Anfang dieser Woche informierte das Jet Propulsion Laboratory (JPL) über das Auftreten von Computerproblemen beim Marsrover Spirit. Die Untersuchung der näheren Umstände hält zur Zeit immer noch an. Hier der momentane Zwischenstand.
Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: JPL.
Sowohl Spirit als auch sein baugleiches Double Opportunity werden jeden Tag vor dem Untergang der Sonne automatisch in einen Ruhezustand versetzt und nach Sonnenaufgang wieder aktiviert. Das Ziel dieser Vorgehensweise besteht darin, während der Marsnächte Energie einzusparen und die mittels Solarpaneelen aufladbaren Batterien der beiden Rover zu schonen.
Am 9. April 2009, Sol 1.872 der Mission, reagierte Spirit jedoch nicht wie gewohnt auf sein Wecksignal. Er ignorierte das entsprechende Kommando und führte drei für diesen Tag vorgesehene Manöver nicht aus. Erst am folgenden Marstag aktivierte sich der Rover wieder wie vorgesehen. Am 11. und 12. April kam es schließlich zu zwei Abstürzen des Hauptcomputers. In beiden Fällen erfolgte ein umgehender automatische Neustart des Computers. Eine Analyse der anschließend am 14. April übermittelte Systemparameter-Daten zeigte, dass Spirit außerdem am 11. und 13. April entgegen der üblichen Prozedur keinerlei Daten in den Flash-Speicher seines Computers übertragen hat. In den darauffolgenden Tagen arbeitete das Computersystem dann wieder normal.
Der Grund für diese Anomalien ist bisher völlig unbekannt. Ein Zusammenhang mit einem am 26. März 2009 erfolgten Software-Update kann sehr wahrscheinlich ausgeschlossen werden, da Opportunity, welcher dieses Update ebenfalls erhielt, keinerlei Anzeichen vergleichbarer Probleme aufweist. Eine eventuelle Ursache könnte sein, dass Spirit von einer erhöhten Dosis kosmischer Strahlung getroffen wurde. Solche Strahlungstreffer haben in der Vergangenheit bereits mehrfach zu kurzfristigen Beeinträchtigungen der Funktionen beider Rover geführt. Eine andere Möglichkeit könnte allerdings auch die hohe Lebensdauer des Rovers darstellen. „Wir sind uns darüber im Klaren, dass wir es hier mit einem älter werdenden Rover zu tun haben und es sich bei den jetzigen Problemen auch um altersbedingte Abnutzungserscheinungen handeln könnte“, so Projektmanager John Callas vom JPL. Ursprünglich war die Mission von Spirit auf eine Dauer von lediglich 90 Tagen ausgelegt. Mittlerweile befindet der Rover sich seit über fünf Jahren im Einsatz und ist hierbei permanent durch Staub, Strahlung und Temperaturunterschiede verursachten extremen Umweltbedingungen ausgesetzt.
Momentan sind die Computer-Experten des JPL damit beschäftigt, die Ursache dieses Problems weiter zu analysieren. Zeitgleich werden die Subsysteme Spirits gezielt rebootet, um eine geplante Rückkehr in den normalen Operationsmodus einzuleiten. Die Rückkehr in diesen Operationsmodus wird für die Mitte der kommenden Woche erwartet. Ab dann soll Spirit auch wieder erste und noch sehr vorsichtige Manöver durchführen. Hierbei dürfte es sich in erster Linie um die Anfertigung eines Farbpanorama-Mosaiks der Westseite der Home Plate handeln, welches ursprünglich bereits für das vergangene Wochenende vorgesehen war.
Abgesehen von dem Computer-Problem befindet sich Spirit in einem für sein Alter guten Zustand. Seine Batterien sind voll geladen, die Solarpaneele erzeugen weiterhin Strom und auch die Temperaturen im Inneren des Rovers befinden sich im normalen Bereich. Mehrere Staubstürme im Gebiet des Marssüdpols und in der Umgebung von Hellas Planitia beeinträchtigen den Rover bisher nur unwesentlich. Am 15. April (Sol 1.878) konnten 241 Wattstunden Energie generiert werden (0,241 kWh). Auch der Bedeckungsgrad der Solarzellen mit Staub und der Tau-Wert der Atmosphäre im Gusev-Krater, dem Aufenthaltsort von Spirit auf dem Mars, blieben im Laufe der vergangenen Woche nahezu konstant.