Am 12. März 2008 flog Cassini dichter als je zuvor an Enceladus vorbei. Die ersten Daten wurden bereits ausgewertet und bringen mehrere Überraschungen.
Ein Beitrag von Maria Steinrück. Quelle: NASA JPL.
Cassini näherte sich dem Saturnmond Enceladus bei diesem Vorbeiflug von Norden her an. Dabei konnten hochauflösende Fotos vom Nordpol des Mondes gemacht werden. Wie auf diesen deutlich erkennbar, ist diese Region geologisch viel älter als die Südhalbkugel und von Kratern übersät.
„Diese Bilder zeigen uns sehr detailliert, wie sich der Nordpol des Mondes vom Süden unterscheidet – das ist wichtig für das Verständnis der komplexen geologischen Geschichte dieses Mondes“, erklärte Carolyn Porco, Leiterin des Cassini Imaging Teams.
Mit 50 Kilometern Entfernung war dies der bisher nächste Vorbeiflug an Enceladus. Dabei sollte die Raumsonde sogar durch die Fontänen, die aus den sogenannten „Tigerstreifen“ austreten, fliegen. Kurz nach der größten Annäherung tauchte Cassini in den Schatten des Mondes ein, sodass es unmöglich war, hochauflösende Aufnahmen vom Südpol, an dem sich die Geysire befinden, zu machen. Dafür konnte sich die Raumsonde auf andere Messungen konzentrieren:
Die beiden Instrumente Ion and Neutral Mass Spectrometer (INMS) und Cosmic Dust Analyzer (CDA) untersuchten Teilchen in der Umgebung des Mondes. Doch bei letzterem verhinderte ein Software-Problem, dass Daten während der größten Annäherung gesammelt werden konnten. Beim Umschalten zwischen zwei verschiedenen Software-Versionen trat ein Fehler auf. Dennoch wurden von den anderen Instrumenten wertvolle Daten gesammelt. Außerdem wird es nach bisherigen Planungen noch sieben weitere Vorbeiflüge an Enceladus geben.
Beim Auswerten der Daten waren die Wissenschaftler überrascht: Die gefundenen Chemikalien ähnelten der Zusammensetzung eines Kometen. Neben flüchtigen Gasen, Wasserdampf, Kohlendioxid und Kohlenmonoxid wurden auch organische Moleküle entdeckt. Während des Fluges durch die Fontänen wurde ein noch stärkerer Anstieg der Dichte dieser Teilchen als erwartet gemessen.
Mit dem Composite Infrared Spectrometer (CIRS) wurde die Temperaturverteilung um den Südpol von Enceladus in hoher Auflösung erfasst. Dabei wurden bei den „Tigerstreifen“ Temperaturen über -93 °C gemessen, das ist um 17 Grad höher als bisher bekannt war und um ganze 93 Grad wärmer als der Rest des Mondes.
„Diese spektakulären neuen Daten werden uns helfen, zu verstehen, was die Geysire auf Enceladus antreibt. Die überraschend hohen Temperaturen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass es nicht allzu tief unter der Oberfläche flüssiges Wasser gibt“, meinte John Spencer, der zum Team des CIRS gehört.
Letzten Dienstag, am 25. März 2008, flog Cassini in 1.000 Kilometern Entfernung zum 43. Mal am größten Saturnmond Titan vorbei.