Spektakuläre Narbe auf Japetus

Cassinis Neujahrs-Intermezzo hat sich gelohnt: Die Rohbilder und eine daraus zusammen gesetzte Gesamtansicht von Saturns Mond Japetus enthüllen eine riesige Narbe, wie man so noch keine gesehen hat.

Ein Beitrag von Axel Orth. Quelle: Raumfahrer.net.

Japetus ist bisher bekannt als „Yin-Yang-Mond“, der eine helle und eine dunkle Hemisphäre besitzt, die schon seinen Entdecker Giovanni Cassini sich wundern ließen, dass er den Mond mit seinem Teleskop zwar auf der einen Seite von Saturn sehen konnte, aber nicht auf der anderen.
Nach den Bildern, die Cassini an Neujahr von Japetus aus ca. 60.000 Kilometer Entfernung aufnahm, quasi als Aperitif für die Mitte Januar bevor stehende Landung von Huygens auf dem Titan, wird Japetus aber auch für einige spektakuläre Strukturen bekannt sein, die den Wissenschaftlern sicher noch manche Rätsel aufgeben werden.

Schon auf Cassini-Bildern von Japetus vor einigen Wochen war eine „Kette von 20 Kilometer hohen Bergen“ aufgefallen. Jetzt, aus der Nähe, sieht man, dass diese Berge nichts weiter waren als einige Spitzen einer ungeheuerlichen Gebirgskette – einer riesigen Verwerfung, die sich deutlich sichtbar mindestens um den halben Mond zieht:

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Gigantische Verwerfung auf Japetus, die sich mindestens um den halben Mond zieht.
(Bild: NASA/JPL)
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Großer Krater auf Japetus, in dessen Nähe auch die Verwerfung beginnt – Zufall?
Bild: NASA/JPL

Japetus ist mit seinem Durchmesser von 1436 Kilometer immerhin der drittgrößte Saturnmond und liegt weit in jenem Bereich, wo man davon ausgeht, dass ein Himmelskörper sich unter seiner eigenen Schwerkraft zu einer Kugel formt und nicht mehr nur zu einem unregelmäßigen Körper. Bei Bildern aus dem All sah man auf großen, kugelförmigen Himmelskörpern wie den Planeten oder großen Monden natürlich oft auffällige geologische Strukturen wie etwa Krater, Schluchten und Klippen, deren Größe aber gegenüber der Größe des eigentlichen Körpers stets vernachlässigbar waren und die auch seine Kugelform nicht beeinträchtigten. Mit diesem „Japetus-Gebirge“ hat man nun erstmals eine Verwerfung auf einem Himmelskörper entdeckt, deren Größe an die des Körpers selbst zumindest heran reicht und sogar dessen Kugelform leicht stört, wie man am unteren Horizont des Mondes sieht.

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So perfekt wie die NASA können wir das natürlich nicht, aber zumindest bekommt man aus diesem provisorisch aus sieben Rohbildern zusammengesetzten Bild von Japetus einen ersten Eindruck. Man beachte auch die helle Hemisphäre von Japetus, die hier links liegt – also im Schatten – und trotzdem noch heller wirkt als die dunkle Seite im Sonnenlicht (zum Vergrößern anklicken).
(Bild: NASA/JPL/Raumfahrer.net)

Auch sehr auffällig ist eine riesige, in etwa runde Struktur mit schroffen, steilen, wahrscheinlich Kilometer hohen Wänden, die hier am oberen Rand des Bildes teilweise sichtbar ist. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich um einen sehr großen Einschlagskrater handelt, der sich anschließend mit Material aus dem Inneren des Mondes fast wieder gefüllt hat.
Was ist hier passiert? Wie können sich solche Strukturen bilden? Handelt es sich um die fast schon „üblichen“ tektonischen Verwerfungen derartiger Eismonde? Oder ist Japetus einmal von einem großen Himmelskörper getroffen worde und wäre fast zerplatzt? Könnte der Mond dabei in zwei Hälften gespalten worden sein, hat sich durch die nach wie vor wirkende Schwerkraft aber wieder zusammengefügt? Dann wäre die eindrucksvolle Gebirgskette, die man heute sieht, so etwas wie ein Narbenwulst des damaligen, klaffenden Spalts.
Eine provisorische Gesamtansicht von Japetus:

Warten wir ab, was die Wissenschaftler zu den Bildern zu sagen haben werden. Wie auch immer: Sicher werden sie die Kameras und Instrumente von Cassini beim nächsten nahen Vorbeiflug an Japetus wieder auf Japetus‘ Narben ausrichten, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen. Leider wird das erst im Jahr 2007 sein.

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