat bei seinen letzten Fahrten einen regelrechten Graben ausgehoben.
(Bilder: NASA, JPL, Cornell University, Animation: Raumfahrer.net)

Wie das Jet Propulsion Laboratory (JPL) heute mitteilte, arbeitete Spirit in den letzten 11 Tagen wieder völlig normal. Auch die Computerprobleme der letzten Wochen traten nicht mehr auf. Über deren Ursache ist man sich auch weiterhin völlig im Unklaren und die Analyse durch die Techniker und Ingenieure des JPL und der Herstellerfirma der Hardware-Komponenten dauert an. Um in der Zukunft gegen einen erneuten unerwarteten Absturz des Hauptcomputers und einer Nichtübertragung wichtiger Daten in den Flash-Speicher gewappnet zu sein, wurden nicht näher spezifizierte Computerroutinen abgeändert.

Auf dem Weg zu seinem nächsten Forschungsgebiet, der Spitzkuppe von Braun, hat Spirit momentan allerdings erneut mit der Zusammensetzung des Untergrundes zu kämpfen. Der Rover hat während der letzten Fahrten mit seinen Rädern den Boden aufgewühlt und dabei einen regelrechten Graben geschaffen. Momentan ist man damit beschäftigt, eine Strategie zu entwickeln, um sich wieder aus diesem pulverförmigen Sand zu befreien.

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Aufnahme vom 27. April 2009. Bei dem freigelegten weißen Material handelt es sich vermutlich erneut um Siliziumdioxid.
(Bild: NASA, JPL, Cornell University)

Im Verlauf der während der letzten Woche absolvierten vier Fahrten konnte man aufgrund dieser extrem schwierigen Bodenverhältnisse im sogenannten West Valley, dem momentanen Operationsgebiet des Rovers, lediglich eine Distanz von drei Metern überbrücken. Somit legte Spirit bis zum 29. April 2009 (oder Sol 1.892 der Mission) insgesamt 7.729,73 Meter auf der Oberfläche des Mars zurück.

Am 28. April 2009 steigerte sich die tägliche Energieproduktion des Rovers aufgrund eines weiteren „Cleaning Events“, Wind blies hierbei einen Teil des die Solarzellen bedeckenden Staubes von diesen fort, auf jetzt 372 Wattstunden pro Tag (0,372 kWh). Einen vergleichbar guten Wert erreichte der Rover zuletzt vor über 550 Tagen. Der Bedeckungsgrad der Solarpaneele mit Staub liegt jetzt bei 0,418. Dies bedeutet, dass 41,8 Prozent des einfallenden Sonnenlichtes zur Energieumwandlung genutzt werden können.

Auf der anderen Seite des Mars befindet sich Spirits „Zwillingsbruder“, der Marsrover Opportunity, immer noch auf dem Weg zu dem etwa 12 Kilometer entfernten Endeavour-Krater. Im Laufe der letzten drei Wochen legte der Rover hierbei mehr als 670 Meter zurück, wobei an manchen Tagen Strecken von über 100 Metern bewältigt werden konnten. Diese Fahrten wurden abwechselnd im Vorwärts- und Rückwärtsgang durchgeführt. Durch diese Vorgehensweise erhofften sich die Missionskontrolleure eine bessere Verteilung des Schmiermittels im Getriebe des rechten Vorderrades des Rovers. Dieses Rad war Mitte Februar 2009 auffällig geworden, als es während des Fahrbetriebes im Vergleich zu den restlichen fünf Rädern plötzlich fast die doppelte Energiemenge verbrauchte. Die Änderung des Fahrverhaltens war offensichtlich erfolgreich, denn der Energieverbrauch des Rades hatte sich in der letzten Zeit wieder normalisiert.

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Am 23. April 2009 hatte sich Opportunity in einer Sanddüne festgefahren. Zwei Tage später war der Rover wieder frei.
(Bild: NASA, JPL, Cornell University)

Opportunitys Fahrt führte auch weiterhin in südliche Richtung, obwohl sich der Endeavour-Krater im Osten befindet. Erst nach weiteren etwa zwei bis drei Kilometern, so die momentanen Planungen der Missionsleitung, wird ein Kurswechsel nach Osten erfolgen. Dieser nicht unbeträchtliche Umweg ist notwendig, um ein großes Dünenfeld, welches den direkten Weg zu Endeavour versperrt, zu umfahren. Aber auch der jetzige Weg ist nicht vollkommen gefahrlos. Die Fahrt am 23. April 2009 (Sol 1.865 der Mission Opportunitys) wurde dadurch beendet, dass der Rover sich in einer Sanddüne festgefahren hatte. Der am folgenden Tag durchgeführte „Befreiungsversuch“ hatte nur begrenzten Erfolg. Opportunity konnte lediglich 28 Zentimeter zurückgesetzt werden, obwohl für diese Fahrt eine Distanz von mehr als fünf Metern vorgesehen war. Am nächsten Tag konnte der gefährliche Bereich dann allerdings endgültig verlassen werden. Opportunity umfuhr die Düne und überbrückte bei den zwei folgenden Fahrten weitere 64 Meter. Bis zum 29. April 2009 (Sol 1.871) legte Opportunity somit insgesamt 15.805,06 Meter auf der Marsoberfläche zurück.

Leider registrierte man bei der Auswertung der Telemetriedaten der Fahrt vom 29. April 2009 einen erneuten anomalen Anstieg des Stromverbrauches des rechten Vorderrades. Die daraus resultierende Konsequenz ist eine jetzt erneut erfolgende vorübergehende Rückkehr in den Rückwärtsfahr-Modus und eine daraus resultierende Verkürzung der zu absolvierenden Tagesetappen. So wurde bei einer weiteren Fahrt am 30. April 2009 lediglich eine Distanz von 30 Metern überbrückt.

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Opportunitys Blick nach Osten am 30. April 2009. In der Großansicht (Lupe anklicken) erkennt man sehr schwach am Horizont die Wallgebirge des Endeavour-Kraters.
(Bild: NASA, JPL, Cornell University)

Momentan generiert der Rover pro Tag 504 Wattstunden Energie (0,504 kWh). Dies bedeutet im Vergleich zur Vorwoche eine Verbesserung um etwa 50 Wattstunden pro Tag. Da der Bedeckungsgrad der Solarpaneele mit Staub aber weiterhin nahezu unverändert bei 0,605 liegt, war hier allerdings nicht der Wind die Ursache. Stattdessen lässt momentan über dem Meridiani Planum, dem Operationsgebiet von Opportunity, die Konzentration von Staub in der Marsatmosphäre nach, so dass in den letzten Tagen immer mehr Sonnenlicht die Solarpaneele des Rovers erreichte.

Diese Beobachtung deckt sich mit den aktuellen Daten der MARCI-Kamera an Bord des Mars Reconnaissance Orbiters (MRO) der NASA. Diese Kamera erstellt täglich ein globales Abbild des Planeten, aus dem anschließend eine Wetterkarte angefertigt wird. So ist es möglich, über einen längeren Zeitraum die meteorologischen Veränderungen zu verfolgen und zu analysieren. Die Daten der letzten Wochen zeigen hierbei ein anhaltendes Abflauen der für diese Jahreszeit, auf der Südhalbkugel herrscht gerade Frühling, typischen Staubsturmaktivitäten auf dem Mars. Die verbliebenen Sturmgebiete konzentrieren sich momentan auf die Zone unmittelbar um den Südpol. Damit einher geht eine Aufklarung der Atmosphäre und ein Absinken der globalen Staubkonzentration.

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